Schlagwort-Archive: Computer in der Schule

AltSchool: Schule 4.0

Der ehemalige Google-Manager Max Ventilla hält das herkömmliche Schulwesen für nicht veränderbar. Es sei hierarchisch und zentralistisch organisiert.

Er setzt AltSchool dagegen. Das ist eine Schule, die total digitalisiert ist. Lernen findet in kleinen Gruppen oder in Einzelarbeit in einer Art Großraumbüro statt. Kameras und Mikrofone zeichnen alles auf. Mit den gewonnenen Daten arbeiten 28 Programmierer, um die Unterrichtsmaterialien zu verbessern und individualisierte Lehrpläne für jeden Schüler zu erstellen.

Die Eltern können Unterricht und Schülerdaten über eine Smartphone-App verfolgen.

Der Schultag beginnt mit einem Video, das die Morgengymnastik vorführt: „Wir senken unseren Puls und bereiten uns darauf vor zu lernen…“

Eine herkömmliche Schulleitung gibt es nicht. Wie in privaten Schulfirmen üblich, wird die Verwaltungsarbeit schulübergreifend erledigt.

In San Francisco gibt es bisher vier Schulen (Kindergarten bis zzt. Klasse 8), neue kommen, auch landesweit, hinzu. Eine Schule, Mikroschule genannt, ist klein. Sie umfasst bis derzeit Klasse 8 ca. 35 Schüler_innen. Viel mehr als 50-60 sollen es nicht werden. Das jährliche Schulgeld beträgt ca. 30.000 Dollar.

AltSchool-Homepage

(nach Reportagen in dem generell lesenswerten Wirtschaftsmagazin brandeins, Mai-Juli 2016, S. 128ff, und – umfassend und auch kritisch – im New Yorker)

Norwegen führend bei Digitalisierung von Schulen

In Norwegen gibt es u.a. mehrere Plattformen, durch die schulisches Lernen unterstützt wird. In der unten stehenden Infographik von statista.de ist das die rechte Spalte. itslearning hat auch in Deutschland Fuß gefasst.

Die linke Spalte soll belegen, wie unabhängig sozialer Aufstieg vom Sozialstatus der Eltern ist. Auch da schneidet Norwegen hervorragend ab.

Infografik: Wie Schulen von der Digitalisierung profitieren: Erkenntnisse aus Norwegen | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Die Mediathek im Smartphone

Am Smartphone kommt Schule wohl nicht vorbei. Wird der Tag kommen, an dem außer dem Pausenbrot alles, was man in der Schule zum Lernen braucht, im Smartphone steckt? Werden Schüler zukünftig neben ihrem privaten Gerät ein zweites für die Schule haben, dessen Daten Lehrern und Eltern zugänglich sind?

Nützliche Apps fürs schulische Handy (auch des Lehrers) gibt es zahlreiche. Hier eine neue, gemeinsame Suchmaschine für die öffentlich-rechlichen Mediatheken.

Weitere für die Schule taugliche Apps.

(via digithek.blog via quisquilia)

Der digitale Schulbibliothekar

Die Schulabteilung der Kreisverwaltung des Jefferson County im US-Bundesstaat Colorado besitzt ein Communications Department, also so etwas wie eine eigene Pressestelle. Die hat einen Youtube-Kanal, in den sie Videoclips über Schüler, Lehrer und Schulen, über Sportfeste und Summer Camps in Jefferson County stellt.
Darunter ist ein Clip über „digitale Schulbibliothekare“.

Es ist ein Film, der die Bedeutung der Schulbibliothek für die Schule zeigt, School Library Advocacy, ein Plädoyer für die Schulbibliothek, wie es wohl nur US-Amerikaner fertig bringen. Wie hölzern und anklagend sind dagegen oft deutsche Pressemitteilungen: PISA zeigt…, Lehrer und Schüler können nicht…, 85% der Schulen haben keine…

OECD und Computer in der Schule: nichts Neues

Die OECD-Bildungsforscher haben ihre Daten von 2012 noch einmal durch die Rechner laufen lassen und die Ergebnisse zum Thema Schule und Computer veröffentlicht. Im Grunde kommt nichts Neues heraus:

Was die Digitalisierung für die Bildung bringt, ist auch durch Pisa 2012 nicht deutlicher geworden. Natürlich hinkt Deutschland bei der Computerausstattung immer noch hinterher, aber diesmal muss der OECD-Bildungsforscher Prof. Andreas Schleicher darauf verzichten, allein das deutsche Bildungssystem an den Pranger zu stellen.

Denn auch in Ländern, wo sich weniger Schüler als in Deutschland einen Schulcomputer teilen müssen und die am Bildschirm verbrachte Unterrichtszeit drei- bis viermal so lang ist, lässt sich eine Leistungsverbesserung durch digitale Medien nicht eindeutig nachweisen.

Gut surfen konnten im PISA-Test vor allem Schüler aus Singapur, Hongkong, Korea oder Kanada. Sie sind auch bei den PISA-Messungen nichtdigitaler Lese- und Rechenkompetenz führend. Da stellt sich die Frage, ob gute Schüler auch in der Computernutzung besser sind oder ob die Computernutzung durch Schüler bessere Messwerte in Lesen und Rechnen bewirkt. (Eine Frage, die auch in der Schulbibliotheksforschung beantwortet werden muss: Machen Schulbibliotheken lesekompetentere Schüler oder sind es die lesekompetenten Schüler, die von der Schulbibliothek profitieren?)

Eindeutig ist „Computer-PISA“ jedenfalls nicht: Zu wenig und viel Computereinsatz in der Schule bringt nichts. moderater Einsatz scheint am ehesten zur Verbesserung von Schülerleistung beizutragen. Insgesamt aber wird nicht ersichtlich, dass die Milliardeninvestitionen in Unterrichtstechnologie überzeugende Ergebnisse zeitigen.

Der umstrittene Bildungsexperte Schleicher empfiehlt daher, den Lehrern mehr digitale Komptenzen beizubringen und die Effizienz der Computernutzung im Unterricht zu verbessern.

Natürlich sind es familiäre Unterschiede, die deutlich hervortreten: Schüler aus ärmeren Familien spielen mehr mit dem Computer und verbringen mehr häusliche Zeit mit digitalen Geräten als Schüler aus höheren Sozialschichten (Täglich 144 Minuten statt 127). Wohlhabendere Familien würden die Surfzeit begrenzen, das Medium würde eher als Informations- denn als Unterhaltungsmedium genutzt.

Siehe auch hier!

Digitale Medien erleichtern das Lernen!

Eine herrliche Abituraufgabe könnte das werden, was in mehreren Presseportalen in diesen Tagen erschien: „60 Prozent der Menschen in Deutschland finden: „Digitale Medien erleichtern Kindern das Lernen. Das ergab eine aktuelle Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Deutschen Bank für den Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“. Belegt wird das im weiteren Verlauf noch mit einer Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums: Selbst jüngere Kinder seien schon im Internet unterwegs. Fast ein Drittel aller Sechsjährigen surfe im Internet usw. (Quelle)

Ich selbst wurde sogleich Opfer meiner ungenügenden Informationskompetenz und meines oberflächlichen überfliegenden Lesens. glaubte ich doch gelesen zu haben, dass es eine neue Studie gäbe, die endlich belegen würde, dass digitale Medien das Lernen erleichterten. Dabei wurde von den Sozialwissenschaftlern von TNS Infratest nur eine Umfrage durchgeführt und die Meinung derer erfragt, die sie am Telefon erreichen konnten.

Was käme heraus, wenn man Abiturienten zusammenfassen ließe, was in der oa. Studie herausgefunden wurde?

a) Digitale Medien erleichtern das Lernen

b) 60% der von einem Meinungsforschungsinstitut Befragten glauben, dass digitale Medien das Lernen erleichtern würden.

Ich vermute, dass Antwort a) nicht chancenlos wäre.

Internat Salem schränkt Handynutzung ein

Die Salemer Lehrer hatten es anscheinend satt, morgens unausgeschlafene Schüler/-innen unterrichten zu müssen, die die halbe Nacht auf ihren digitalen Geräten gesurft hatten.

Die Pressestelle des Elite-Internats teilte im Dezember 2014 mit:

„Führendes deutsches Internat begegnet dem exzessiven Medienkonsum vieler Schüler

Die Pädagogen des Salemer Mittelstufen-Internats haben sich zu Beginn des laufenden Schuljahres darauf verständigt, die Nutzung von internetfähigen Geräten mit Bildschirm deutlich einzuschränken. SmartPhones, MP3-Player, Laptops und Tablet-PCs werden um 21.30 Uhr eingezogen. Während Laptops und Tablets den 13- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schülern zu Unterrichtsbeginn wieder zur Verfügung stehen, werden SmartPhones erst nach dem gemeinsamen Mittagessen um 14.15 Uhr wieder ausgegeben. Denn auch in Salem sollen die Schüler natürlich den Umgang mit den IT-Medien lernen. (Hervorhebung von mir; GS) Weiterlesen

Die Lüge der digitalen Bildung

So heißt das Buch von Gerald Lembke und Ingo Leipner, das Anfang März erscheinen wird.

Es mehrt sich inzwischen die Zahl der Untersuchungen, die zu dem Ergebnis kommen, dass Tablets und andere digitale Geräte keineswegs generell dem nichtdigitalen Lernen überlegen sind. Die Autoren empfehlen, was so neu ja nicht ist, dass Computer erst ab der Mittelstufe eingesetzt werden.

Ein Interview mit Prof. Lembke

By the way: Ich habe einmal die Titel von Untersuchungen überflogen, die in der Fachzeitschrift „Computers in Human Behaviour“ veröffentlicht werden. (Ein Teil ist nicht kostenpflichtig zugänglich.) Die Themen, deren Häufigkeit mir auffiel: gender, gender, gender, Angst vorm Computer, Computersucht, Einsamkeit und Computer.

Was das Lernen angeht, so erbrachte eine Metaanalyse ein kleine, aber signifikante Überlegenheit des digitalen Lernens. Interessant: In publizierten Studien zur Lerneffizienz gibt es die Überlegenheit des digitalen Lernens, in nicht-veröffentlichten Studien war das nicht der Fall. Das scheint an methodischen Problemen gelegen zu haben. Es ist sicher nicht einfach, Ergebnisse aus unterschiedlich zusammengesetzten Klassen, die von verschiedenen Lehrern unterrichtet wurden, zu vergleichen.

Siehe auch den Kommentar von Christian Füller zu einer Tablet-Initiative der CDU-MdB Saskia Esken.

Ein Interview Prof. Lembkes im WDR (Nachtrag Januar 2016)

Bücherlesen als Erholung von IT

„Viele Eltern und Lehrer befürchten, dass das technische Spielzeug die Schüler vom Bücherlesen abhält. Das Gegenteil ist der Fall. Viele Schüler verbinden IT inzwischen mit Schule und finden das Lesen „richtiger“ Bücher als wahre Erholung.“

Corinne Hill, Leiterin der Stadtbibliothek von Chattanooga/USA