Ein noch sehr vager Vorschlag, am Rande in Ahrensburg gehört, den ich keinesfalls als Kritik an diesem verstanden habe, hat mich angeregt:
Macht es Sinn, eine veränderte Tagungsform entwickeln?
Ich kenne jetzt die Schulbibliothekstage in Hessen, Berlin-Brandenburg und Schleswig-Holstein, 23 an der Zahl. (Alle drei mit landesspezifischer Prägung und jeweils eigenem Stil und Charme.)
Dann gab es noch eine aufwändige Tagung in Wels, Österreich, die von Hessen inspiriert war. Sie verfügte über ein imposantes Budget und machte auch im Programm deutlich, dass Schulbibliotheken im Lande sehr viel wichtiger genommen werden als bei uns. Die Unterrichtsministerin richtete per Videobotschaft Grüße aus.
Die Erfahrung zweier IASL-Konferenzen möchte ich auch nicht missen. (Der hessische SBT übertrifft inzwischen auch schon mal Teilnehmerzahlen einer IASL-Konferenz. Auch in der Zahl und Bandbreite der Seminare muss er den Vergleich nicht scheuen. So viel Hessenstolz muss sein! Was noch fehlt, ist die Mehrtägigkeit. 😉
Das alles sind Tagungen nach klassischem Muster: Man eilt von Seminar zu Seminar, trinkt dazwischen einen Kaffee, tauscht Visitenkarten aus und fährt mit gefüllter Tasche und neuen Kontakten nach Hause.
Der Referent fragt sich, ob er zu viel in die 45 Minuten oder 1,5 Stunden hineingepackt hat, ob die Teilnehmer/innen ausreichend Gelegenheit hatten, zu diskutieren oder eigene Erfahrungen beizusteuern, ob er nicht doch die Zeit für eine Vorstellungsrunde hätte „opfern“ sollen.
Konträr dazu stehen Erfahrungen aus ca. 30 Wochenlehrgängen, die Günther Brée und ich, mit wechselnden weiteren Teamern, durchgeführt haben, aber auch ein- und anderthalbtägige Workshops. Arbeitsformen also, in denen eine Gruppe länger kommunizieren, kooperieren und sich auf ein Thema konzentrieren konnte. Es vielleicht unter verschiedenen Gesichtspunkten oder Teilaspekten bearbeitet hat.
Das könnte so aussehen:
Eine Gruppe kann an einem Tag 4-5 Stunden zusammen arbeiten (Vernachlässigen wir einmal die Gruppendynamik), kann zu einem Ergebnis, einem Produkt, einer Präsentation kommen. Das muss nicht am selben Tag, sondern könnte alles online gezeigt werden.
Es könnte auch eine Veranstaltung für Multiplikatoren sein, die ihre Fortsetzung in der Region, in der Schulbibliothek, fände. Schließlich gibt es, nach Auflösung der zentralen Lehrerfortbildung (in Hessen), keinen Ort mehr für solche Veranstaltungen.
Wir haben den SBT für Hessen nach IASL-Vorbild erfunden. Es war von Anfang an klar, dass dieser Tag etwas Besonderes sein sollte, einmal im Jahr, dann alle zwei Jahre, weil er sehr viel Arbeit macht.
Das kleine Schulbibliotheks-1×1, die Fragen nach der richtigen Folie und dem Möbelhersteller sollten nicht im Mittelpunkt stehen. Nicht deswegen, weil das unwichtige Themen wären, sondern weil man deswegen nicht samstags durch das halbe Land zu einer Tagung fahren muss. Das sollte vorrangig in der regionalen Fortbildung, im Austausch zwischen benachbarten Schulbibliotheken, mit benachbarten öffentlichen Bibliotheken, vor Ort in der Schulbibliothek stattfinden und findet auch statt. In der AGSBB derzeit unter dem Motto „Wir laden uns gegenseitig ein“. In meinem ehemaligen Landkreis geschah es durch Besuche der Kreisbibliothekarin. Wo es sie gibt, macht so etwas eine gute SBA. Die seltenen Treffen auf dem Schulbibliothekstag sollen eben etwas Besonderes sein.
Was ich mir im Moment nicht vorstellen kann, ist ein Bundesschulbibliothekstag nach dem klassischen Tagungsschema der bisherigen Länder-Schulbibliothekstage. Es ist wohl niemandem verwehrt, an einem SBT in einem anderen Bundesland teilzunehmen. Irgendwo findet man das spezielle Thema, das man sucht, immer. Letztlich sind es überall die gleichen. Wobei richtigerweise bei den mir bekannten schulische, unterrichtliche, literarische Aspekte überwiegen.
Wenn das aber so ist, wäre doch Platz, einmal etwas Neues auszuprobieren, eine veränderte Tagungsform. Man könnte bei der Methode „Zukunftswerkstatt“ eine Anleihe machen…
Im Kopf behalten könnte man auch den Wikipedia-Artikel „Tagung“, Abschnitt „Unkonferenz“