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Wie viel Datenvolumen frisst die Werbung?

Das Statistik-Portal Statista veröffentlicht eine US-amerikanische Tabelle, nach der beim Laden von Seiten angelsächsischer Nachrichtenmedien, etwa CNN und Huffington Post, die Werbung den größeren Teil des Datenvolumens ausmacht. Ausnahmen sind die Washington Post und der britische Guardian.

Digitaler Burnout?

Ein weiterer Versuch, ohne Digitalisierung in der Schule (zumindest in Grundstufe und SI) auszukommen: Die London Acorn School. Auch Fernsehen und Smartphones sind verboten und in den Ferien gilt das alles auch. Das erinnert an die Waldorf-Schulen.

Die britische Schulinspektion ist hoch zufrieden („Outstanding“). Trotz des hohen Schulgeldes sind es auch die Eltern, schreibt der SchulSpiegel.

Der Schweizer Digital-Papst Beat Mummenthaler, auf dessen Webseiten ich sonst viele interessante Hinweise finde, lobt das Buch des Informatikers Alexander Markowetz, Digitaler Burnout. Zwar hat er es noch nicht richtig gelesen, aber ihm gefällt, dass Markowetz das rigide Urteil von Manfred Spitzer über die Verheerungen, die die Digitalisierung in unseren Gehirnen anrichte, ablehnt. Wenn er es richtig gelesen hätte, hätte er feststellen können, dass Markowetz gar nicht so weit von Spitzer entfernt ist.

So richtig beeindruckt ist keiner der Rezensenten, die ich gefunden habe von Markowetz´Buch: Zu allgemein, zu wenig Forschungsbericht, nette Tipps wie kein Smartphone im Schlafzimmer und eine Armbanduhr tragen, statt die Uhrzeit ständig im Handy zu lesen.

Da ist mir Spitzer schon lieber. Auch bei ihm gibt es keine Forschungsergebnisse, die seine Thesen überzeugend belegen, aber seine Hypothesen klingen plausibel und sollten nicht vorschnell verworfen werden.

Muss der Interviewte dem Interviewer Recht geben?

Rainer Bölling, dessen Berechnungen zu den immer besseren Abiturnoten im vorhergehenden Beitrag vorgestellt werden, wurde im Deutschlandradio interviewt. Das Interview ist bemerkenswert. Es ist so ganz anders als die vielen Talkrunden im Fernsehen, wo die Gäste alles Mögliche behaupten dürfen, ohne dass in der Regel nachgefragt wird. Stattdessen darf der Nächste reden (oder fällt dem Vorredner ins Wort). Oder die Moderatorin/ der Moderator ruft den Einspielfilm ab oder lenkt zum nächsten Thema über. Ganz selten hört man: „Diese Frage haben Sie mir aber jetzt nicht beantwortet.“

Wie anders Deutschlandradio Kultur. Wenn der Interviewte nicht spurt, wird er zurechtgewiesen. Der israelische Botschafter hat das erlebt: „Hier stelle ich die Fragen“ herrschte ihn der DLF-Interviewer an. Für Rainer Bölling ging es noch glimpflich ab. Der neigte nicht zu der Ansicht des Journalisten, dass ein Lehrer/eine Lehrerin jedem Schüler/jeder Schülerin alles beibringen können müsse, also auch jeden/jede zum Abitur führen müsse. Er beharrte darauf, egal, was Bölling antwortete. Dieser kann von Glück sagen, dass der Interviewer sich am Schluss dennoch bedankte. Aber er konnte sich den Satz: „Auch wenn wir uns nicht einig geworden sind“ nicht verkneifen.

Das Interview

Aus der Geschichte unserer nationalen Radiosender (zit. nach Wikipedia):

„Nach der Vereinigung beider deutscher Staaten 1990 hatte der Deutschlandfunk (DLF) seinen ursprünglichen Auftrag, die DDR und Osteuropa mit Informationen aus dem freiheitlich-demokratischen Deutschland zu versorgen, verloren. Auch war die „Treuhänderschaft“ des Bundes für die DDR-Bevölkerung abgelaufen, weswegen der Deutschlandfunk als per Bundesgesetz errichtete Anstalt nicht dauerhaft hätte weiterexistieren dürfen. Dennoch wollte man weiterhin überregionalen Hörfunk für das vereinigte Deutschland anbieten. Daher einigten sich die 16 Bundesländer mit Wirkung zum 1. Januar 1994 darauf, die Körperschaft des öffentlichen Rechts Deutschlandradio per Staatsvertrag unter einem gemeinsamen Dach von ARD und ZDF zu errichten. Die bisherige Bundesanstalt des öffentlichen Rechts Deutschlandfunk ging zusammen mit dem ehemaligen West-Berliner RIAS und dem ehemaligen DDR-Deutschlandsender in dieser neuen Körperschaft auf. Die fremdsprachigen DLF-Auslandsprogramme wurden bereits zum 1. Juni 1993 an den deutschen Auslandsrundfunk, die Deutsche Welle, abgetreten. Mit der Fusion 1994 wurden nahezu alle Unterhaltungssendungen gestrichen und der Deutschlandfunk (GS: müsste es hier nicht besser DeutschlandRadio heißen?) als nationales Kultur- und Informationsprogramm positioniert.“

Immerhin haben die drei Sender unter dem DeutschlandRadio-Dach nur einen Intendanten.

Auf der Webseite des DLF steht nach Interviews immer dies: „Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.“ Wäre dies nicht passender: „Gesprächspartner, die auf ihrer Meinung beharren, werden nicht mehr interviewt.“

Neues Medienzentrum in britischer Grundschule

Die Miriam-Lord-Grundschule in Bradford in der Nähe von Manchester im Vereinigten Königreich hat sich von der Firma demco interiors eine multimediale Schulbibliothek einrichten lassen: Ton-, Fernsehstudio und Computerspielzone, alles mit entsprechender Geräteausstattung. Täglich gehen die Schüler auf Sendung.

Wer möchte, kann sich Fotos auf youtube ansehen.
Die Beschreibung bei demco

Nachtrag: Bloß keine Computertische mehr!

Der Beitrag aus dem Jahr 2008 über Computertische gehört immer noch zu den Meistaufgerufenen.

Das hängt sicher auch damit zusammen, dass eine der von mir genannten Lieferfirmen (Demolux) – um es vorsichtig zu formulieren – nicht zur Zufriedenheit von Kunden gearbeitet hat.
Dass ich selbst auch von dieser Firma genervt worden war (endlose Installationszeit, unbefriedigender Kundendienst,  mangelhafte Gerätequalität und ein unverschämter Geschäftsführer), merkte ich erst später. Die Firma hatte nämlich inzwischen den renommierten Namen „Demolux“ gekauft. Mein Schulträger hat sich dann ußergerichtlich mit Demolux verglichen.

Ich hoffe, dass auch mein Update aus dem Jahre 2010 gelesen wurde. In dem rate ich angesichts der Entwicklung im Gerätebereich von Computertischen („Dinosaurier“) ab.

Die wichtigere Frage ist jedoch, ob Desktop-Rechner oder Laptops und andere mobile Geräte angeschafft werden sollten. Wird die Zukunft Tablets und Smartphones mit einer anderen, besseren Prozessor-Architektur gehören? (Am Horizont taucht zudem das angelsächsische BYOD – bring your own device – auf: Wenn demnächst alle Bürger einen leistungsfähigen Rechner im Handy, an der Armbanduhr, in der Brille oder wenigstens in der Schultasche haben werden, braucht es dann noch die milliardenteure EDV-Ausstattung in den Schulen? Ein paar Whiteboards bzw. große Bildschirme, die von allen Geräten angesteuert werden können, würden genügen.)

Ganz wird man m. E. jetzt noch nicht auf Desktop-PCs verzichten können. Man kann sie einfacher reparieren, Monitore und Tastaturen austauschen. Leistungsfähige Laptops sind erheblich teurer, unangenehm auch: Laptops werden schnell heiß.

(Angesichts der Milliarden, die seit 30 Jahren in den Schulen für die EDV-Ausstattung und die alle paar Jahre fällige Installation der jeweils neuesten Gerätegeneration, kommen mir manchmal Zweifel, ob man nicht eher in bessere Lehrer/-innenausbildung und -bezahlung, schönere Schulgebäude, mehr Exkursionen und Musikinstrumente hätte investieren sollen.)

Da sich Standgeräte immer schlechter verkaufen, wird es aber für Schulen bald einen Nischenmarkt geben müssen, wie früher für besonders robuste AV-Geräte, die ein normaler Konsument nicht kauft und die daher teurer sind.

Man wird in den sauren Apfel beißen und zweigleisig fahren müssen: Desktoprechner, die sofort nutzbar sind, z. B. für Katalog- und Internetrecherchen, Laptops für Gruppen- und Einzelarbeit (und Gruppenräume mit Whiteboards).

Mich würden Überlegungen und Erfahrungen interessieren.

Die Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung

ist eine Fundgrube für historisch-politische Bild- und Tondokumente. Vieles davon darf gedownloadet werden. (Siehe den Hinweis zu Videoclips zur „Wende“ in Ostdeutschland.)

Man könnte die Materialien als Ergänzung zum Buchbestand im OPAC erfassen.

Lügner, Leugner und Verschwörer: Das Internet erschwert den Erwerb von Informationskompetenz

Es ist immer ein Bohren dicker Bretter, wenn in Sozialkunde, Geschichte oder Deutsch verlangt wird, das Wichtige in einem Zeitungsartikel, einem Dokument, einem Essay zu unterstreichen oder gar mit eigenen Worten wiederzugeben. Ein noch dickeres Brett ist, das Interesse hinter dem Zitat oder dem Text zu erkennen. Dass z. B. auf der Webseite der Islamischen Republik Iran eine Islamdefinition steht, die nicht als allgemeingültig betrachtet werden kann. (Nach den – formalen – Evaluationskriterien eines amerikanischen Handbuchs über Informationskompetenzvermittlung im Unterricht galt die Seite als nicht zu beanstanden.) Oder, wenn die Linkspartei die Achtung der Menschenrechte in Kuba für vorbildlich hält, dies nicht mit der Wirklichkeit verwechselt werden darf, sondern als Aussage von Linken erkannt wird.

Mancher Schüler fragt mit Recht, woran er denn erkenne, was wichtig und was unwichtig in dem Text sei? Im Verlauf mehrerer Schuljahre kann man Kategorien vermitteln, die ein wenig helfen. Ich will nicht behaupten, dass Schule und Lehrer durchweg erfolgreich bei der Vermittlung von Kompetenz im Umgang mit Quellen im Referate schreiben sind. Obwohl es seit Jahrzehnten in den Sprachbüchern Kapitel dazu gibt. Ein kompetenzorientierter Unterricht hilft anscheinend auch nicht weiter, wie erste Befunde zeigen.

Seit einigen Jahrzehnten begreifen sich Bibliothekare als Vermittler von Informationskompetenz. Hervorgegangen ist der Begriff aus der library instruction, der Einführung in die Bibliotheksbenutzung, und wurde auf die Informationssuche im Internet ausgeweitet. Er ist gekoppelt mit dem Slogan des „lebenslangen Lernens“ und hat auch eine Schnittstelle zur Bloomschen Taxonomie der Lernziele im kognitiven Bereich. Er beschäftigt Heerscharen von Wissenschaftlern. Sogar Informationskompetenzerwerbs- und -vermittlungsstrategien für den Kindergarten werden modelliert.

Jetzt ist er auch in Deutschland angekommen. Und steht so(gleich) in Bibliotheksgesetzen und in Vereinbarungen der Kultusminister mit dem Deutschen Bibliotheksverband.

Das Wichtigste sind m. E. die ersten Phasen der jeweiligen Modelle des Informationskompetenzerwerbs (IK): Das Erkennen des Informationsbedarfs, die Entwicklung einer Fragehaltung. Wer eine Fragehaltung verinnerlicht hat, wer nicht gleich alles glaubt, was in der Tagesschau, der Bildzeitung, der Treffermeldung steht, hat das Wesentliche des IK begriffen.

Wie unterrichtet man das? Weiterlesen

Auswärtiges Amt: Alles nur eine Frage der Informationskompetenz?

Dieses Mal muss ich beschämt gestehen, dass ich selbst überrascht war. Dabei war es, wie schon oft: Man wusste es längst, aber es hat niemanden interessiert, es ist vergessen worden, man wollte es nicht so genau wissen.

Die Historikerkommission, die die Nachkriegsvergangenheit des Auswärtigen Amtes (AA)  untersucht hat, stellt es als optischen Aufmacher vor: Die Reisekostenabrechnung des Diplomaten Rademacher, sein Reisegrund: „Liquidation von Juden“. Dieses Formular lag schon 1951 beim Prozess gegen ihn vor. Bis heute  gab es über die Jahre zahlreiche Presseartikel, in denen es genannt wurde. Christopher Browning hat es in einem Buch über das AA und den Holocaust 1978 erwähnt. (Darauf weist Reiner Blasius in der heutigen FAZ hin. Warum er dies macht, erschließt sich mir nicht. Ich vermute mal, es wurmt ihn, dass ausgerechnet ein Josef Fischer, wie diese Zeitung meist schreibt, sich hier Verdienste erworben hat.)

Das kommt immer wieder vor: Bei den gefälschten Hitler-Tagebüchern war schon bei den Initialen A. H. ein Fehler. (Wenn man Frakturschrift kennt, musste es einem auffallen.)

Bei der Mehrwertsteuersenkung für das Hotel- und Gaststättengewerbe wird auf der FDP herumgehackt. Über Google ließe sich finden, dass in Bayern, wo die Sache herkommt, alle Parteien, einschließlich der Kommunisten, dafür waren.

Ein Geschichtsprofessor namens Daniel Goldhagen wollte einmal in einem dann heiß diskutierten Buch den Deutschen einen angeborenen Antisemitismus nachweisen. Dabei hat er eine Sekundäranalyse eines Buches des oben erwähnten Christopher Browning gemacht und einen völlig falschen Schluss aus der sorgfältigen Forschungsarbeit gezogen. Historikerkollegen, die Goldhagen kritisierten, wurden von ihm verklagt. Browning war sehr verärgert. Er forschte, Goldhagen vereinnahmt die Ergebnisse und verwurstet sie zu seiner abenteuerlichen These.

Brownings Buch heißt: „Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen“. Es zeigt exemplarisch, wer die Männer waren, die an der ersten Phase des Holocaust, den Massenerschießungen durch deutsche und baltische Polizeibataillone- und SS-Einsatzgruppen hinter der Front, teilnahmen.

Was mich beschäftigt: Wie gelingt es, Schüler/innen zu einer kritischen Haltung und Hinterfragung jeglicher Information, insbesondere im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich, zu erziehen? Ist das eine Aufgabe der Unterrichtsdidaktik? Kann das in Bildungsstandards operationalisiert werden? Hilft es, wenn ich die Klasse zu Vermittlern von Medien- und Informationskompetenz schicke?

Was letzteres angeht, vergewissere ich mich am Schluss wieder bei Stanley Wilder, dass Schüler und Studenten nicht als Informationssucher definiert werden sollten, die man zu kleinen Bibliothekaren machen müsse. Schüler und Studenten seien Lernende und Schreibende. Bibliothekare sollten ihr Expertenwissen nutzen und Studenten helfen, ihr Fach besser zu verstehen, und nicht zu Experten für die komplizierte Suche von Zeitschriftenaufsätzen zu machen.

Basedow 1764 beschließt, … Weiterlesen

Die Schulbibliothek als Wissensallmende

Als ich vor einiger Zeit auf einer e-learning-Tagung über Schulbibliotheken referieren durfte, wurde ich eingeführt mit der Frage:

„Ist die Schulbibliothek  im digitalen Zeitalter nicht überflüssig geworden?“

Ich weiß nicht, ob ich die Fachleute für blended learning, virtual life und web2.0 restlos von der Notwendigkeit einer Schulbibliothek im digitalen Zeitalter überzeugen konnte.

Man sollte konsequent sein und diese Frage erweitern: Wenn das Internet alles bietet, was früher in Schulen und Bibliotheken gelagert und gelernt wurde und das in Echtzeit, in Farbe, animiert und nutzerorientiert, könnte man doch gleich die Schulen abschaffen. Warum wird diese Frage, oft begleitet von einem malizösen Lächeln, immer nur bei Schulbibliotheken gestellt?

In den 80er Jahren, in der Frühphase des Internets, war man in USA nahezu einhellig der Meinung, man brauche jetzt keine Universitätsbibliotheken mehr, jedenfalls keine Neubauten. Inzwischen hat sich die Internettechnologie weiter entwickelt. Es gibt Laptops, Netbooks,  Google Scholar, wisdom of the crowds und iPhones.

Schule und Bibliothek können jetzt an den Strand, in die S-Bahn, ins Kinderzimmer mitgenommen. Inzwischen werden aber wieder Universitätsbibliotheken gebaut!

Warum ist das so?

Ivan Illich hat in den 70er Jahren die Abschaffung der herkömmlichen Schule gefordert. Er wollte die Entschulung der Gesellschaft, stattdessen aber eine pädagogisch orientierte lernende Gesellschaft.

Für Illich war ein Referenzservice (so hat er das genannt) für alle Dinge, die mit formalem Lernen zu tun hatten, wichtig: Bibliotheken, Theater, Labore, Veranstaltungsräume mit entsprechenden Medien (Tafel, Video, PC – nach dem Stand der 70er Jahre).

Wenn man das Gebäude der Bielefelder Laborschule betritt, sieht man, dass die Lerngruppen auf offenen Plattformen, den Flächen arbeiten und nicht in geschlossenen, rechteckigen Klassenzimmern sitzen.

Wie soll man solche Räume in der Schule nennen? Schulbibliothek, school library media center, Mediothek, centre de documentation et d´information? Das sind Zungenbrecher, sie konnotieren entweder Bücher oder neue Medien, ihre Abkürzungen klingen wie Güterverkehrszentrum (GVZ). Es geht aber nicht um Büchermagazine, Computerräume oder Ausleihtheken. Es geht um Lernräume und Lernprozesse.

In der angelsächsischen Welt gibt es jetzt einen neuen Begriff dafür: learning commons.

Da steckt der Allmende-Begriff drinnen: Das mittelalterliche  Gemeineigentum am Gewässer, am Wald und der Weide.

Die Learning commons sind eine Wissensallmende.

Learning commons beinhalten eine Vielzahl von Räumen: Begegnungsraum, Funktionsräume, Kommunikationsflächen, Stillarbeits-, Einzelarbeits-, Gruppenarbeitsraum, Plenum. Hell, offen, einladend, korrespondierend zur Form der Arbeit. Sie ermöglichen eine Vielzahl von Sozial- und Arbeitsformen. In ihnen wirken Menschen, die nicht nur  Lernprozesse moderieren, sondern Schüler/inne/n etwas beibringen.

Learning commonsz. B. Vanier College, Montreal

z. B. Exploratorium San Francisco (keine Schule, sondern tolles Museum!)

z.B.  Chelmsford, Massachusetts

Zum Kleingedruckten:
Lassen wir mal die rechtlichen Implikationen des Allmendebegriffs beiseite: Creative commons! Schon der Bauernkrieg hatte etwas mit Veränderungen bei der Allmende zu tun.
Ich überlasse es gerne anderen, zu unterscheiden zwischen Bibliothek und learning common(lc), abzugrenzen, ob lc ein Teil der Bibliothek oder die Bibliothek Teil des lc ist, ob lc nicht doch eher virtuell gemeint ist.
Der kreative Prof. Dr. David Loertscher, der schon mehrfach die Schulbibliothek „neu erfunden“ hat, ist einer der US-Väter dieser Idee. Prof. Dr. Ross Todd beansprucht aber auch, den Namen gefunden zu haben.

Nicht verschweigen möchte ich, dass die LAG diese Form der Schulbibliothek übrigens von Anfang an propagiert: Die Schulbibliothek ist eine pädagogische Einrichtung, lautet einer der Kernsätze von Günther Brée.  Sie ist von der Schule, vom Unterricht, von den Lernprozessen her zu denken.

Das kommt in den Titeln unserer Präsentationen vor, wie:

„Die Schulbibliothek als Motor der Schulentwicklung“, „… als Zentrum für pädagogische Innovation“ oder „… als Lernzentrum“.

Das kommt in Details unserer Beratungsarbeit zum Ausdruck: Die Bibliothek braucht Raum für Einzel- und Gruppenarbeit und Platz für eine ganze Klasse (oder zwei). Der Bestand besteht aus einem durchdachten Mix „alter“ und neuer Medien. Rollenregale ermöglichen flexible Raumgestaltung. Der WebOPAC erlaubt schon mal von zu Hause im Bestand zu recherchieren. (Heute gibt es, u. a. mit den Web2.0-Tools, noch viel mehr Möglichkeiten.) Die Bibliothek sollte Laptops bereitstellen. In der Bibliothek lernt man Arbeitstechniken. (So nannten wir das, als wir den Begriff „information literacy“ noch nicht kannten.) Usw.

Dank Prof. Loertscher haben wir jetzt zumindest einen Arbeitstitel für diese Form der Schulbibliothek: learning commons. Hoffentlich lässt er ihn nicht schützen, wie das Ross Todd mit guided inquiry gemacht hat.

Lange bevor ich mein Herz an die Schulbibliotheken verloren habe, hatte ich mir in meinen Schulen einen leeerstehenden Raum geangelt, in dem ich eine Gruppentisch-Anordnung schuf, einen Kartenständer deponierte, einen halben Klassensatz Atlanten, einen Tageslichtprojektor, ein Lexikon und einen Duden, einen Klassensatz Grundgesetz, Farbkreide und einen Kassettenrekorder. Alles Dinge, die in einem gewöhnlichen Klassenraum nicht oder nur so lange vorhanden waren, bis ein Kollege sie entdeckte und usurpierte. Oder man schleppte sie, wie ein Maulesel bepackt, von Klasse zu Klasse. Das war sozusagen meine private Allmende. Die von mir eröffneten Schulbibliotheken waren später – als öffentlicher Raum – nichts anderes.