Schlagwort-Archive: Bibliothek

Thesen zur Zukunft der öffentlichen Bibliotheken

Der Berliner Bibliothekswissenschaftler Konrad Umlauf spricht in seiner Dankesrede zum Verleih einer bibliothekarischen Verdienstmedaille über die Bibliothek der Zukunft:

„Künftige Bibliotheken werden kaum noch als Bibliotheken zu erkennen sein. Sie werden in fluiden Gebäuden untergebracht sein, wie sie etwa der geplante Neubau der öffentlichen Bibliothek in Helsinki verkörpert – als größtmöglicher Gegensatz zum extrem introvertierten und hermetischen Neubau der Stadtbibliothek Stuttgart. Die Gebäude werden auch andere Dienstleister als die Bibliothek behausen, beispielsweise Einrichtungen, die heute als Volkshochschule firmieren, vielleicht auch Bürgerämter. Wo im Gebäude noch Volkshochschule ist und wo Bibliothek anfängt, wird man nicht erkennen können. Vielleicht findet Bibliothek auf den Galerieflächen vor den Kursräumen der Volkshochschule statt. Öffnungszeiten wird es nicht mehr geben, weil die fluiden Gebäude jederzeit zugänglich sind; eine Bindung des Zugangs an die Anwesenheit bibliothekarischen Personals wird es nicht geben.

… die Medien der eigenen Bibliothek (werden) keine dominante Rolle spielen, weil Medien noch stärker als heute omnipräsent und frei zugänglich sein werden. Benutzer werden mehr Medien untereinander leihen und tauschen als aus der Bibliothek beziehen…“

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das passt auch hier. Weiterlesen

Liebeserklärung an eine Bibliothek

Eine Bibliothek, die Stadtbibliothek seiner Heimatstadt, ist mit ihren Gerüchen und Geräuschen, ihren Räumen und Bücherregalen für den Regisseur Jason La Motte unauslöschlich im Gedächtnis gespeichert.

In einem Kurzfilm setzt er öffentlichen Bibliotheken ein berührendes filmisches Denkmal. Eine junge Schülerin folgt geheimnisvollen Zetteln mit Buchsignaturen, findet romantische Textstellen und findet die traurig-schöne Ursache für die Schnitzeljagd.


(via blog.digithek.ch)

Der Beitrag der Bibliotheken zum Gelingen der Vorwissenschaftlichen Arbeit im Abitur

Erfahrungsberichte aus östereichischen Bibliotheken enthält der Band „Die Vorwissenschaftliche Arbeit im Fokus der Bibliotheken“.

Es geht darum, wie öffentliche, wissenschaftliche und Schulbibliotheken dabei helfen können, eine Facharbeit als Teil des Abiturs/der Matura anzufertigen.

Da in den deutschen Bundesländern ähnliche Aufgaben gestellt werden, kann das Buch (pdf) auch hierzulande mit Gewinn gelesen werden.

(via digithek.ch)

Aus meinem Archiv (10)

Im Jahr 2008 fand ich in einer der vielen Powerpoint-Präsentationen zu Web 2.0 und Bibliothek 2.0 mit dem Titel: „Wie das Web 2.0 die Bibliothek verändern kann“ diesen revolutionären Satz:

„Dahin gehen, wo der Nutzer ist.“

Dann noch ein Fundstück aus einer anderen Präsentation:

„Die Aufgaben einer Bibliothek: sammeln, erschließen, verfügbar machen.“ Von suchen lassen oder das Suchen lehren stand da nichts.

Richtig altmodisch, dieses Verständnis von Bibliothek. Aber nutzerorientiert!

Aus der Bibliothek des Palazzo Querini-Stampaglia in Venedig

Im Palazzo Querini-Stampaglia in Venedig, den ich immer wieder gern besuche wegen seiner Ausstellungen und der Bibliothek, fand ich in der Cafeteria mehrere Poster mit Ergebnissen einer Befragung. Darunter auch dieses. Darin loben die Befragten die Öffnungszeiten der Querini-Bibliothek.

112„Das Literaturkabinett und die Bibliothek sind zu den Tagen und Uhrzeiten geöffnet, die die Kuratoren (Verwalter) festgelegt haben, aber auch regelmäßig an allen Tagen und Uhrzeiten, an denen die öffentlichen Bibliotheken geschlossen sind und besonders abends, was den Studierenden sehr entgegenkommt.“

In der Tat: Mein Besuchstag war ein Sonntag und die Bibliothek war voller eifrig über ihren Laptop gebeugten Student/-innen.

Vor einigen Jahren fand ich im Museumsshop ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck: „Sei normale o vai in bibliotheca?“ Ganz schön frech!

Bibliotheken erfreuen sich großer Beliebtheit

… wenn man sie als Übungsaufgabe im Schulbuch braucht. Im Lehrbuch „Politik und Co“ des Buchner-Verlages, das sich ausgiebigst mit kommunalpolitischen Strukturen und Prozessen beschäftigt, erhalten die Schüler folgende Aufgabe: „Die städtische Bücherei in Mittellos soll geschlossen werden. Entwerft in Gruppen einen Plan zur Rettung der Stadtbibliothek. Wägt dabei Vor- und Nachteile der einzelnen Maßnahmen gegeneinander ab!“

(Gefunden im Aufsatz von Hubert Hecker, der im vorhergehenden Beitrag erwähnt wird.  Schulbuchverlage sehen m. E. eine kulturpolitische Verpflichtung darin, die Stadtbibliothek in Sprachbüchern zu erwähnen: „Gehe/geht dorthin und leiht ein Buch/Bücher aus, macht euch mit der Systematik vertraut, lasst euch von der Bibliothekarin bei eurem Referat helfen“ usw.)

Dazu passt, dass das (ehemalige) hessische Institut für Qualitätsentwicklung IQ (jetzt Abteilung im Landesschulamt) als Beispiel für die Abwendung vom lernzielorientierten Unterricht und die “Hinwendung zu einem standard- und kompetenzorientierten Unterricht” folgende Planungsaufgabe wählt: “Besuchen Sie mit den Schülerinnen und Schülern eine Bücherei!”

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Es gibt in der Schule fast 20 Unterrichtsfächer und fachübergreifende Aufgabenfelder, aus dennen man ein Beispiel hätte nehmen können. Die Stadtbibliothek kommt im IQ als Gegenstand gar nicht, im Schulunterricht eher am Rande vor. Ausgerechnet an ihrem Beispiel erklärt man nun den Lehrern, dass die Zukunft des Unterrichts in der Kompetenzorientierung läge!