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Schulbibliotheken: Ewig auf Spendenbasis?

Seit vielen Jahren erhalte ich regelmäßig durch Push-Dienste Links zum Thema Schulbibliotheken. Es ist erstaunlich, dass nahezu jede Woche irgendwo in Deutschland eine Schulbibliothek eröffnet wird oder nach Renovierung in neuem Glanz erstrahlt.

Z. B. heute in der Aachener Zeitung:

Paul-Gerhard-Schule freut sich über ihre neue Bibliothek

Düren. Da machten die Grundschüler große Augen, als sie durch die Türe traten: Was vor wenigen Monaten noch eine Rumpelkammer war, erstrahlt nun als tolle Schulbibliothek. Über drei Monate hatte sich das Kollegium der Paul-Gerhard-Schule im Dürener Osten, angeführt von Projektleiterin Mareike Buch, mit dem Ziel ins Zeug gelegt, die Schule um eine Bibliothek zu bereichern. Am Freitag wurde diese nun den Schülern vorgestellt.

Nahezu ausschließlich sind es einzelne Lehrer oder Kollegien, Schüler, Eltern oder Schulfördervereine, gelegentlich auch Schulleitungen, oft die ganze Schulgemeinde, die Hand anlegen, Spenden sammeln, den Betrieb organisieren. Es sind Möbelhäuser, Buchhandlungen, ortsansässige Firmen, Banken, Wirtschaftsjunior*innen und der Lions Club, die Geld, Bücher oder einen Vorlese-Sessel spendieren. Manchmal gibt es Lottomittel, über die ein Landrat oder eine Landrätin oder ein Minister oder eine Ministerin verfügt. Stadtverwaltungen und Landratsämter stehen bisweilen nicht zurück und unterstützen Schulbibliotheksaktivist*innen mit regulären Haushaltsmitteln für den Ankauf von Laptops, Regalen oder einem Teppichboden. Selig sind die Initiatoren, die einen dauerhaften Sponsor finden.

Der Bürgermeister oder ein Staatssekretär reden dann zur Eröffnung oder lesen vor und danken den Beteiligten für ihr Engagement.

Die lokale Presse berichtet von dem Ereignis. Ein Foto, auf dem Schüler vor einem Regal stehen und so tun, als ob sie läsen, darf nicht fehlen.

So weit so gut.

Es ist durchaus schön, erfolgreich zu sein. Es befriedigt sehr zu sehen, was man erreichen kann, wenn man initiativ wird und Mitstreiter/-innen findet. (Ich weiß, wovon ich rede.)

Die Journalisten notieren die Namen aller mitarbeitenden Eltern, schreiben über den „Bücherhort“, in dem man viele neue Bücher ausleihen kann, weil er zweimal in der Woche geöffnet ist.

Und wenn sie nicht gestorben sind…

Was ich nicht verstehe, ist, dass ich noch NIE in all diesen Zeitungsberichten gelesen habe, dass es eigentlich nicht normal ist, dass man um Spenden betteln muss und Eltern die Schulbibliothek betreuen müssen. Noch NIE habe ich gelesen, dass das ein bildungspolitischer Skandal ist. (Während Journalisten sonst doch alles, wirklich alles, kritisch kommentieren.)

Es geht nicht darum, dass Eltern und Schüler in der Bibliothek mitarbeiten und dass zusätzlich zur regulären Finanzierung Sponsoren und Spender gewonnen werden.

Dieses Posting will ich schon seit langem schreiben. Jetzt, in dem Augenblick, da ich es tue, lese ich auf der Webseite der Berlin-Brandenburger AG (AGSBB), dass die FDP in Marzahn-Hellersdorf mit der Forderung einer Bibliothek für jede Schule im Bezirk in den Berliner Wahlkampf ziehen will.

Auch wenn das vorerst nur eine Forderung ist (Die von Basedow reicht ins Jahr 1764 zurück), so hat es schon eine neue Qualität, wenn die Politik endlich reagiert.

Nachtrag: Gerade habe ich dies geschrieben, da finde ich in der Regionalausgabe des Anzeigenblattes Berliner Woche einen Bericht über eine neue Schulbibliothek in Spandau, der so ziemlich alles enthält, was ich aufzähle: ein wenig Geld vom Bezirksstadtrat, Unterstützung der Bezirksbibliothek, Engagement der Eltern usw. Aber er enthält auch eine kritische Kapitelüberschrift: „Schulbibliotheken sind eher eine Rarität“. Die sachkundige Journalistin berichtet öfter über Schulbibliotheken.

Neuer Finanzierungstipp

Meine „Tipps und Tricks zur Finanzierung von Schulbibliotheken“ sind eigentlich 25 Jahre alt. Sie werden immer noch aufgerufen (in einer 2010 geringfügig aktualisierten Kurzform). Es hat sich aber zwischenzeitlich einiges bei den Haushaltsvorschriften von Ländern und Kommunen geändert, auch im Bereich der Lernmittelfreiheitsgesetze. Neue Möglichkeiten (Crowdfunding, Fundraising) kamen hinzu.

Ein Tipp hat es besonders verdient, erinnert zu werden: Es gibt viele Fördertöpfe, die auf den ersten Blick mit Schulbibliothek nichts zu tun haben. Die kann man anzapfen. wenn man eine zum Förderzweck passende Idee hat.

Aktuell fällt mir die Einwanderungswelle und die damit verbundene Unterstützung ehrenamtlicher Projekte im Rahmen der sog. Willkommenskultur ein, z. B. Bücher und Medien für Flüchtlingskinder.

Wieder eingefallen ist mir das, als ich las, dass ein Berliner Lehrer für seine Englisch-Leistungskurse Fahrten nach New York finanziert bekam. Einmal war es die Stiftung Checkpoint Charlie, dann waren es Mittel aus einem Bildungs- und Teilhabefonds des Bundesarbeitsministeriums zumindest für die Kinder von Hartz-IV-Empfängern in der Gruppe.

In Berlin wurden aus diesem Topf 2015 fast 8 Millionen € allein für Klassenfahrten ausgegeben.

Ich bin nicht empört, wie es die Medien sind. Im Gegenteil, ich bewundere den Kollegen.

Entstanden war die Tipp-Sammlung aus meiner praktischen Arbeit. Es gab und gibt bekanntermaßen nur selten eine reguläre Finanzierung durch Kommune und Land. Zu Beginn eines Jahres wusste ich nicht, wie ich die 6 – 8.000 DM zusammenkriegen sollte, die ich Laufe des Jahres für Bestandspflege und -aktualisierung oder für einen neuen Schrank brauchte. Am Jahresende war dann doch wieder so viel zusammengekommen. Wenigstens ein Vorteil dieser Art Schulbibliotheksfinanzierung ist, dass man sich nicht auf die faule Haut legen kann, weil das Geld sowieso kommt.

 

Schulbibliotheken und die Bundesergänzungssonderbedarfszuweisungen

In meiner Suche nach – unrealistischen – Finanzierungsquellen für das Schulbibliothekswesen habe ich etwas Neues gefunden. Ein wenig verschlägt der Fund mir die Sprache. Auf der Internetseite des Bundesfinanzministerium steht unter dem Stichwort „Länderfinanzausgleich“ auch dies:

„Ferner erhalten kleine, leistungsschwache Länder Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen wegen überdurchschnittlich hoher Kosten politischer Führung in Höhe von insgesamt ca. 517 Mio. € jährlich. Kleinere Länder haben je Einwohner höhere Kosten politischer Führung als größere Länder, weil die Fixkosten der politischen Führung in kleineren Ländern auf eine geringere Anzahl von Einwohnern umgelegt werden müssen.“ (Quelle, p 5f)

Nochmal: Der Bund zahlt jedes Jahr eine halbe Milliarde an kleinere Bundesländer, die sich sonst ihre Landesregierungen nicht leisten könnten.

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Neue Mediothek in den Beruflichen Schulen Fritzlar

Ein interessantes Finanzierungsmodell gibt es an der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Schule in Fritzlar: Die Berufsschüler reinigen ihre Klassenräume vor und  erwirtschaften so an den zwei Schulstandorten Fritzlar und Homberg/Efze zusammen 4.800€, die in die Finanzierung der beiden Mediotheken fließen.

Statt Geburtstagsgeschenken Bücher für die Schulbibliothek

Die Leibniz-Sekundarschule in Wolmirstedt, in der Nähe von Magdeburg, hat jetzt eine Bibliothek, in der ehemaligen Hausmeisterwohnung. Wie üblich in unserem Land, in dem die Investition in Bildung angeblich an erster Stelle steht, geschah das durch Spenden, von der Sparkasse über den Lions Club bis zum Versicherungskonzern.

Nun ist es nicht Basedow1764´s Ehrgeiz jede Eröffnung in Deutschland zu vermelden. Aber hier gibt es etwas Bemerkenswertes: Der Mathe- und Physiklehrer(!) hatte den Stein ins Rollen gebracht. Er bat aus Anlass seines 50. Geburtstages um Spenden für die Bibliothek.

 via Volksstimme Magdeburg

SKILLs-Act in USA

Ein Gesetzentwurf zur Verbesserung schulischen Lernens und der Arbeit der Schulbibliotheken wird in diesen Tagen erneut im Repräsentantenhaus eingebracht. Es ist der zweite Anlauf. Er war im Sommer schon einmal wegen fehlender parlamentarischer Unterstützung zurückgezogen wurden. Damals wurde ein Gesetz zur Verbesserung der Schule verabschiedet (ESEA), ohne dass das SKILLs-Act darin eingeschlossen war.

Irgendwie ist Bildungspolitik in USA auch nicht kohärenter als in Deutschland. Immerhin werden Schulbibliotheken als Bestandteil von Schulgesetzen und Schulfinanzierungsgesetzen gesehen.

Hilfe! Die Hilfeindustrie frisst die Etats

Seit ich mich für Schulbibliotheken einsetze, höre ich die Killerphrase: „Geld haben wir keines!“ Meine Antwort, dass Geld da sei, es nur falsch ausgegeben werde, überzeugt nicht. Nun weiß ich selbst, wie Haushaltsposten zustande kommen, wie restriktiv Haushaltsrecht sein kann. Und dann gibt es neben Schulbibliotheken noch so viel anderes Wünschenswerte.

Dennoch mache ich gerne Milchmädchenrechnungen auf. Heute wurde ich wieder fündig: Es geht um die „Hilfeindustrie“. Gemeint sind die Einrichtungen, Vereine, Gesellschaften, die im weitesten Sinne Gutes tun und dafür Spenden und Steuergelder erhalten. So tummeln sich in Afghanistan angeblich 3000 private Einrichtungen, die über riesige Beträge verfügen.

Der Berliner Tagesspiegel hatte am Wochenende eine Reportage über die Berliner Hilfeindustrie im Blatt, die Träger, die jedes Jahr ein halbe Milliarde ausgeben für Hilfen zur Erziehung, für die Unterstützung allein erziehender Mütter, einkommensschwacher Familien und Hartz IV-Empfänger.

Da ist zu lesen: Alleinerziehende Mutter mit fünf Kindern von fünf verschiedenen Vätern. Zwei Sozialarbeiter verbringen jede Woche zehn Stunden in der Dreizimmerwohnung . Die Frau wehrte sich gegen die Familienhilfe. Das Jugendamt überging das. Die beiden Sozialarbeiter gehen mit den Kindern in den Jugendclub, begleiten die Mutter zum Jobcenter, betreuen die Kinder. Diese Hilfe läuft seit 18 Monaten und kostet bisher 36000 €.

Die Beschwichtigungsformel wird wohl lauten: Bedauerlicher Einzelfall und aus dem Zusammenhang gerissen. Es gibt noch mehrere Fälle dieser Art. Und es scheint System zu haben: Ein Träger, der eine Maßnahme ausarbeitet, darf sie selbst nicht durchführen. Man wechselt sich also ab: Ein Träger plant, ein anderer  erhält den Auftrag, das nächste Mal ist es umgekehrt. Das Jugendamt überweist nur noch das Geld.

Die Jugendämter werden personell knapp gehalten. Sie können selbst gar nicht mehr therapeutisch arbeiten, sie lagern die Fälle aus. Rechtsprechung und Öffentlichkeit sind schnell dabei, Jugendämter wegen Versäumnissen zu verurteilen, daher ist man großzügig geworden.

Wenn ein ausführender Sozialarbeiter vorschlägt, die Maßnahme zu beenden, wird er von seinem Träger darauf hingewiesen, dass eine Verlängerung sinnvoller wäre, schließlich hänge der ganze Apparat des Trägers an solchen Maßnahmen.

Der Neuköllner Bürgermeister Buschkowsky, bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, hat sein Jugendamt schon öfter gerügt. Er sagt, dass es 40% des Haushalts in Anspruch nähme, dass alle anderen Abteilungen sparen müssten, weil das Jugendamt seine Ausgaben heillos überziehe. (Vom Bundeshaushalt fließen sogar 55% in die Sozialausgaben.)

Ich habe immer mit Jugend- und Sozialämtern zusammengearbeitet. Da kam Handfestes dabei heraus, Die Mitarbeiter waren sehr professionell, sie waren auch kostenbewusst. Berliner Zustände, wie sie in dem Artikel geschildert werden, habe ich nie kennengelernt.

Nun ist es brisant, Kritik an diesem Bereich zu äußern. Gefordert wird ja, dass (noch) mehr Geld ausgegeben wird, um Schulen besser zu machen, Migranten zu integrieren, bildungsfernen und einkommensschwachen Familien gesellschaftliche Teilhabe und Bildung zu ermöglichen. Zu sagen, dass eine Industrie entstanden ist, die sich ihre Lobby geschaffen hat und Kommunikationsmanager/-innen bezahlt, die die Medien füttert, ist politisch nicht korrekt.

Ein Vorschlag: Wie wäre es mit Evaluation? Alle Schulen in Deutschland werden regelmäßig  überprüft, stichprobenhaft übrigens auch von den Landesrechnungshöfen. (Das ist wie eine Betriebsprüfung des Finanzamts.) Warum mutet man das nicht den Jugendämtern und den privaten Einrichtungen der Hilfeindustrie zu?

Und jetzt zur Milchmädchenrechnung: 7,2 Mrd € erhält die Erziehungshilfeindustrie laut Herrn Buschkowsky jährlich in Deutschland (jährliche Steigerungsrate 10%). 1% sind 72 Mio. Blieben noch 7,128 Mrd. Das fällt kaum auf. 1%, 72 Mio €, für das Schulbibliothekswesen aber wären Manna in der Wüste. Das wären 2000 € Zuschuss für jede Schule oder 3 Vollzeit-Dipl. Bibl´innen bei jedem der ca. 430 staatlichen Schulträger. Vielleicht könnte man Geld für ein Feuerwerk abzweigen.

  • Der Tagesspiegel-Artikel von Barbara Schönherr
  • Ihr Interview mit Heinz Buschkowsky

Ganz daneben ist die Rechnung sicher nicht: Zu den Zielen, die z. B. Frau von der Leyen mit dem Bildungspaket ansteuert, Rot-Rot in Brandenburg mit dem zusätzlichen Abiturienten-Taschengeld könnten auch Schulbibliotheken beitragen: Hilfen beim Lernen, Angebote für die Freizeitbeschäftigung, Erweiterung des Wissens, Zugang zu Büchern und anderen Medien.

Nicht schaden würde es auch denen, die aus der Förderung herausfallen, aber die Schulbibliotheken auch benutzen dürften.

Zur Einrichtung von Schulbibliotheken 20: Tipps und Tricks zur Finanzierung

Beim Wiederlesen der Broschüre „Wer soll das bezahlen?“ merke ich, dass mancher Tipp immer noch brauchbar ist. Daher hier und als pdf (75 kb) ein paar Tipps.

In Zeiten hoher Verschuldung der staatlichen und kommunalen Körperschaften ist nicht damit zu rechnen, dass es für Schulbibliotheken Haushaltsmittel geben wird.  Da ist es gut, sich verstärkt auf eigene Möglichkeiten zu besinnen.

Was in der Schule geht. (Hat sich bei mir bewährt.):

  • Restbeträge aufgelöster Klassensparbücher für die Bibliothek spenden
  • Verkauf von Basteleien (Bücherstützen, Lesezeichen)
  • Erlöse des Weihnachtsbasars
  • Eintrittskosten für eine Autorenlesung*
  • Bücherflohmarkt im Lehrer/innenzimmer(!)
  • Sammlung im Kollegium, z.B. für Literatur zu einem aktuellen Ereignis oder für einen Weihnachtsbaum in der Bibliothek
  • Aufstellen eines kostenpflichtigen Fotokopierers in der Bibliothek*
  • Buchpatenschaften, Patenschaftsabonnements
  • Erlöse aus dem Verkauf des Videos über die Skifreizeit
  • Verkauf von Kaffee und Kuchen während Konferenzen und Schulveranstaltungen („Café Leseratte“)*
  • Verkauf von „Bibliothekssouvenirs“: T-Shirts, Puzzles, Kalender, Broschüren*
  • Erlöse eines Schulfestes*
  • Hefte- und Papierverkauf*
  • Elternspende
  • Weihnachtswunschzettel“ der Bibliothek: Welche Bücher Eltern ihren Sprösslingen auf den Gabentisch legen können, verbunden mit einem Spendenaufruf.

Was „draußen“ geht:

  • Handel, Banken, Industriefirmen am Schulort ansprechen
  • Politik-Prominenz ansprechen: Bürgermeister, Minister/innen, Abgeordnete. Sie alle haben einen „Reptilienfonds“ aus Lotto- und Spielbank-Mitteln.
  • Bußgeldstelle des Amtsgerichts (über den Schulförderverein)
  • Stand auf Flohmärkten (Verkauf antiquarischer Bücher von Eltern und
    Kollegen)
  • Zuschuss beim Magistrat der Stadt beantragen (Projektbeschreibung ist hilfreich.)
  • Spende der Sparkasse (Sparkassen müssen einen Teil ihrer Erträge zur Unterstützung von sportlichen und kulturellen Aktivitäten verwenden.) An Bürgermeister/Landrat oder Sparkassenvorstand wenden.
  • Zusammenarbeit mit der öffentlichen Bücherei: Reden Sie mit Ihrer Bürgermeisterin/Ihrem Bürgermeister oder der Bibliothekarin. Über die Fachstellen für (kleinere) Büchereien erhalten Sie Mittel aus dem kommunalen Finanzausgleich (KFA) als Gegenmittel zu Beträgen, die die Kommune für die Bücherei aufwendet. Das kann vier- bis fünfstellig werden, wenn die Stadtväter und -mütter mitspielen. Ihre Schulbibliothek muss Zweigstelle der Stadtbücherei werden oder die Stadtbücherei in die Schule einziehen. Das sind sog. „Kombiprojekte“.
    Ein (nicht-fiktives) Beispiel: Eine Gemeinde schließt ihre Stadtbücherei. Die Schule schlägt vor, dass die Schulbibliothek die Aufgabe einer öffentlichen Jugendbücherei übernimmt und dafür an einem Nachmittag für außerschulische Nutzung öffnet, wenn die Kommune sich finanziell beteiligt (Mittel für den Bestandsaufbau und eine Honorarkraft). Damit ist beiden gedient: Die Gemeinde ist nicht ganz büchereilos und die Schulbibliothek kann ein bisschen wachsen.
  • Sehr vorteilhaft ist ein Schul- oder Bibliotheksförderverein. Er kann Spenden-quittungen ausstellen. (Information: Steuerwegweiser für gemeinnützige Vereine, hrsg. v. hessischen Finanzministerium, oder das gleichnamige dtv-Beck-Taschenbuch 5231 ) Evtl. kann auch die Schule Spenden bescheinigen. Das ist in einem Spendenerlass geregelt.
  • Die Chance, eine Spende zu erhalten, ist größer, wenn Sie Ihrem Brief ein gutes
    Foto der Bibliothek oder einen Zeitungsbericht beilegen.

* Beim dieser Art des Geldeinnehmens Vorsicht! Unbedingt Rücksprache mit der Schulleitung bzw. der Schulverwaltung halten!

Vergessen Sie beim Aufruf zur Elternspende das Überweisungsformular nicht! Es
geht noch nicht alles elektronisch. Ein Foto von der Scheckübergabe, ein Dankeschön der Schule im „Blättchen“ sorgen dafür, dass nicht nur das Nehmen, sondern auch das Geben zu einer angenehmen Sache wird.
Können Sie auch etwas bieten? Schicken Sie den Eltern eine Liste mit Sommerferienlesetipps für ihre Kinder! Bieten Sie der Sparkasse die Buchobjekte vom
Kunstkurs für eine Ausstellung in deren Räumen an.
Für einen Riesenglobus, für alle Bücher von Dagmar Chidolue oder für Bücher
über Kinder aus der 3. Welt, – also für ein konkretes Projekt – spendet man eher als
für „Neuanschaffungen“ oder „Bücher“.

Schreiben Sie keinen Bettelbrief an Buchhandlungen und Verlage! (Sie tun´s ja
doch, ich weiß. Und haben manchmal sogar Erfolg.) Verlage und Buchhandel
wenden Mittel für Aktionen der Leseförderung auf. Wenn es um ein konkretes öffentlichkeitswirksames Ereignis geht (Lesung, Buchausstellung, Lesefest, …) ist man meist bereit, ein Bücherpaket zusammenzustellen.

Bei manchen Verlagen gibt es Remittenden-Buchpakete, die sich durchaus lohnen
(z. B. http://www.zweitausendundeins.de; http://www.beltz.de ). Sie sollten aber nicht aus den
Augen verlieren, was Sie wollen: Einen Bestand, der sich an bestimmten
(didaktischen) Überlegungen orientiert oder eine Büchersammlung mit Schnäpp-
chen vom Flohmarkt, Mängelexemplaren und milden Gaben vom xyz-Verlag.
Das schließt nicht aus, dass Sie mit Ihrer Buchhandlung reden sollten; z. B. über einen – Rabatt analog zum Schulbuchrabatt.
Auf Buchmessen können Sie meist am letzten Messetag an vielen Ständen Ausstellungsexemplare zu Verlagspreisen kaufen. (In der Regel nur, wenn Sie nachweisen, dass Sie Buchhandelskollege/-kollegin sind.) Eine Fachbesucherkarte erhalten Sie, wenn Sie nachweisen, dass Sie die
Schulbibliothek betreuen.

Crowdfunding ist ein Zauberwort aus den USA und funktioniert auch hierzulande! (Anders als „wisdom of the crowd“.) Man sammelt auf einer Internet-Plattform für ein konkretes Projekt. Die Berliner AGSBB hat so den Druck einer Broschüre finanziert.

Kostenlos oder für wenig Geld bekommen Sie Bücher bei Landes- und Bundeszentrale für politische Bildung, bei Regierungen, Parteien, Verbänden und internationalen
Organisationen. Natürlich erklärt auch die Wirtschaft gerne selbst, wie Wirtschaft
funktioniert.
Manche Materialien werden den Schulen unaufgefordert von dubiosen Adressen
zugeschickt (Scientology, Europäische Arbeiterpartei, ….). Aber Schulbibliotheks-
menschen besitzen ja Informationskompetenz.
Sprechen Sie Zeitungsredaktionen wegen der Rezensionsexemplare an. Meist
werden die aber schon anderweitig verteilt oder gar verkauft. auch die Tageszeitung könnte es kostenlos, verbilligt oder über ein Patenschaftsabonnement geben

Das Kulturamt der Stadt organisiert eine Autorenlesung, die in Ihrer Bibliothek
stattfindet. Sie sparen das Honorar für den Autor.
Verbünden Sie sich mit der Stadtbüchereileiterin, falls es eine gibt! Eine Lesung
vormittags in der Schule, eine nachmittags in der Bücherei.                                                      Die örtliche Buchhandlung holt mit ihrem Kleintransporter die Kisten einer
Börsenvereins-Ausstellung in die Schule.
Der italienische Kulturverein stiftet ein Dutzend Kochbücher über die cucina
italiana, damit es beim Schulfest etwas Gutes zu essen gibt.

Lassen Sie sich Bücher aus der öffentlichen Bücherei als Blockausleihe für ein
paar Wochen geben. So haben Sie immer wieder neue Bücher im Angebot und die Stadtbibliothek erhöht ihre Ausleihzahlen.

Die Stadtverordnetenversammlung in Schwalbach a. Ts. griff meinen Vorschlag einer städtischen Leseförderung in Zusammenarbeit mit den Schulen auf und bewilligte Mittel für eine Honorarkraft und Veranstaltungen. Eine ganze Reihe von Aktivitäten in der Schulbibliothek ist so erst möglich geworden. Und die Stadt setzte ein Zeichen: Lesekultur ist Teil ihrer Jugendarbeit.

Leider nur einmal von einer einzigen Bibliothek anwendbar: Die Rundfunkanstalten
haben ein Herz für ihre Hörer und Seher: In Brandenburg hat der rbb erreicht, dass
eine befristete Stelle in einer Schulbibliothek in eine unbefristete umgewandelt
wurde. Beim Hessischen Rundfunk gab es die Aktion „Das schaffen wir“. Dort rief
eine Lehrerin an und schilderte das Problem, dass die Schule einen Anbau mit
einem Büchereiraum bekommen habe, aber keine Bücher. Im Laufe einer Stunde
spendete eine Hörerin drei Bände „Harry Potter“, die Buchhandlung Hugendubel
500 € und Amazon gar 2500 €, Dagmar Chidolue schenkte eine Lesung und
Paul Maar eine Zeichnung.

Diese Liste stammt  fast vollständig aus den frühen 90er Jahren und verdankt sich dem dem hessischen „Wildwuchs“ im Schulbibliothekswesen, wie es ein Bibliotheksfachmann einmal nannte.
Ein Schulbibliotheksgesetz und institutionelle Förderung über Länder- und Kommunalhaushalte wären auch nicht schlecht.

Kein Geld für Schulbibliotheken?

In diesen Tagen kriege ich es mal wieder ganz dick: Aus Wiesbaden, der hessischen Landeshauptstadt, ist zu hören, dass die LAG-Vorschläge zum Hessischen Schulgesetz ja gut und schön seien, aber erst müsse mal Geld her.

In Potsdam höre ich das auch, sowohl in der Stadtverwaltung wie im Land. Mein Vorschlag war, statt mit Schüler-BaföG bedürftigen Abiturienten Geld für Bücher und Laptops zu geben, sollte es in Schulbibliotheken gesteckt werden. Die Linksparteifraktion schreibt mir, dass sie sich nun mal anders entschieden hätten. Der jugendpolitische Sprecher der Postkommunisten findet, mit dem Schüler-BaföG-Taschengeld könnten auch Kinokarten gekauft werden. Mal abschalten fördere die Schülerleistung. Wenn Geld da wäre, würden sie aber drauf zurückkommen. Die Grünen haben sehr ausführlich zurückgeschrieben, ohne sich zu sehr auf das Schulbliotheksthema einzulassen. Die CDU hat bisher nicht  geantwortet.

Mein zweiter, ebenfalls bescheidener Vorschlag im Rahmen des Potsdamer Bürgerhaushalts tauchte noch nicht mal in der Liste der ausgeschiedenen Vorschläge auf! Das „linksalternative“ Jugendzentrum „Freiland“ wird von der Stadtverwaltung mit jährlich 120.000€ unterstützt und von der Stadtwerke-GmbH(!) mit einer Dreiviertelmillion gesponsert.

15.000€ Schulbibliothekspauschale nur für die Schulen, die aus eigener Kraft eine Bibliothek eingerichtet haben, gehen dagegen nicht.

Ich sehe mich beim Schüler-BaföG durch den Chef der Bundes-Arbeitsagentur bestätigt, der vom Spiegel zitiert wird: Er empfiehlt Sachleistungen und Investitionen in die Infrastruktur, die über den Kreis der Hartz-IV-Bezieher hinaus Wirkung entfalten könnten.

Wenn ich dann lese, dass die Bundesregierung fast 1000 neue Stellen braucht, um regieren zu können, muss ich doch die Stirn runzeln. Sie behaupten, netto wären es nur 600. Aber ist das weniger schlimm?

So sehr ich die FDP in Schutz nehme, weil sie wegen der Hotelübernachtungsmehrwertsteuerkürzung  Ärger kriegt – Schließlich wollten das alle, auch die SPD und die Linkspartei -,  aber dass Herr Niebel sein Ministerium nicht nur nicht auflöst, sondern aufstockt, das ist unpassend.

Weitere „Geldquellen“ im Posting vom 29.4.2008 und in weiteren Beiträgen.

Update zu „Freiland“, 17.3.10:

Was mich an dem Projekt stört, ist, dass eine aktive Gruppe unkritisch als Vertretung aller Jugendlicher gesehen wird. Der zukünftige Chef des Projekts hat das Konzept geschrieben, sitzt im Jugendausschuss und stimmt im Stadtparlament über seinen Vorschlag auch ab.

Die Stadtwerke, die immer mal wieder als Potsdamer „Schattenhaushalt“ fungieren, steuern für ca. 800000 € ein Grundstück bei und die Stadt finanziert laufende Kosten mit ca. 120000 € jährlich.

Wenn für eine Schulbibliothekspauschale 15000 € vorgeschlagen werden, heißt es, kein Geld da.

Eine merkwürdige Notiz tauchte in den PNN, den Potsdamer Neuesten Nachrichten, jetzt auf: Der Oberbürgermeister Jann Jakobs habe sich kritisch über das millionenteure „Freiland“-Projekt der „linksalternativen“ Jugendfunktionäre geäußert. Es sei keine Bedarfsanalyse der gesamten Potsdamer Jugendkultur gemacht worden. Einzelne Jugendvertreter hätten beansprucht, für alle zu reden. Und das meiste davon wird von der Zeitung als wörtliche Rede zitiert.

Am nächsten Tag dann das Dementi. Er sei missverstanden worden.  Er stehe zu dem Projekt. Die Potsdamer Linkspartei drängt ihn daraufhin, es möglichst schnell umzusetzen.

Aus Erfurt ist zu hören, dass die „Linke“ ein Wahlkreisbüro im dortigen linksalternativen Jugendzentrum unterhält. Die Polizei klagt, dass ihr bei der Verfolgung von Straftätern der Zutritt zum Jugendzentrum verwehrt werde. Mit dem Hinweis auf die parlamentarische Immunität des Ortes  habe die „Linke“-Abgeordnete den Ordnungshütern den Zugang verwehrt.