Archiv der Kategorie: Lesetipp

Literatur und Medien zu Asyl und Flucht

Der LAG-Vorsitzende Hans Günther Brée hat eine Literaturliste zum Thema zusammengestellt. Jetzt weist er ergänzend auf die Filmliste des Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrums (KJF) hin, die er für sehr brauchbar hält.

Im Augenblick haben derartige Listen Hochkonjunktur. Daher ist es jeweils gut zu wissen, wer die Liste zusammengestellt hat.

Gerne erinnere ich daran, dass es im LAG-Projekt „Die Bibliothek in der Kiste“ vor genau 20 Jahren eine erste Liste und eine an drei Standorten ausleihbare Kiste zum Thema „Heimat und Asyl“ gab.

Das Thema war damals breit gefasst: Über- und Aussiedler aus Ost- und Ostmitteleuropa, dem ehemaligen Ostblock, die deutsche Auswanderung, das Schicksal der Vertriebenen, Fremdenhass in Deutschland, die Arbeitsimmigranten aus der Türkei, Migrationen im Lauf der Geschichte bis zu den vietnamesischen Boat People. Unser „geheimer Lehrplan“ damals war wohl: Migration ist der Normalzustand, Bleiben ist die Ausnahme.

Empfehlungen für Klassenlektüre

Von Nutzer_innen der Stadtteil- und Schulbibliothek in der Weibelfeldschule, Dreieich/Hessen kommen Empfehlungen für Klassenlektüren für die SI (5-10). Dipl.-Biblliothekarin Linda Hein hat sie zusammengestellt.

Es sind bewährte, langlebige Stücke darunter, aber auch jüngere Klassiker (Die Wolke, Die Welle, Tschick, Das Schicksal ist ein mieser Vertreter, Tote Mädchen lügen nicht).

Am Schluss gibt es noch den Tipp, Texte nicht „kaputt zu analysieren“.

Anne Fine, Bills neues Kleid

In vorgenderistischen Zeiten ein wunderbares Buch. Ein Junge wacht, warum auch immer, als Mädchen auf, muss ein rosa Kleid anziehen und verbringt einen qualvollen Tag als Mädchen, lernt aber auch einiges.

Für Genderisten systemstabilisierend, daher abzulehnen.

51qgak0wbal-_sx374_bo1204203200_ Anne Fine, Bills neues Kleid, 1987, deutsch 1993 (antiquarisch)

Eine Geschlechtertauschgeschichte aus der Zeit, als es noch nicht üblich war, postmodern von heterosexueller Dominanz der weißen Rassisten, ihren milchweißen Frauen und ihrem Sexualneid auf dunkelhäutige Antänzer auf der Kölner Domplatte zu schwadronieren.

NB.: Von Anne Fine lesenswert sind auch Das Baby-Projekt und Der Neue! Alles sehr preiswert im modernen Antiquariat.

BIBLION: Ein ambitioniertes digitales Projekt der Stadtbibliothek von New York

Die Public Library of New York lässt aus den oft verborgenen Schätzen ihrs Bestandes faszinierende E-Books entstehen: Biblion, die grenzenlose Bibliothek. Die beiden ersten Werke sind a) den Weltausstellungen und ) der Entstehung und dem literarischen Nachleben Frankensteins gewidmet.

biblion

Letzteres enthält u. a. das handgeschriebene Manuskript von Mary Shelley, das man per Knopfdruck als gedruckten Text abrufen kann, eine Hörfassung und zahlreiche Fotos und Dokumente, sowie Esssays und Gepräche. Man kann auf Entdeckungsreise gehen, das Buch, besser gesagt, die App, ist nicht linear aufgebaut.

Winter-Lesetipps der FES Schwalbach a. Ts.

Hier sind die neuesten Lesetipps von Schüler/-innen des Jahrgangs 8 der IGS Friedrich-Ebert (FES) in Schwalbach am Taunus:

lesetipp2016.JPG

Gib eine Beschriftung ein

An der FES war ich viele Jahre Lehrer und habe die Schulbibliothek aufgebaut. Ich freue mich über die fortdauernden Schulbibliotheksaktivitäten.

Der rassistische Huckleberry Finn

In USA unterliegen Schulbibliotheken der Zensur. Nicht einer staatlichen, sondern einer der kritischen Öffentlichkeit. Daher werden immer wieder Bücher aus Schulbibliotheksregalen entfernt, weil Eltern oder Kirchen ein Jugendbuch als zu freizügig oder rassistisch verurteilen. Angesichts des offenen und latenten Rassismus im Lande ist es nachvollziehbar, dass man genau hinschaut. Ob Verbote allerdings das Problem lösen, darf bezweifelt werden.

Wieder einmal traf es „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ von Mark Twain. es gehört zu den am meisten verbannten Büchern in den USA. Beim Erscheinen 1885 wurde es verboten, weil es von einer Freundschaft zwischen einem Schwarzen und einem Weißen handelte. Im 20. und 21. Jahrhundert stößt man sich daran, dass im Buch politisch unkorrekt von „Niggern“ die Rede ist.

Im vorliegenden Fall immerhin verbleibt das Buch in der Schulbibliothek, aber es wird als Klassenlektüre in Klasse 11 (!?) gestrichen.

Andere Schulen lösen das Problem anders: Sie machen im Kontext der Lektüre sensibel für den Gebrauch der Sprache.

Neue Lesetipps vom Lese-Team der Hofheimer Gesamtschule Am Rosenberg

Auf 16 Seiten haben die Schülerinnen und Schüler wieder Lesetipps gegeben und der LAG Schulbibliotheken zur Verfügung gestellt.

Lesen auf dem Schulhof

Ein Bericht der Regionalzeitung Höchster Kreisblatt über die Hofheimer „Literaturpäpste“

 

 

 

Flüchtlinge in Preußen: Die Hugenotten

Vieles erinnert an heute: Die Einwanderung der in Frankreich massakrierten und vertriebenen Hugenotten in Deutschland, insbesondere in Brandenburg-Preußen im 17. Jahrhundert.

Siehe die beiden einander ähnlichen Artikel in Wikipedia und DeuFraMat

Kann es sein, dass Migration der Normalfall und Sesshaftigkeit die Ausnahme ist?

Basedow1764 wird gelesen!

Die Salzburger Stadtbibliothek

Auf der Statistikseite für Basedow1764 sehe ich, dass der Blog oft aus über einem Dutzend Länder  aufgerufen wird. Zu gerne hätte ich dann gewusst, was z. B. aus Chile, Polen, Italien, Korea und den USA aufgerufen wird.

Manche Länderaufrufe wiederholen sich oft, so dass ich annehme, dass es ein regelmäßiger Leser ist.

Manchmal erhalte ich eine Rückmeldung, wie gerade aus Luxemburg oder persönlich auf einem Seminar in Salzburg.

In Deutschland gibt es keine nennenswerte Diskussion über Schulbibliotheken, abgesehen von den ewig gleichen  Rufen nach Zusammenarbeit mit öffentlichen Bibliotheken, der Suche nach Geld und Personal und dem seit Jahrzehnten laufenden Bemühen einiger Bibliothekare, die Schulbibliotheken zu zählen. Zumindest ist mir keine nennenswerte Diskussion bekannt. (Wenn man von dem einsamen Rufer Dr. Karsten Schuldt absieht und den Konzepten der rührigen Berliner AGSBB.)

Umso mehr freue ich mich über die Beachtung von Basedow1764 außerhalb Deutschlands.

In Zahlen:

  • 100 108 110 Feedabrufe laufen über WordPress
  •   22 34 (?) über andere Kanäle, plus 21 bei feedly
  •   54 58 61 Twitter-Follower gibt es

Aufrufe aus Twitter heraus gehen, wenn ich es richtig sehe, nicht in die WordPress-Statistik ein. Ich war erstaunt, als ich das entdeckte: Da hat ein Post im Blog 30 Aufrufe, in Twitter aber 50.

Also etwa 180 220 „feste“ Follower, dazu kommen weitere ca. 150 ständige Leser/-innen ohne „Abonnement“.

Da kann ich eigentlich nicht aufhören.

Nicht erfüllt hat sich die Idee, mit dem Blog ein Kommunikationsmedium der LAG Schulbibliotheken in Hessen e. V. zu schaffen. In Hessen gibt es nur 3 Follower.

Update 08.12.2015: Ich freue mich und danke, dass im letzten halben Jahr 50 neue feste Leser/-innen und Leser dazu gekommen sind.

Internet = DDR? Jonathan Franzens neues Buch

Felicitas von Lovenberg interviewt Jonathan Franzen aus Anlass des Erscheinens der Übersetzung seines neuesten Buches „Unschuld“ (im Original: Purity) und Sandra Kegel bespricht das Buch in der FAZ von heute.

Franzen bringe darin die untergegangene DDR in Zusammenhang mit dem Internet: Die SED sperrte ihre Untertanen einst ein und spionierte sie aus. Das neue Medium habe einen totalitären Zugriff auf persönliche Daten.

Den Protagonisten Andreas Wolf(!) zitiert sie: Wie das Politbüro so sei auch das Internet Feind der Elite und Freund der Massen und gebe den Konsumenten, was sie haben wollen. Auch im Interview mit Frau von Lovenberg äußert sich Franzen über die neue Technik: Der SED-Dissident Wolf sei ein Narziss. Das müsse man sein, um als Dissident leben zu können. Der Narzissmus führe ihn geradewegs zum Internet, dem Projekt, das für Narzissten wie geschaffen sei.

Aber, so betont Sandra Kegel, sei das Buch kein trockener Thesenroman. Letztlich geht es nicht ums Internet, sondern um Menschen, die ihre Widersprüche, ihre Eigenheiten, ihre Geheimnisse haben.

Von Franzens „Korrekturen“ war ich enttäuscht, auf jeden Fall nicht so enthusiastisch wie die Kritik. „Unschuld“ werde ich wohl in die Hand nehmen.

Nachtrag: Julia Encke in der Sonntags-FAZ mag Franzen eigentlich auch nicht, findet die Gleichsetzung von Internet und DDR völlig verfehlt und aufgesetzt, hält Franzen aber für einen phantastischen Erzähler.