Beim Wiederlesen der Broschüre „Wer soll das bezahlen?“ merke ich, dass mancher Tipp immer noch brauchbar ist. Daher hier und als pdf (75 kb) ein paar Tipps.
In Zeiten hoher Verschuldung der staatlichen und kommunalen Körperschaften ist nicht damit zu rechnen, dass es für Schulbibliotheken Haushaltsmittel geben wird. Da ist es gut, sich verstärkt auf eigene Möglichkeiten zu besinnen.
Was in der Schule geht. (Hat sich bei mir bewährt.):
- Restbeträge aufgelöster Klassensparbücher für die Bibliothek spenden
- Verkauf von Basteleien (Bücherstützen, Lesezeichen)
- Erlöse des Weihnachtsbasars
- Eintrittskosten für eine Autorenlesung*
- Bücherflohmarkt im Lehrer/innenzimmer(!)
- Sammlung im Kollegium, z.B. für Literatur zu einem aktuellen Ereignis oder für einen Weihnachtsbaum in der Bibliothek
- Aufstellen eines kostenpflichtigen Fotokopierers in der Bibliothek*
- Buchpatenschaften, Patenschaftsabonnements
- Erlöse aus dem Verkauf des Videos über die Skifreizeit
- Verkauf von Kaffee und Kuchen während Konferenzen und Schulveranstaltungen („Café Leseratte“)*
- Verkauf von „Bibliothekssouvenirs“: T-Shirts, Puzzles, Kalender, Broschüren*
- Erlöse eines Schulfestes*
- Hefte- und Papierverkauf*
- Elternspende
- „Weihnachtswunschzettel“ der Bibliothek: Welche Bücher Eltern ihren Sprösslingen auf den Gabentisch legen können, verbunden mit einem Spendenaufruf.
Was „draußen“ geht:
- Handel, Banken, Industriefirmen am Schulort ansprechen
- Politik-Prominenz ansprechen: Bürgermeister, Minister/innen, Abgeordnete. Sie alle haben einen „Reptilienfonds“ aus Lotto- und Spielbank-Mitteln.
- Bußgeldstelle des Amtsgerichts (über den Schulförderverein)
- Stand auf Flohmärkten (Verkauf antiquarischer Bücher von Eltern und
Kollegen) - Zuschuss beim Magistrat der Stadt beantragen (Projektbeschreibung ist hilfreich.)
- Spende der Sparkasse (Sparkassen müssen einen Teil ihrer Erträge zur Unterstützung von sportlichen und kulturellen Aktivitäten verwenden.) An Bürgermeister/Landrat oder Sparkassenvorstand wenden.
- Zusammenarbeit mit der öffentlichen Bücherei: Reden Sie mit Ihrer Bürgermeisterin/Ihrem Bürgermeister oder der Bibliothekarin. Über die Fachstellen für (kleinere) Büchereien erhalten Sie Mittel aus dem kommunalen Finanzausgleich (KFA) als Gegenmittel zu Beträgen, die die Kommune für die Bücherei aufwendet. Das kann vier- bis fünfstellig werden, wenn die Stadtväter und -mütter mitspielen. Ihre Schulbibliothek muss Zweigstelle der Stadtbücherei werden oder die Stadtbücherei in die Schule einziehen. Das sind sog. „Kombiprojekte“.
Ein (nicht-fiktives) Beispiel: Eine Gemeinde schließt ihre Stadtbücherei. Die Schule schlägt vor, dass die Schulbibliothek die Aufgabe einer öffentlichen Jugendbücherei übernimmt und dafür an einem Nachmittag für außerschulische Nutzung öffnet, wenn die Kommune sich finanziell beteiligt (Mittel für den Bestandsaufbau und eine Honorarkraft). Damit ist beiden gedient: Die Gemeinde ist nicht ganz büchereilos und die Schulbibliothek kann ein bisschen wachsen. - Sehr vorteilhaft ist ein Schul- oder Bibliotheksförderverein. Er kann Spenden-quittungen ausstellen. (Information: Steuerwegweiser für gemeinnützige Vereine, hrsg. v. hessischen Finanzministerium, oder das gleichnamige dtv-Beck-Taschenbuch 5231 ) Evtl. kann auch die Schule Spenden bescheinigen. Das ist in einem Spendenerlass geregelt.
- Die Chance, eine Spende zu erhalten, ist größer, wenn Sie Ihrem Brief ein gutes
Foto der Bibliothek oder einen Zeitungsbericht beilegen.
* Beim dieser Art des Geldeinnehmens Vorsicht! Unbedingt Rücksprache mit der Schulleitung bzw. der Schulverwaltung halten!
Vergessen Sie beim Aufruf zur Elternspende das Überweisungsformular nicht! Es
geht noch nicht alles elektronisch. Ein Foto von der Scheckübergabe, ein Dankeschön der Schule im „Blättchen“ sorgen dafür, dass nicht nur das Nehmen, sondern auch das Geben zu einer angenehmen Sache wird.
Können Sie auch etwas bieten? Schicken Sie den Eltern eine Liste mit Sommerferienlesetipps für ihre Kinder! Bieten Sie der Sparkasse die Buchobjekte vom
Kunstkurs für eine Ausstellung in deren Räumen an.
Für einen Riesenglobus, für alle Bücher von Dagmar Chidolue oder für Bücher
über Kinder aus der 3. Welt, – also für ein konkretes Projekt – spendet man eher als
für „Neuanschaffungen“ oder „Bücher“.
Schreiben Sie keinen Bettelbrief an Buchhandlungen und Verlage! (Sie tun´s ja
doch, ich weiß. Und haben manchmal sogar Erfolg.) Verlage und Buchhandel
wenden Mittel für Aktionen der Leseförderung auf. Wenn es um ein konkretes öffentlichkeitswirksames Ereignis geht (Lesung, Buchausstellung, Lesefest, …) ist man meist bereit, ein Bücherpaket zusammenzustellen.
Bei manchen Verlagen gibt es Remittenden-Buchpakete, die sich durchaus lohnen
(z. B. http://www.zweitausendundeins.de; http://www.beltz.de ). Sie sollten aber nicht aus den
Augen verlieren, was Sie wollen: Einen Bestand, der sich an bestimmten
(didaktischen) Überlegungen orientiert oder eine Büchersammlung mit Schnäpp-
chen vom Flohmarkt, Mängelexemplaren und milden Gaben vom xyz-Verlag.
Das schließt nicht aus, dass Sie mit Ihrer Buchhandlung reden sollten; z. B. über einen – Rabatt analog zum Schulbuchrabatt.
Auf Buchmessen können Sie meist am letzten Messetag an vielen Ständen Ausstellungsexemplare zu Verlagspreisen kaufen. (In der Regel nur, wenn Sie nachweisen, dass Sie Buchhandelskollege/-kollegin sind.) Eine Fachbesucherkarte erhalten Sie, wenn Sie nachweisen, dass Sie die
Schulbibliothek betreuen.
Crowdfunding ist ein Zauberwort aus den USA und funktioniert auch hierzulande! (Anders als „wisdom of the crowd“.) Man sammelt auf einer Internet-Plattform für ein konkretes Projekt. Die Berliner AGSBB hat so den Druck einer Broschüre finanziert.
Kostenlos oder für wenig Geld bekommen Sie Bücher bei Landes- und Bundeszentrale für politische Bildung, bei Regierungen, Parteien, Verbänden und internationalen
Organisationen. Natürlich erklärt auch die Wirtschaft gerne selbst, wie Wirtschaft
funktioniert.
Manche Materialien werden den Schulen unaufgefordert von dubiosen Adressen
zugeschickt (Scientology, Europäische Arbeiterpartei, ….). Aber Schulbibliotheks-
menschen besitzen ja Informationskompetenz.
Sprechen Sie Zeitungsredaktionen wegen der Rezensionsexemplare an. Meist
werden die aber schon anderweitig verteilt oder gar verkauft. auch die Tageszeitung könnte es kostenlos, verbilligt oder über ein Patenschaftsabonnement geben
Das Kulturamt der Stadt organisiert eine Autorenlesung, die in Ihrer Bibliothek
stattfindet. Sie sparen das Honorar für den Autor.
Verbünden Sie sich mit der Stadtbüchereileiterin, falls es eine gibt! Eine Lesung
vormittags in der Schule, eine nachmittags in der Bücherei. Die örtliche Buchhandlung holt mit ihrem Kleintransporter die Kisten einer
Börsenvereins-Ausstellung in die Schule.
Der italienische Kulturverein stiftet ein Dutzend Kochbücher über die cucina
italiana, damit es beim Schulfest etwas Gutes zu essen gibt.
Lassen Sie sich Bücher aus der öffentlichen Bücherei als Blockausleihe für ein
paar Wochen geben. So haben Sie immer wieder neue Bücher im Angebot und die Stadtbibliothek erhöht ihre Ausleihzahlen.
Die Stadtverordnetenversammlung in Schwalbach a. Ts. griff meinen Vorschlag einer städtischen Leseförderung in Zusammenarbeit mit den Schulen auf und bewilligte Mittel für eine Honorarkraft und Veranstaltungen. Eine ganze Reihe von Aktivitäten in der Schulbibliothek ist so erst möglich geworden. Und die Stadt setzte ein Zeichen: Lesekultur ist Teil ihrer Jugendarbeit.
Leider nur einmal von einer einzigen Bibliothek anwendbar: Die Rundfunkanstalten
haben ein Herz für ihre Hörer und Seher: In Brandenburg hat der rbb erreicht, dass
eine befristete Stelle in einer Schulbibliothek in eine unbefristete umgewandelt
wurde. Beim Hessischen Rundfunk gab es die Aktion „Das schaffen wir“. Dort rief
eine Lehrerin an und schilderte das Problem, dass die Schule einen Anbau mit
einem Büchereiraum bekommen habe, aber keine Bücher. Im Laufe einer Stunde
spendete eine Hörerin drei Bände „Harry Potter“, die Buchhandlung Hugendubel
500 € und Amazon gar 2500 €, Dagmar Chidolue schenkte eine Lesung und
Paul Maar eine Zeichnung.
Pingback: Neuer Finanzierungstipp | Basedow1764's Weblog
Crowdfunding als Finanzierungsmodell für Projekte aller Art und Größe nimmt immer mehr Fahrt auf. Ein tolles Mittel, um auch Schüler mit einzubinden. Nächste Informationsveranstaltung dazu am 21. Hessischen Schulbibliothekstag, 02.03.2013 in der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar (bei Gießen). Freue mich, Sie zu sehen!
Ein Crowdfunding-Termin, der Dir, liebe Susanne, sicher nicht entgehen dürfte, ist während des Bibliothekartags 2012 in Hamburg. Genauer Ort und Termin werden durch die BIB-OPLer bekannt gegeben bzw. über das offizielle BT-Programm. Oder wie wär’s mit Stuttgart am 8.10.12 (Fachstelle)? Das wäre sicher eine gute Gelegenheit für die Leingartnerin 😉
Vielen Dank für die fast schon lebhafte Diskussion.
So etwa hatte ich es mir vorgestellt, als ich von der Mailing List zum Weblog umschwenkte.
Sonnige Grüße aus dem Osten in den Süden
Im übrigen ärgere ich mich, dass ich erst gestern über diese Veranstaltung von Ilona Munique „gestolpert“ bin. Das ist natürlich jetzt viel zu kurzfristig, aber solche Hinweise würde ich mir auch hier wünschen.
http://wegateam.wordpress.com/2010/05/25/anmeldeschluss-publicity-fur-schulbibliotheken/
Nicht ärgern, lässt sich alles noch nachholen: neuer Termin in Bamberg im Frühjahr 2011. Ich merke Dich gleich mal vor.
Wichtiger finde ich, dass ich den genauen Termin bei Basedow finden kann, damit die anderen es auch mitbekommen…
schon wieder verpasst in Augsburg 😦