Die Berliner Bibliotheken hatten ein sogenanntes Nutzermonitoring bei einer dänischen Unternehmensberatung in Auftrag gegeben. Dazu gehörte auch eine Schulbefragung. Der Rücklauf betrug 38%, also durchaus noch brauchbar.
Natürlich steht das Erkenntnisinteresse an der Nutzung der öBen durch Schulen im Vordergrund, es wird auch gefragt, woran die Nutzung scheitert. Dass Bibliothekare als kompetent, freundlich, locker und innovativ wahrgenommen werden, ergibt sich aus der Anlage einschlägiger Fragebögen. Wie das geht, kann man auf Science Files und Unstatstik nachlesen.
Es ergibt sich ein aufschlussreiches Abbild der Berliner Schulbibliothekssituation, etwa aus welchen Ressourcen man Mitarbeiter gewinnt, wie die Bestandsgrößen und Öffnungszeiten sind, welche Software verwendet wird, wie der Medienbestand finanziert und wie die Schulbibliothek genutzt wird.
Abgefragt bzw. zum Ankreuzen angeboten wurden Wünsche an die öBen. An der Spitze steht die persönliche Beratung durch Bibliotheksmitarbeiter (z. B. bei Bücherempfehlungen). Dann kommen (hier ohne Ranking):
- professionelle Medien- und Informationsberatung
- bibliothekarische und Lernportale mit Schülermaterialien
- Ankauf und Bereitstellung von Medien für Schulen und Schulbibliotheken
- Lizenzen für Datenbanken und eLearning-Kurse
- Lehrgänge für richtiges Zitieren und wissenschaftliches Arbeiten
- Lehrgänge für Internetrecherche
- Unterstützung bei der Qualitätssicherung von Unterrichtsmaterialien
Ich habe schon angedeutet, dass ich bei Meinungsumfragen vorsichtig geworden bin. Man kann mit entsprechenden Fragen gewünschte Antworten erzeugen, man kann eine Auswahl vorgeben…
Daher bei aller Dankbarkeit für viele Erkenntnisse das Gran Salz:
All das würde ich mir als Lehrer auch wünschen. aber es wäre mir ziemlich egal, von welcher (zuverlässigen) Institution es käme.
Worin besteht eigentlich die Dienstleistung des Bildungssenators? Setzt das Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) falsche Prioritäten? (Von dort bekam ich z. B. eine Empfehlungsliste DEFA-Spielfilme und einen Flyer zur Emanzipation der Frau in der DDR, immerhin aber auch ein gutes Lesecurriculum.)
Die Berliner Schulen haben aber mit dem landeseigenen Medienforum (Landesbildstelle heißt das anderswo) ein Dienstleistungszentrum, das im Grunde diese Lehrerwünsche schon jetzt weitgehend erfüllt. Das scheint sich bei vielen Kollegen und den Berliner Bibliotheken noch nicht herumgesprochen zu haben.
Mein ganzes Beraterleben lang bin ich überrascht von der manchmal unzureichenden Professionalität der Kollegen: Wie sollen ausgerechnet Bibliothekare mir sagen, ob meine Unterrichtsmaterialien geeignet sind oder nicht? Wenn ich Deutschlehrer bin, sollte ich wissen, wo ich mich über empfehlenswerte KJL informieren kann. Online-Tutorials zum richtigen Zitieren, Bibliographieren oder Recherchieren gibt es, auch solche von Bibliothekaren. Wie hat man das in den internetlosen Zeiten bloß unterrichtet?
Zum Abschluss sei noch ein Hinweis auf Hessen erlaubt, schließlich bin ich in dem einen Schulbibliotheksverband Ehrenmitglied, im anderen Ehrenvorsitzender: Die hessischen Schulbibliotheken haben ein Problem weniger, sie verfügen über das Programm LITTERA, das mit einer Landeslizenz eingeführt ist. In Berlin ging ein ähnlicher Plan bisher leider schief. Und auf der Webseite der hessischen LAG gibt es KJL-Empfehlungen von zwei schulischen Lese-AGen und der AG Jugendliteratur und Medien (AJuM).
Zum Nutzermonitoring, hier: Schulbefragung
Siehe auch: Ausgeträumt: SBA Berlin