Passt ganz gut zum vorhergehenden Artikel, in dem gezeigt wird, wie man in den USA pragmatische, kostengünstige Lösungen findet.
In Deutschland läuft das eher so:
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und die Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder (JFMK) vereinbarten im Oktober 2012 die gemeinsame Initiative „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS). Ziel des fünfjährigen Forschungs- und Entwicklungsprogramms ist es, die sprachliche Bildung von Kindern sowie die in den Ländern bereits bestehenden zahlreichen Angebote zur Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Effizienz wissenschaftlich zu überprüfen und weiterzuentwickeln. (Zitat aus der Pressemitteilung; vor vier Jahren habe ich das Projekt schon einmal vorgestellt, damals wie heute skeptisch, ob mehr dabei herauskommt als ein Beschäftigungsprogramm für Sozialwissenschaftler*innen und ein folgenloser Abschlussbericht.
Dies soll beschrieben, erforscht, implementiert, evaluiert usw. werden:
Dies ist das Projektorganigramm:
Näheres zum Lenkungsausschuss:
Hier kann man die Projektbeschreibung nachlesen.
2013 schrieb ich im Hinblick auf die bisherige „Versandung“ von Projekten des BMBF und mit wenig Hoffnung auf unterrichtsrelevante Erträge von BISS:
„Vielleicht sind in den Instituten und Sonderforschungsbereichen noch Kapazitäten frei für:
- eine Sekundäranalyse der Strategien und Module, die bisher zur Steigerung der Lesekompetenz entwickelt wurden
- eine Untersuchung, inwieweit diese Modelle Eingang in die Unterrichtspraxis gefunden haben
- eine Studie, ob diese Forschungsarbeiten zur Steigerung der deutschen PISA-Ergebnisse beigetragen haben“
Eine (veraltete) Übersicht über Forschungsprojekte gibt eine Expertise des BMBF: „Förderung von Lesekompetenz“ aus dem Jahr 2005, z. B. „Lesestart„.
In zwei Jahren, 2018, sollen die Lehrkräfte „wissenschaftlich erprobte Tools“ zu jedem BISS-Modul erhalten. 😉
NB.: Schulbibliotheken spielen in den Forschungsprojekten des BMBF so gut wie keine Rolle, vielleicht einmal eine halbe Seite von 300. Auch in der universitären Leseforschung tun sie das nicht. Eine der bekanntesten deutschen Leseforscherinnen hatten wir einmal als Rednerin zu einem Hessischen Schulbibliothekstag eingeladen. Bei einer anderen Begegnung antwortete sie auf die Frage des LAG-Vorsitzenden nach der Wirkungsforschung zu Schulbibliotheken, dass ihr derartiges nicht bekannt sei.
Eine andere Wissenschaftlerin, die ich per Mail fragte, warum sie Klassenbibliotheken empfehlen würde, aber keine Schulbibliotheken, antwortete gar nicht erst.