Archiv der Kategorie: Medien

Shirley Turkle, Alone Together. Why We Expect More from Technology and Less from Each Other

Beim Blättern im Blog bleibe ich am Beitrag „Ist Medienkompetenz Blödsinn?“ hängen, geschrieben vor vier Jahren. Es ging um die Thesen von Prof. Dr. Manfred Spitzer und die Art des Umgangs mit ihm und seinem Buch in einer ZDF-Sendung. Ich hatte u. a. geschrieben:

„Das, was das ZDF für eine Diskussionssendung hält, müsste Gegenstand von Filmanalyse im Unterricht sein. Ich muss kein Neurowissenschaftler sein, um zu erkennen, dass die Zuschauer durch solche Sendungen verblöden.“

Mir fällt jetzt auf, dass ich damals Prof. Shirley Turkle genannt hatte, aber ihr 2011 erschienenes Buch im Blog nie erwähnt habe. Erwähnt wurde sie von mir nur in diesem Satz:

„Anstatt sich mit den Thesen von Spitzer, Turkle, Sturm, Wolf, Lanier, Carr u. a. sachlich auseinanderzusetzen, zelebrieren die „Netzaktivisten“ in den Kommentarspalten ihre Shitstorms („Bist wohl Spitzers Sohn“, „sarrazinös“). Spitzer muss sie arg getroffen haben.“

An anderer Stelle verlinkte ich aber zu einem Interview der Süddeutschen Zeitung mit ihr, in dem sie sehr verkürzt ihre Thesen darlegt.

Daher jetzt der Hinweis auf das Buch, das m. E. auch nach fünf Jahren nicht an Aktualität eingebüßt hat; eher im Gegenteil. (Auch wenn sie Second Life erwähnt, das heute völlig vergessen ist.)

Sie legt dar, dass die digitalen sozialen Medien eine Gemeinschaft suggerieren, aber keine wirkliche Freundschaft schaffen.

Leider ist es nicht ins Deutsche übersetzt worden.

 

 

KMK: Digitalisierung der Schule ohne Schulbibliothek

Ein Entwurf der Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ mit Stand vom 27.4.16 beschreibt auf 45 Seiten sechs Handlungsfelder, in denen die Digitalisierung im gesamten Bildungsbereich vorangebracht werden soll:

(1) Bildungspläne und Unterrichtsentwicklung, curriculare Entwicklungen
(2) Aus-, Fort- und Weiterbildung von Erziehenden und Lehrenden
(3) Infrastruktur und Ausstattung
(4) Bildungsmedien, Content

(5) E-Government, Schulverwaltungsprogramme, Bildungs- und Campusmanagementsysteme

(6) Rechtliche und funktionale Rahmenbedingungen

Es dürfte niemanden überraschen, dass Schulbibliotheken in diesem Papier nicht vorkommen.

Die Kultus- und Wissenschaftsminister wissen anscheinend nicht, dass in manchen Bibliotheksgesetzen, etwa dem hessischen, die Zuständigkeit für die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenzen auch in der Schule den öffentlichen Bibliotheken zugeordnet wird. Sie erwähnen nicht die von Bibliothekar*innen ausgearbeiteten Curricula für die Vermittlung von Informationskompetenzen vom Kindergarten bis zum Abitur. Sie kennen nicht die „Frankfurter Erklärung“ des dbv. Hat jemand die KMK informiert, waren denn nicht Vertreter der Schulverwaltung oder Schulpraktiker bei der Erarbeitung all dieser bibliotheksfachlichen Programme, Konzepte, Curricula und Manifeste dabei?

Die KMK-Beamten wissen aber auf jeden Fall, dass Schulbibliotheken nicht in ihre Zuständigkeit fallen und hüten sich daher, über sie eine Aussage zu machen.

So ist das halt, weil Schulbibliotheken in der Bundesrepublik nicht als Teil von Schule und als Aufgabe der Bildungspolitik gesehen werden. Das entbehrt der gesetzlichen Grundlage.

Es gibt uralte KMK-Empfehlungen zur Schulbibliothek. (Die liegen bei mir noch in irgendeinem Ordner, im Internet gibt es sie nicht mehr.) Aber schon ab 1979 hieß es dann: Kooperation mit öffentlichen Bibliotheken. Der Vorläufer des o.a. Strategiepapiers von 2012, „Medienbildung in der Schule“, kam auch schon ganz ohne die Schulbibliothek aus. Es war m. E. die damalige hessische Kultusministerin, die 2003 als KMK-Vorsitzende zuletzt in einer Rede Schulbibliotheken erwähnte. Ich vermute, wenn man heute in der KMK nach Schulbibliotheken fragt, würde man an den dbv verwiesen.

Nun ist mir nicht bekannt, dass jemals von KMK-Empfehlungen ein entscheidender Impuls ausging. Nur in Lehramts-Staatsprüfungen waren sie gefragt. Daher kann man das Papier höchstwahrscheinlich zu den Akten legen und weitermachen wie bisher.

2009 machte ich den Vorschlag für eine Schulbibliothekskommission bei der KMK. Auch das wäre eher ein symbolischer Akt geworden, aber wenigstens hätte das Thema bei der KMK einen Fuß in der Tür gehabt (Sorry, kein schönes Sprachbild). Die hessische LAG Schulbibliotheken war deswegen schon einmal vorstellig geworden: Als im Zuge der Schließung des Deutschen Bibliotheksinstituts die dazugehörige Beratungsstelle für Schulbibliotheken abgewickelt wurde und sich der dbv noch nicht für die Auffangeinrichtung „Kommission Bibliothek und Schule“ erwärmt hatte, konnten wir das Sekretariat der KMK für die Idee einer Weiterführung der Beratungsstelle gewinnen. Die Realisierung scheiterte erst an der Hausspitze.

Der schönste Satz im Strategiepapier ist dieser (S. 15):

Die rasche Entwicklung im Bereich der digitalen Medien erfordert auch von jeder
(angehenden) Lehrkraft in besonderem Maße, die Selbstverantwortung für den ei-
genen Kompetenzzuwachs zu übernehmen.
Da ich schon selbstkritisch war, sei die Anmerkung erlaubt: Selbstverantwortung für den eigenen Kompetenzbereich ist auch keine sprachliche Meisterleistung, zumal für eine Kultusbehörde. Es sei denn, man wollte besonders betonen, dass die Betonung auf der eigenen Selbstverantwortung der Lehrenden liegt, und die nicht erwarten sollen, dass ihr Arbeitgeber sich ein Bein für sie ausreißt.

Neuzusammensetzung der dbv-Kommission Bibliothek und Schule

Neu ist: Es gibt keinen Lehrer als Mitglied. Was verständlich ist für einen Verband, der die Interessen öffentlicher Bibliotheken und Bibliothekar*innen vertritt. Neu ist auch der Anspruch, Anlaufstelle für schulische Medienbildung und für Informationskomptenzvermittlung zu sein.

Veröffentlicht in der Mailingliste der sba Frankfurt: „Die Kommission Bibliothek und Schule des Deutschen Bibliotheksverbandes dbv, die Ende letzten Jahres turnusmäßig neu zusammengesetzt wurde, möchte sich hier endlich einmal richtig vorstellen.
Fünf Bibliothekarinnen (leider haben sich keine Lehrer/innen gefunden) aus ganz Deutschland wollen die Arbeit von Bibliotheken in und für Schulen konzeptionell weiterentwickeln und Interessierte vor Ort mit übergreifenden Service-Angeboten unterstützen.

Folgende inhaltliche Schwerpunkte sind dabei bis auf Weiteres geplant: Weiterentwicklung der Web-Seite Schulmediothek.de als Anlaufstelle für Ratsuchende, bundesweite Vernetzung von Schulbibliotheks-Interessierten und Lobby-Arbeit für Schulbibliotheken als zentrale Anlaufstellen der Medienbildung in Schulen (siehe auch „Frankfurter Erklärung„),  Sammlung von Schulbibliotheks-Standards, -Gesetzen, -Curricula als Orientierung für Bibliotheks-Verantwortliche,  Mitarbeit bei der Entwicklung konkreter Unterrichtskonzepte rund um den „Referenzrahmen Informationskompetenz„.

Die Mitglieder der Kommission sind:

Vorsitz, Finanzen:
Julia Rittel (Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW)
hat als Diplom-Bibliothekarin und Medienpädagogin langjährige Berufserfahrung an Gesamtschule und Berufskolleg und sich außerdem als Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in NRW e.V. für die Stärkung von Schulbibliotheken engagiert.

Beratungsanfragen:
Simone Frübing (Vorsitzende der AG Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg e.V.)
ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg und organisiert hier im Team Wettbewerbe und Schulbibliothekstage in der Region. Außerdem arbeitet sie seit 2005 als Koordinatorin der Schulbibliothekarischen Arbeit in Berlin-Treptow-Köpenick, wo sie ihre Erfahrungen als Leiterin einer öffentlichen Schulbibliothek als Stadtteilbibliothek einbringen konnte. Von September 2014 bis April 2015 nahm sie an der Fortbildung Bibliotheksmanagement der FU Berlin teil.

Schulbibliotheks-News:
Gudrun-Lautenburger (Schulbibliothekarische Arbeitsstelle sba der Stadtbibliothek Oberhausen)
bietet mit ihrem Team einen Rundum-Service für mehr als 50 Schulbibliotheken an allen Schulformen in Oberhausen und steht dabei in engem Kontakt mit ehrenamtlich Engagierten, Lehrerinnen und Lehrern und Schulleitungen. Sie hat sich bis 2015 im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in NRW e.V. engagiert.

Redaktion Schulmediothek.de, Lesen macht stark:
Kathrin Reckling-Freitag (Arbeitsstelle Bibliothek und Schule der Büchereizentrale Schleswig-Holstein)
Diplom-Bibliothekarin und Kultur- und Bildungsmanagerin, ist angestellt bei der Büchereizentrale Schleswig-Holstein/ Arbeitsstelle Bibliothek, bloggt unter www.zwischenseiten.com und ist freiberuflich als Referentin tätig.

Öffentlichkeitsarbeit:
Hanke Sühl (stellvertretende Leiterin der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle | sba der Stadtbücherei Frankfurt am Main)
Die Diplom-Pädagogin absolvierte zusätzlich die Ausbildung für den höheren Bibliotheksdienst zur Bibliotheksassessorin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Konzeption und Implementierung von Aktionen und Veranstaltungsreihen zur Leseförderung und zur Förderung der Medienkompetenz sowie die Entwicklung und Durchführung von Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte und Schulbibliotheksengagierte.

Unsere Kontaktdaten finden Sie hier: http://schulmediothek.de/index.php?id=294. Am besten erreichen Sie die Kommission über die gemeinsame Mail-Adresse: dbvschubi@gmail.com.“

Wo informiert man sich?

72 Prozent der Internetnutzer (ab 18 Jahren) informieren sich regelmäßig im TV über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Der Anteil der sog. sozialen Netzwerke (Facebook usw.) an den Nachrichtenquellen ist gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozentpunkte gewachsen und liegt jetzt vor dem der gedruckten Zeitungen.

Infografik: Nachrichten: Online schlägt Print | Statista

Bei Befragten im Alter zwischen 18 und 24 Jahren ist das Interesse an Nachrichten zurückgegangen. Nur etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) gab an, „überaus“ oder „sehr“ an Nachrichten interessiert zu sein. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von 14 Prozentpunkten.

In der Altersgruppe der über 55-Jährigen interessieren sich dagegen 81 Prozent der Befragten „überaus“ oder „sehr“ für Nachrichten.

Quelle: Reuters Institute Digital News Report 2016 (PDF-Download) Daten für Deutschland

(via digithek blog)

In diesem Zusammenhang nicht uninteressant:

„Was passiert eigentlich, wenn Leute Politik nur noch als das verstehen, was Satire-Shows davon zeigen?“ Das fragt die FAZ-Journalistin Friederike Haupt in der Ausgabe v. 10.4.16, p 5.

Frau Haupt bezieht sich auf US-amerikanische Studien, die besagen, dass vor allem junge Leute ihre politische Bildung zunehmend aus Satiresendungen bezögen. Was wiederum Politiker, inklusive des Präsidenten, bewöge, in diesen Shows aufzutreten. Nun war etwa „The Daily Show“, als ich sie vor Jahren zuletzt sah, eine geistreiche, humorvolle Veranstaltung, meilenweit entfernt vom Geschrei und den plumpen Witzchen einer Heute-Show. Bei ihr haben die Wissenschaftler denn auch herausgefunden, dass die Sendungen Zuschauer motivieren, sich ernsthaft zu informieren, mit dem Resultat, dass Zuschauer der Daily Show besser über Politik informiert waren.

Nicht vorstellen kann ich mir das bei „Neues aus der Anstalt“ mit den Leitartikeln des Herrn Pispers oder bei „Mario Barth deckt auf“ oder „Neo Magazin Royale“, wo der Komiker Böhmermann Erdogan in einem Gedicht als Ziegenficker und Kinderschänder darstellen darf und dafür den Grimme-Preis erhält. (Den bekam auch die Heute-Show).

Wo sind die Lektoren geblieben?

digithek.blog verweist auf einen Text in der Neuen Zürcher Zeitung, in dem die steigende Fehlerquote in Büchern moniert wird. Das spricht mir aus dem Herzen:

„Die Fehlerquote in Romanen und Sachbüchern hat in den letzten Jahren gewaltig zugenommen, und Traditionsverlage verheissen keineswegs ein höheres Mass an Qualitätssicherung. Wenn der Autor selbst kein penibler, faktensicherer Geist ist, muss man als Leser mit allem rechnen – nur nicht mit Lektoren oder Korrektoren, die genügend Zeit für einfachste Überprüfungen gehabt hätten.“

Ich würde die Zeitungen noch dazu nehmen.

Ganz aktuell fällt mir auf, dass der Akkusativ verschwindet. Auch in Nachrichtensendungen. Der Gebrauch des Artikels wird volatil. Wenn ich der statt das Blog sage, kann ich mich wenigstens auf die Erlaubnis des Dudens berufen. Bei Yoghurt und Virus gibt es schon länger Differenzen. Ich müsste einmal sammeln, denn jetzt gerade fallen mir weitere Beispiele nicht ein.

Dafür sagen aber viele vermeintlich hyperkorrekt, aber dennoch falsch: gegenüber des Polizeipräsidiums.

Miese Internetportale

Wer gerne kostenlos die neuesten Spielfilme im Internet anschaut oder E-Books herunterlädt, sollte wissen, dass das rechtlich problematisch sein kann, aber auch den Betrieb des Rechners gefährden kann.

Computerbild hat untersucht, ob man auf den Kostenlos-Portalen als Zugabe Viren und andere Schadstoffsoftware als Zugabe bekommt:

kinox

 

AltSchool: Schule 4.0

Der ehemalige Google-Manager Max Ventilla hält das herkömmliche Schulwesen für nicht veränderbar. Es sei hierarchisch und zentralistisch organisiert.

Er setzt AltSchool dagegen. Das ist eine Schule, die total digitalisiert ist. Lernen findet in kleinen Gruppen oder in Einzelarbeit in einer Art Großraumbüro statt. Kameras und Mikrofone zeichnen alles auf. Mit den gewonnenen Daten arbeiten 28 Programmierer, um die Unterrichtsmaterialien zu verbessern und individualisierte Lehrpläne für jeden Schüler zu erstellen.

Die Eltern können Unterricht und Schülerdaten über eine Smartphone-App verfolgen.

Der Schultag beginnt mit einem Video, das die Morgengymnastik vorführt: „Wir senken unseren Puls und bereiten uns darauf vor zu lernen…“

Eine herkömmliche Schulleitung gibt es nicht. Wie in privaten Schulfirmen üblich, wird die Verwaltungsarbeit schulübergreifend erledigt.

In San Francisco gibt es bisher vier Schulen (Kindergarten bis zzt. Klasse 8), neue kommen, auch landesweit, hinzu. Eine Schule, Mikroschule genannt, ist klein. Sie umfasst bis derzeit Klasse 8 ca. 35 Schüler_innen. Viel mehr als 50-60 sollen es nicht werden. Das jährliche Schulgeld beträgt ca. 30.000 Dollar.

AltSchool-Homepage

(nach Reportagen in dem generell lesenswerten Wirtschaftsmagazin brandeins, Mai-Juli 2016, S. 128ff, und – umfassend und auch kritisch – im New Yorker)

Hat Spitzer vielleicht doch recht?

Die „Netzgemeinde“ war in Aufruhr: Manfred Spitzer fasste 2012 seine medienkritischen Thesen in „Digitale Demenz“ noch einmal zusammen und  behauptete, das Internet und die neuen Medien machten nicht geselliger, klüger und kreativer, eher träfe das Gegenteil zu.

Vor vier Jahren zitierte ich in einem Posting die vergleichsweise zurückhaltende Kritik des Medienexperten Martin Lindner, der ihm vorwarf, keine Ahnung zu haben. Sogleich machten sich auch Internet-Aktivist/-innen daran, Spitzer Fehler und Ungenauigkeiten nachzuweisen. (Ich erinnere mich, dass ich die Belege nicht allzu überzeugend fand. Leider habe ich sie nicht notiert, aber sie sind im Internet sicher zu finden.)

Für Prof. Spitzer ist das Gehirn ein lernender Organismus. Wenn es nicht gefordert wird, verkümmert sein Potential. Er belegt das am Beispiel des drohenden Verlusts des Orientierungssinnes durch den Gebrauch von Navigationssystemen. Spitzer beruft sich auf neurologische Untersuchungen bei Londoner Taxifahrern. Sie müssen die Karte Londons im Kopf haben. Der Ort des Orientierungssinnes im Hippocampus war bei ihnen deutlich größer als bei normalen Menschen.

Jetzt erscheint ein Artikel in der Fachzeitschrift nature, in dem der Experte für Navigationssysteme, Roger McKinlay, dieselben Befürchtungen äußert („Technology: Use or lose our navigation skills“, nature, Nr. 7596, 30.03.2016). McKinlay war Entwickler eines der ersten Navigationssysteme.

McKinlays Hauptthese ist allerdings eine andere. Er hält die GPS-gestützten Navigationssysteme für den Straßenverkehr für ungenau und störanfällig. Insbesondere, wenn sich Hunderte völlig von Navigationssystemen abhängige selbstfahrende Autos auf der Straße begegnen würden, brauche man verbesserte Systeme, u. a. ein ergänzendes terrestrisches Navigationssystem und Standards für die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen.

Er nennt die heute schon immensen Kosten für die Satelliten-Navigationsinfrastruktur, Allein die USA haben für ihr GPS-System 10 Mrd Dollar ausgegeben und der Unterhalt koste eine Milliarde jährlich. Auch wenn der Ingenieur McKinlay das alles für machbar hält, erlaubt er sich die Bemerkung, dass es billiger wäre, die Fahrzeuge von Chauffeuren lenken zu lassen. Und den Schulen empfiehlt er, das Kartenlesen zu üben.

(via FAZ)

Siehe auch: „Musik und Gehirn“   und „Ist Medienkompetenz Blödsinn?“

Nachtrag: Im Wirtschaftsmagazin brandeins 11/2016, 145ff, „Das Ziel ist der Weg“, werden Forschungen aus aus den 70er Jahren, 2005 und 2013 erwähnt, in denen herausgefunden wurde, dass es Gehirnzellen im Hippocampus gebe, die durch geografische Einflüsse stimuliert würden. Es gebe neuronale Aktivitäten, die auf Rauminformationen reagierten und eine Karte des Raumes abspeicherten. Der Mensch besäße also eine Art Navigationssystem. Durch Benutzung digitaler Navigationssysteme verkümmere dies aber.

Gerne hätte ich in unseren Informationsmedien darüber mehr erfahren. Stattdessen gab es einmal mehr eine Talkshow, in der Sascha Lobo u. a. in bewährter Konstellation Spitzer zum Sarrazin machten.

Genderismus und Kreationismus (2): Der Fall Tagesspiegel

Die Nachträge zu dem Beitrag über Genderismus nehmen überhand. Daher habe ich sie in diesem 2. Posting zum Thema zusammengefasst. Vor allem geht es dabei um den linken Berliner Tagesspiegel, der sich zum publizistischen Sprachrohr der Genderist_innen entwickelt hat. Weiterlesen