Schlagwort-Archive: Schule

Mittlere oder untere Reife?

Matheaufgaben aus der Prüfung zum Mittleren Schulabschluss (MSA) in Berlin und Brandenburg wären auf dem Niveau des 7. Schuljahres, sagen Spötter. Die Bildungssenatorin sagt, andere Bundesländer machten es genauso. Man wolle keine Denkblockaden bei den Schülern hervorrufen.

Eine der Aufgaben lautet: Welche höchste dreistellige Zahl lässt sich aus den Ziffern 2, 3 und 6 bilden?

Lehrerbeleidigung auf Facebook wird bestraft!

Eine vierzehnjährige, also strafmündige Sonderschülerin wurde von ihrem Lehrer angezeigt. Sie hatte während des Unterrichts ein Foto von ihm in das soziale Netzwerk gestellt, mit der Bemerkung: „Behinderter Lehrer ever“.

Sie wurde zu 20 gemeinnützigen Arbeitsstunden verurteilt.

Schulbibliotheken: Ewig auf Spendenbasis?

Seit vielen Jahren erhalte ich regelmäßig durch Push-Dienste Links zum Thema Schulbibliotheken. Es ist erstaunlich, dass nahezu jede Woche irgendwo in Deutschland eine Schulbibliothek eröffnet wird oder nach Renovierung in neuem Glanz erstrahlt.

Z. B. heute in der Aachener Zeitung:

Paul-Gerhard-Schule freut sich über ihre neue Bibliothek

Düren. Da machten die Grundschüler große Augen, als sie durch die Türe traten: Was vor wenigen Monaten noch eine Rumpelkammer war, erstrahlt nun als tolle Schulbibliothek. Über drei Monate hatte sich das Kollegium der Paul-Gerhard-Schule im Dürener Osten, angeführt von Projektleiterin Mareike Buch, mit dem Ziel ins Zeug gelegt, die Schule um eine Bibliothek zu bereichern. Am Freitag wurde diese nun den Schülern vorgestellt.

Nahezu ausschließlich sind es einzelne Lehrer oder Kollegien, Schüler, Eltern oder Schulfördervereine, gelegentlich auch Schulleitungen, oft die ganze Schulgemeinde, die Hand anlegen, Spenden sammeln, den Betrieb organisieren. Es sind Möbelhäuser, Buchhandlungen, ortsansässige Firmen, Banken, Wirtschaftsjunior*innen und der Lions Club, die Geld, Bücher oder einen Vorlese-Sessel spendieren. Manchmal gibt es Lottomittel, über die ein Landrat oder eine Landrätin oder ein Minister oder eine Ministerin verfügt. Stadtverwaltungen und Landratsämter stehen bisweilen nicht zurück und unterstützen Schulbibliotheksaktivist*innen mit regulären Haushaltsmitteln für den Ankauf von Laptops, Regalen oder einem Teppichboden. Selig sind die Initiatoren, die einen dauerhaften Sponsor finden.

Der Bürgermeister oder ein Staatssekretär reden dann zur Eröffnung oder lesen vor und danken den Beteiligten für ihr Engagement.

Die lokale Presse berichtet von dem Ereignis. Ein Foto, auf dem Schüler vor einem Regal stehen und so tun, als ob sie läsen, darf nicht fehlen.

So weit so gut.

Es ist durchaus schön, erfolgreich zu sein. Es befriedigt sehr zu sehen, was man erreichen kann, wenn man initiativ wird und Mitstreiter/-innen findet. (Ich weiß, wovon ich rede.)

Die Journalisten notieren die Namen aller mitarbeitenden Eltern, schreiben über den „Bücherhort“, in dem man viele neue Bücher ausleihen kann, weil er zweimal in der Woche geöffnet ist.

Und wenn sie nicht gestorben sind…

Was ich nicht verstehe, ist, dass ich noch NIE in all diesen Zeitungsberichten gelesen habe, dass es eigentlich nicht normal ist, dass man um Spenden betteln muss und Eltern die Schulbibliothek betreuen müssen. Noch NIE habe ich gelesen, dass das ein bildungspolitischer Skandal ist. (Während Journalisten sonst doch alles, wirklich alles, kritisch kommentieren.)

Es geht nicht darum, dass Eltern und Schüler in der Bibliothek mitarbeiten und dass zusätzlich zur regulären Finanzierung Sponsoren und Spender gewonnen werden.

Dieses Posting will ich schon seit langem schreiben. Jetzt, in dem Augenblick, da ich es tue, lese ich auf der Webseite der Berlin-Brandenburger AG (AGSBB), dass die FDP in Marzahn-Hellersdorf mit der Forderung einer Bibliothek für jede Schule im Bezirk in den Berliner Wahlkampf ziehen will.

Auch wenn das vorerst nur eine Forderung ist (Die von Basedow reicht ins Jahr 1764 zurück), so hat es schon eine neue Qualität, wenn die Politik endlich reagiert.

Nachtrag: Gerade habe ich dies geschrieben, da finde ich in der Regionalausgabe des Anzeigenblattes Berliner Woche einen Bericht über eine neue Schulbibliothek in Spandau, der so ziemlich alles enthält, was ich aufzähle: ein wenig Geld vom Bezirksstadtrat, Unterstützung der Bezirksbibliothek, Engagement der Eltern usw. Aber er enthält auch eine kritische Kapitelüberschrift: „Schulbibliotheken sind eher eine Rarität“. Die sachkundige Journalistin berichtet öfter über Schulbibliotheken.

AltSchool: Schule 4.0

Der ehemalige Google-Manager Max Ventilla hält das herkömmliche Schulwesen für nicht veränderbar. Es sei hierarchisch und zentralistisch organisiert.

Er setzt AltSchool dagegen. Das ist eine Schule, die total digitalisiert ist. Lernen findet in kleinen Gruppen oder in Einzelarbeit in einer Art Großraumbüro statt. Kameras und Mikrofone zeichnen alles auf. Mit den gewonnenen Daten arbeiten 28 Programmierer, um die Unterrichtsmaterialien zu verbessern und individualisierte Lehrpläne für jeden Schüler zu erstellen.

Die Eltern können Unterricht und Schülerdaten über eine Smartphone-App verfolgen.

Der Schultag beginnt mit einem Video, das die Morgengymnastik vorführt: „Wir senken unseren Puls und bereiten uns darauf vor zu lernen…“

Eine herkömmliche Schulleitung gibt es nicht. Wie in privaten Schulfirmen üblich, wird die Verwaltungsarbeit schulübergreifend erledigt.

In San Francisco gibt es bisher vier Schulen (Kindergarten bis zzt. Klasse 8), neue kommen, auch landesweit, hinzu. Eine Schule, Mikroschule genannt, ist klein. Sie umfasst bis derzeit Klasse 8 ca. 35 Schüler_innen. Viel mehr als 50-60 sollen es nicht werden. Das jährliche Schulgeld beträgt ca. 30.000 Dollar.

AltSchool-Homepage

(nach Reportagen in dem generell lesenswerten Wirtschaftsmagazin brandeins, Mai-Juli 2016, S. 128ff, und – umfassend und auch kritisch – im New Yorker)

Warum werden die Bildungsdaten der Bundesländer verheimlicht?

Die FAZ vom Tage (S. 20) zitiert aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des Wirtschaftsministeriums. Die Gutachter kritisieren, dass die Bildungsdaten der Länder zurückgehalten würden.

In den PISA-Erhebungen würden deutsche Schüler mit ausländischen Schülern verglichen, obwohl der Vergleich oftmals schwierig sei (z. B. unterschiedliche Einschulungsalter; GS). Innerhalb Deutschlands aber solle nicht verglichen werden. Dabei probierten die Kultusminister der Länder Schule seit 15 Jahren Veränderungen aus, aber über Erfolg oder Misserfolg gäbe es keine (öffentlichen; GS) Daten.

 

Immer mehr Bildungsdefizite. Aber die Medienkompetenz steigt

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine Studie zur „Studierfähigkeit und Ausbildungsfähigkeit“ veröffentlicht. Die kommt zu dem Fazit, dass die gestiegene Zahl hoher Bildungsabschlüsse mit einer dramatischen Absenkung der Anforderungen erkauft wurde.

Seit 2010 stieg die Zahl der Einser-Abiturienten um 40%. Die Studienabbruchquoten in den MINT-Fächern stiegen stark an.

Die Welt berichtet.

News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek kommt bei der Lektüre zu einem anderen Ergebnis. Als Belege für seinen Widerspruch führt er u. a. an: Die geringe Jugendarbeitslosigkeit und das immer bessere Abschneiden bei den PISA-Tests. Sein Hauptargument: Die Defizite seine nicht drastisch gestiegen, sondern würden schon länger bestehen und gerade nicht steigen.

Stehen die PISA-Tests nicht auch deswegen in der Kritik, weil sie Kompetenzen und nicht Wissen zu messen versuchen? Sie machen also genau das, was die Verfasser der Studie bekagen.

Überwältigungsverbot

Gerade habe ich in einem Beitrag auf meinem Blog zur DDR-Aufarbeitung „Ampelmännchen und Todesschüsse“ über die Anwendung eines westdeutschen politikdidaktischen Grundsatzes auf die Behandlung der untergegangenen DDR im Brandenburger Schulunterricht gestaunt, dem „Überwältigungsverbot“: Wer über die SED-Diktatur unterrichtet, soll nicht aus der Sicht des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates auf die DDR herunterblicken oder gar die Schüler für dessen Werte einzunehmen versuchen. Damit würde er sie überwältigen. Der Unterricht müsse ausgewogen sein, quasi (so verstehe ich es) pro und contra Wahlfälschungen und Ausreiseverbote.

(Wen es interessiert: hier!)

Jetzt lese ich von einem noch viel folgenreicheren Überwältigungsverbot, das die Berliner Schriftstellerin Katja Oskamp in Schule und Hochschule heraufziehen sieht. Sie schreibt in der Schweizer Weltwoche, Nr. 5/2016: „Erlebnisorientierte Langeweile“, zu den Trends im Pädagogikstudium, nach Berichten ihrer Freundin Anne, einer Lehramtsstudierenden:

„Über dem gesamten Pädagogikstudium … schwebt ein riesengroßes Verbot, es gibt kein Seminar, in dem Anne es nicht zu hören bekommt: Es heißt „Überwältigungsverbot“: Auf keinen Fall darf der Lernbegleiter (gemeint sind Lehrer) die SuS (Kürzel für Schülerinnen und Schüler, das auch mündlich verwendet wird) seine Bildung und Erfahrung vermitteln. Er darf niemals aus seiner Perspektive Dinge erklären, niemals einem Kind seinen Blickwinkel aufpfropfen, niemals sein Wissen heraushängen lassen. Denn ein Lehrer, der zeigt, dass er mehr weiß als die Schüler, überwältigt sie. Dadurch würde ein fürchterliches Hierarchiegefälle entstehen.“

Außerdem spießt sie die neueren Moden des Schulunterrichts auf, die sie durch das Schulschicksal ihrer Tochter zwangsläufig miterlebt: Viel Methoden- und Kompetenztraining, viel Mindmap und Powerpoint, Bewerbungsmappen schreiben, viel Projektwochen und Gruppenarbeit, Feedback zur Gruppenarbeit, Feedback zum Feedback zur Gruppenarbeit und noch viel mehr.

Auch wenn manches von Frau Oskamp berichtete Lehrerverhalten ein Einzelfall sein mag und die Schilderung durch Fokussierung auf die genannten Unterrichtshemen einseitig sein mag und die Erzählungen von Tochter und Freundin keine wissenschaftlichen Studien sind, so beschleicht einen doch die diffuse Ahnung, dass in Schule und Hochschule nichts mehr so bleiben könnte, wie es einmal war.

Die Weltwoche macht die Kostenlos-Kultur des Internets nicht mit, daher kein Link. Sondern ein Zitat, mit dem ich hoffentlich kein Urheberrecht verletze.

Abitur in Leichter Sprache

Wetten, dass…

in einigen Jahren das Abitur in Leichter Sprache abgelegt werden kann?

Interessant ist, dass alle Menschen mit Handicaps dafür herhalten müssen, dass Leichte Sprache als Element von Barrierefreiheit gilt. Warum Blinde, Taubstumme, Menschen mit Körperbehinderungen nur mit einer rudimentären Sprache am gesellschaftlichen Leben teilhaben können?

Vor allem Grüne sind progressiv. So stellt sich der Bundestagsfraktionsvorsitzende Dr. Anton Hofreiter auf seiner Webseite vor: „Mein Name ist Toni Hofreiter. Ich bin ein Politiker von den Grünen. Viele Leute haben bei den letzten Wahlen die Grünen und mich gewählt. Deshalb sitze ich jetzt im Deutschen Bundestag. Im Bundestag bin ich der Vorsitzender von allen Grünen Abgeordneten. Dort werden wichtige Entscheidungen getroffen.“

Anmerkung GS: Noch relativ viele schwer verdauliche Begriffe!

Besser kann es die grüne MdB Kerstin Celina:

„Ich bin Politikerin der Grünen Partei.

Diese Partei setzt sich für den Schutz der Umwelt und für Gerechtigkeit für alle Menschen ein.

Ich will die Umwelt erhalten.

Damit viel Tiere und Pflanzen hier leben können.

Ich will, dass es den Menschen gut geht.

Ich will, dass Menschen mit Behinderungen und ohne Behinderungen zusammen leben und zusammen arbeiten.

Ich will, dass Menschen aus Deutschland und Menschen aus anderen Ländern gut zusammen leben.

(Leichte Sprache fordert: pro Satz eine Zeile.)

Die Zeitung „Das Parlament“ versucht sich schon seit einiger Zeit darin, Politik in Leichter Sprache zu erklären. Auch die Linkspartei erklärt den Sozialismus in Leichter Sprache.

Was spricht dagegen, Schule vom Ballast einer differenzierenden Sprachverwendung (Genitiv!, Akkusativ!, Konjunktiv I und II!, Plusquamperfekt!, generisches Maskulinum!, richtiger Artikel! zu befreien?

Wozu braucht man eine elitäre Hochsprache im Zeitalter von Twitter, SMS und Smileys?

Siehe auch:
Josef Bayer
Netzwerk Leichte Sprache    Auf der Webseite: Die Adressaten Leichter Sprache                                                                      Leichte_Sprache

 

 

 

 

Design Thinking für die Schule 4.0

„Unser 300 Jahre altes Bildungssystem ist den Anforderungen des schnellen digitalen Wandels nicht gewachsen“, sagt der ehemalige SAP-Spitzenmanager Sikka.

Die Vordenker auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos reden auch über Bildung. Sie ist dabei, ein noch wichtigeres Thema zu werden als Digitalisierung, Technologie, Zukunft der Arbeit. Sie ist sozusagen die Mutter aller Entwicklungen.

Den Schulen empfiehlt Davos das Design Thinking (DT) als Methode, sich für den Wandel, wie ihn Sikka meint, zu wappnen. Nahezu alle Global Player, deren Vorstandsvorsitzende in Davos präsent sind, wenden DT in ihren Konzernen an: Daimler, Deutsche Bank, Siemens, SAP, Microsoft, IBM.

Was ist DT? Es ist eine Methode, interdisziplinär Wege zu finden, für Kunden genau die Produkte zu entwickeln, die sie gerne hätten. Bei der Produktentwicklung wie ein Designer denken, ist das Motto.

Mir fällt als erstes Brain Storming ein. Man setzt sich zusammen und sammelt Einfälle ohne Denkverbote. Das galt einmal als kreative Problmlösungsmethode. Heute ist es in Verruf gekommen, weil Wissenschaftler herausgefunden haben, dass man kreativer ist, wenn man für sich alleine nachdenkt.

Aber jetzt wieder zu DT. Ich lese in Wikipedia nach. Der FAZ-Journalist Carsten Knop, der aus Davos berichtet, hat das auch nicht anders gemacht: „Design-Thinking basiert auf der Annahme, dass Probleme besser gelöst werden können, wenn Menschen unterschiedlicher Disziplinen in einem die Kreativität fördernden Umfeld zusammenarbeiten, gemeinsam eine Fragestellung entwickeln, die Bedürfnisse und Motivationen von Menschen berücksichtigen und dann Konzepte entwickeln, die mehrfach geprüft werden. Das Verfahren orientiert sich an der Arbeit von Designern, die als eine Kombination aus Verstehen, Beobachtung, Ideenfindung, Verfeinerung, Ausführung und Lernen verstanden wird.“

Man kann Design Thinking auch studieren, z. B. seit ca. zehn Jahren im Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.

US-amerikanische Schulbibliotheken kennen den Begriff schon länger. Sie können sich von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung einen „Design-Thinking-Baukasten“ schicken lassen, der Projektgruppen dabei helfen soll, in zukünftigen Schulbibliotheken noch besser auf Schülerbedürfnisse einzugehen. Angeblich sind  Makerspaces, Selbstlernzentren und Gaming-Räume (Platz für Computerspiele) Ergebnisse schulbibliothekarischen Design Thinkings.

Falls das DT auf Schulen zukommt, dann wohl in zweierlei Hinsicht: Als Planungsmethode für Kollegien und als Unterrichtsmethode. Weiterlesen

Warum das achtjährige Gymnasium eingeführt wurde

Es gab keine pädagogischen Gründe für die Verkürzung der gymnasialen Schuldauer. Begründet wurde sie mit im internationalen Vergleich zu alten Gymnasiasten und Studenten. Das wäre ein ökonomischer Nachteil.

(Übersehen wurde dabei die frühere Einschulung in Frankreich und damit auch, dass die in PISA gemessenen Schüler ein Schuljahr mehr als die Deutschen hatten.)

Eine Folge der unpädagogischen Verkürzung sind krude Lehrpläne. So lassen sich Geschichtslehrpläne für G8 finden, in denen mehr Zeit für die Unterrichtung über den Alltag im Alten Rom vorgesehen ist als für den Holocaust.

Angefangen mit der Verkürzung hatten übrigens die Nationalsozialisten. Sie verfügten die Verkürzung 1936 und hatten damit 1938 zwei Abiturjahrgänge und gewannen auf einen Schlag doppelt so viele Offizieranwärter wie früher. (Steht so in Wikipedia)

Die Sozialisten in der DDR blieben bei der zwölfjährigen Schuldauer. Die Erweiterte Oberstufe (EOS) begann in Klasse 9 und dauerte vier Jahre. 1965 wurde das Einheitsschulwesen forciert durchgsetzt, statt 8+4 hieß es jetzt 10+2. Schon ein Jahr später(!) wurden EOS-Vorbereitungsklassen (=9 und 10) eingeführt.

In Westdeutschland galten wieder neun Schulbesuchsjahre. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde dann in fast allen Bundesländern G8 eingeführt. Bis 2010 kehrten fast alle wieder zu G9 zurück.

Ahmadiyya: Liberaler Islam?

Beim Lehrplan für den Islam-Unterricht an hessischen Grundschulen durfte auch die Ahmadiyya-Gemeinde mitwirken. Die Ahmdyya-Gläubigen machen weltweit ca. 1% der Moslems aus. Von den anderen muslimischen Glaubensrichtungen werden sie nicht als muslimisch anerkannt. Sie dürfen nicht in Mekka beten.

Beliebter Talkshowgast ist die Ahmadiyya-Muslimin Khola Maryam Hübsch, Tochter eines deutschen Konvertiten. Sie gilt als eloquente Vertreterin des angeblich liberalen Islams ihrer Gemeinde.

Kürzlich hatte ein pakistanisches Ehepaar in Darmstadt/Hessen gemeinsam die 19jährige Tochter ermordet, weil die vorehelichen Sexualverkehr hatte. Die Eltern rechtfertigten die Tat damit, dass sie Angst hatten, wegen der sündigen Tochter aus der Ahmadiyya-Gemeinde ausgestoßen zu werden.

Vertreter der Gemeinde sahen das anders: Die Eltern wären keineswegs stark in die Gemeinde integriert gewesen. Allerdings lehne die Glaubensrichtung in der Tat vorehelichen Sex ab. „Warum sollte das Gesetz Gottes dem Zeitgeist angepasst werden?“, soll der deutsche Repräsentant der Glaubensgruppe vor Gericht gefragt haben.

Im Auftrag des Landes Hessen achten er und seine Glaubensbrüder jetzt darauf, dass der Unterricht an staatlichen Schulen mit den Grundsätzen seiner Religion übereinstimmt und den Kindern der richtige Glauben beigebracht wird.

Eine Kostprobe des liberalen Ahmadiya-Islam auf der Website der Gemeinde: „Eine Muslima, die Kopftuch oder Schleier trägt, wendet sich somit bewusst von allem ab, was ihre spirituelle Entwicklung beeinträchtigen könnte. Sie will erkannt werden als eine Frau, die zu innerem Frieden gelangt, indem sie den Geboten Gottes folgt. Darüber hinaus möchte sie nicht belästigt werden.“

Das Kopftuchtragen gilt also als Ausweis, nicht belästigt zu werden. Was ist dann mit Frauen, die kein Kopftuch tragen?