Archiv der Kategorie: Schule

Neuzusammensetzung der dbv-Kommission Bibliothek und Schule

Neu ist: Es gibt keinen Lehrer als Mitglied. Was verständlich ist für einen Verband, der die Interessen öffentlicher Bibliotheken und Bibliothekar*innen vertritt. Neu ist auch der Anspruch, Anlaufstelle für schulische Medienbildung und für Informationskomptenzvermittlung zu sein.

Veröffentlicht in der Mailingliste der sba Frankfurt: „Die Kommission Bibliothek und Schule des Deutschen Bibliotheksverbandes dbv, die Ende letzten Jahres turnusmäßig neu zusammengesetzt wurde, möchte sich hier endlich einmal richtig vorstellen.
Fünf Bibliothekarinnen (leider haben sich keine Lehrer/innen gefunden) aus ganz Deutschland wollen die Arbeit von Bibliotheken in und für Schulen konzeptionell weiterentwickeln und Interessierte vor Ort mit übergreifenden Service-Angeboten unterstützen.

Folgende inhaltliche Schwerpunkte sind dabei bis auf Weiteres geplant: Weiterentwicklung der Web-Seite Schulmediothek.de als Anlaufstelle für Ratsuchende, bundesweite Vernetzung von Schulbibliotheks-Interessierten und Lobby-Arbeit für Schulbibliotheken als zentrale Anlaufstellen der Medienbildung in Schulen (siehe auch „Frankfurter Erklärung„),  Sammlung von Schulbibliotheks-Standards, -Gesetzen, -Curricula als Orientierung für Bibliotheks-Verantwortliche,  Mitarbeit bei der Entwicklung konkreter Unterrichtskonzepte rund um den „Referenzrahmen Informationskompetenz„.

Die Mitglieder der Kommission sind:

Vorsitz, Finanzen:
Julia Rittel (Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW)
hat als Diplom-Bibliothekarin und Medienpädagogin langjährige Berufserfahrung an Gesamtschule und Berufskolleg und sich außerdem als Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in NRW e.V. für die Stärkung von Schulbibliotheken engagiert.

Beratungsanfragen:
Simone Frübing (Vorsitzende der AG Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg e.V.)
ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg und organisiert hier im Team Wettbewerbe und Schulbibliothekstage in der Region. Außerdem arbeitet sie seit 2005 als Koordinatorin der Schulbibliothekarischen Arbeit in Berlin-Treptow-Köpenick, wo sie ihre Erfahrungen als Leiterin einer öffentlichen Schulbibliothek als Stadtteilbibliothek einbringen konnte. Von September 2014 bis April 2015 nahm sie an der Fortbildung Bibliotheksmanagement der FU Berlin teil.

Schulbibliotheks-News:
Gudrun-Lautenburger (Schulbibliothekarische Arbeitsstelle sba der Stadtbibliothek Oberhausen)
bietet mit ihrem Team einen Rundum-Service für mehr als 50 Schulbibliotheken an allen Schulformen in Oberhausen und steht dabei in engem Kontakt mit ehrenamtlich Engagierten, Lehrerinnen und Lehrern und Schulleitungen. Sie hat sich bis 2015 im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in NRW e.V. engagiert.

Redaktion Schulmediothek.de, Lesen macht stark:
Kathrin Reckling-Freitag (Arbeitsstelle Bibliothek und Schule der Büchereizentrale Schleswig-Holstein)
Diplom-Bibliothekarin und Kultur- und Bildungsmanagerin, ist angestellt bei der Büchereizentrale Schleswig-Holstein/ Arbeitsstelle Bibliothek, bloggt unter www.zwischenseiten.com und ist freiberuflich als Referentin tätig.

Öffentlichkeitsarbeit:
Hanke Sühl (stellvertretende Leiterin der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle | sba der Stadtbücherei Frankfurt am Main)
Die Diplom-Pädagogin absolvierte zusätzlich die Ausbildung für den höheren Bibliotheksdienst zur Bibliotheksassessorin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Konzeption und Implementierung von Aktionen und Veranstaltungsreihen zur Leseförderung und zur Förderung der Medienkompetenz sowie die Entwicklung und Durchführung von Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte und Schulbibliotheksengagierte.

Unsere Kontaktdaten finden Sie hier: http://schulmediothek.de/index.php?id=294. Am besten erreichen Sie die Kommission über die gemeinsame Mail-Adresse: dbvschubi@gmail.com.“

Staatliche Aufsicht über Schulen, aber keine Staatsschulen

„Die empirische Forschung hat wiederholt gezeigt, dass es nicht in erster Linie darauf ankommt, mehr Ressourcen ins Schulsystem zu stecken. Weder im internationalen Vergleich noch innerhalb von Ländern gehen höhere Ausgaben, kleinere Schulklassen oder bessere Computerausstattung systematisch mit besseren Leistungen der Schüler in Lesen, Mathematik oder Naturwissenschaften einher.“

Das schreibt der Bildungsökonom Ludger Wößmann (Hier schon einmal im Blog) in einer Expertise (pdf-Download), in der er  mehr Wettbewerb zwischen Schulen fordert. Dazu bedürfe es eines Schulsystems, in dem sich der Staat auf die Rahmensetzung konzentriert und auf externe Abschlussprüfungen, den Schulen aber Selbstständigkeit beim Erreichen der Ziele gewähre.

Für das Schulbibliothekswesen sind mehr Privatschulen kein Unglück. Eher das Gegenteil!

Mittlere oder untere Reife?

Matheaufgaben aus der Prüfung zum Mittleren Schulabschluss (MSA) in Berlin und Brandenburg wären auf dem Niveau des 7. Schuljahres, sagen Spötter. Die Bildungssenatorin sagt, andere Bundesländer machten es genauso. Man wolle keine Denkblockaden bei den Schülern hervorrufen.

Eine der Aufgaben lautet: Welche höchste dreistellige Zahl lässt sich aus den Ziffern 2, 3 und 6 bilden?

Mit Design Lesemotivation schaffen

Ein „Dauerbrenner“ unter meinen Blogbeiträgen ist der zur Klassenraumgestaltung. Dabei geht es mir in erster Linie um Schulbibliotheksgestaltung. Man kann nahezu alles aus den Klassenraum-Überlegungen, vom Grundsätzlichen bis zum Detail, darauf anwenden.

Schulbibliotheksenthusiasten kämpfen mit widersprüchlichen Anforderungen. Sie wollen die Bibliothek als Lernort, als digitales Klassenzimmer etablieren. Das Konzept erreicht (zurzeit) weder Eltern noch Bildungspolitiker noch die Journalisten. In den Köpfen herrscht der Bücherhort, das gute Buch, das Schmöker- und Ausleihzentrum vor.

Aber noch nicht einmal dafür, für eine einladende, zum Lesen motivierende Umgebung reichen Platz oder Geld.

Manchmal sind es nur Details, die geändert werden sollten; auf eine Grundsanierung zu warten, wäre falsch. Bei Grundsanierungen werden oftmals (von wem eigentlich?) Regale bestellt, die besser ins Lager von Zalando passen. Farben der Möbel und Wände passen eher in ein Krankenhaus, manchmal aber auch eher in ein alternatives Café in Kreuzberg.

Hier ein Mut machender Artikel aus Singapur.

(Google Translate übersetzt nur rudimentär, daher habe ich darauf verzichtet.) Weiterlesen

Schulküche statt Schulbibliothek

Die Curie-Grundschule in Bautzen/Sachsen hat einen Schwerpunkt im praxisbezogenen Lernen mit allen Sinnen. Das wird ihr zum Verhängnis:

Die bei der Modernisierung der Schule eingeplante Bibliothek wird nämlich jetzt gestrichen. Stattdessen soll die Schulküche in den Raum kommen. Laut Schulverwaltungsamt kann die Schule auf eine zentrale Bibliothek verzichten. Für sie wäre sowieso kein Personal da. Die Klassen bekämen „altersgerecht und fachspezifisch Leseecken“. So beschloss es denn auch der Bautzener Stadtrat. Der Beschluss erfolgte einstimmig, bei einer Enthaltung.

Ein Stadtrat, dem eine Schulbibliothek unverzichtbar erscheint, schlug vor, sie im Keller unterzubringen. Die Mehrkosten von 25.000 € für die Küche werden durch Einsparungen an anderer Stelle erwirtschaftet.

(Quelle: Sächsische Zeitung v. 28.5.16)

AltSchool: Schule 4.0

Der ehemalige Google-Manager Max Ventilla hält das herkömmliche Schulwesen für nicht veränderbar. Es sei hierarchisch und zentralistisch organisiert.

Er setzt AltSchool dagegen. Das ist eine Schule, die total digitalisiert ist. Lernen findet in kleinen Gruppen oder in Einzelarbeit in einer Art Großraumbüro statt. Kameras und Mikrofone zeichnen alles auf. Mit den gewonnenen Daten arbeiten 28 Programmierer, um die Unterrichtsmaterialien zu verbessern und individualisierte Lehrpläne für jeden Schüler zu erstellen.

Die Eltern können Unterricht und Schülerdaten über eine Smartphone-App verfolgen.

Der Schultag beginnt mit einem Video, das die Morgengymnastik vorführt: „Wir senken unseren Puls und bereiten uns darauf vor zu lernen…“

Eine herkömmliche Schulleitung gibt es nicht. Wie in privaten Schulfirmen üblich, wird die Verwaltungsarbeit schulübergreifend erledigt.

In San Francisco gibt es bisher vier Schulen (Kindergarten bis zzt. Klasse 8), neue kommen, auch landesweit, hinzu. Eine Schule, Mikroschule genannt, ist klein. Sie umfasst bis derzeit Klasse 8 ca. 35 Schüler_innen. Viel mehr als 50-60 sollen es nicht werden. Das jährliche Schulgeld beträgt ca. 30.000 Dollar.

AltSchool-Homepage

(nach Reportagen in dem generell lesenswerten Wirtschaftsmagazin brandeins, Mai-Juli 2016, S. 128ff, und – umfassend und auch kritisch – im New Yorker)

Wie gegen TTIP gehetzt wird

Es geht einmal mehr um Informationskompetenz: In unseren Supermärkten wird abgepackter, gechlorter Salat verkauft. Gestorben ist daran noch niemand und beschwert hat sich meines Wissens auch niemand. Das US-amerikanische „Chlorhuhn“ dagegen wird hierzulande von Anti-TTIP-Aktivist/-innen verteufelt. Salmonellenerkrankungen nimmt man in Deutschland in Kauf, in USA nicht.

Die internationalen Schiedsgerichte sind eine deutsche Erfindung und werden weltweit geschätzt. US-amerikanische Firmen klagen vergleichsweise selten vor diesen Gerichten.

Bemerkenswert: Der Wirtschaftsminister Gabriel rückt von TTIP ab. Dabei müssten gerade ihm die Probleme deutscher Firmen in den USA am Herzen liegen: Visa-Probleme für deutsche Mitarbeiter in den USa, für US-amerikanische in Deutschland, doppelte Zulassungs- und Prüfverfahren für Produkte. Bessere Exportchancen für kleinere und spezialisierte landwirtschaftliche Produzenten von Käse, Wein, Spargel.

Herzensthema in Deutschland dagegen: Verbraucherschutz- und Umweltstandards würden gesenkt werden, verkünden die Aktivist_innen. Was sie in ihrem Eifer übersehen: In USA zahlen betrügerische Banken höhere Geldstrafen als hier, den Abgasskandal haben amerikanische Behörden aufgedeckt. Den jungen Eiferer/-innen ist Ralph Nader sicher unbekannt , der Sicherheitstests bei Autos durchführte („Unsafe at any speed“), als man hierzulande noch gar nicht wusste, dass man das machen kann.

Wie kommen die linken Wutbürger*innen darauf, dass durch TTIP deutsche Opernhäuser und Progtammkinos schließen müssten?

Jetzt wird von einer Aktion „Netzfrauen“ gar die Schule als TTIP-Opfer entdeckt. Weiterlesen

Lernt man in Ganztagsschulen besser?

Seit 11 Jahren begleiten empirische Bildungsforscher die deutschen Gesamtschulen. Sie geben Fragebögen an ausgewählte Schüler, Eltern und Lehrer. (Bei Lehrern beträgt die Rücklaufquote ca. ein Drittel.)

Die Ergebnisse sind m. E. überschaubar:

steg-folie

Aus Steg-Folien-Präsentation

Mit „dauerhafte Teilnahme“ sind zusätzliche unterrichtliche Angebote mit hoher fachlicher Qualität gemeint. Genau liegt der Hase aber im Pfeffer.

Die Bandbreite der Ganztagsschulen ist in Deutschland groß. Sie unterscheiden sich z. B. darin, ob der Nachmittag wirklich in den Schulbetrieb integriert ist und hochwertige, differenzierende Lernangebote schafft oder eher sich auf Betreuung und Hausaufgabenhilfe beschränkt. Die Personal- und Sachausstattung differiert zwischen den Ländern. Das Saarland gibt 52.000 pro Grundschulklasse im Ganztagssystem mehr aus, Bremen 9.000. In der Sekundarstufe erhalten Schüler in Hessen 16 Stunden zusätzliche Lernangebote, in Nordrhein-Westfalen 4.

Zusammenfassend kommt man bei Steg zu dieser Einschätzung: Die Lernentwicklung (innerhalb des Ganztagssystems!) war gleich, egal ob Schüler an zusätzlichen Lernangeboten teilnahmen oder nicht. Gestärkt würden aber die Motivation, ein positives Selbstbild und das Sozialverhalten. Die Qualität der Ganztagsschulen ließe sich noch steigern. Sie würden ihr Potential nicht ausschöpfen. So zitiert die FAZ v. 27.4.16, S. 22: „Sind viele Ganztagsschulen Mogelpackungen?“.

Die ernüchternde Zusammenfassung steht m. E. nicht im Widerspruch zum dritten Punkt der Folie. Eine Leistungssteigerung, Notenverbesserung und höhere Lernmotivation sind grundsätzlich schwer zu messen und zu vergleichen. Positive Veränderungen bedingen ein kontinuierliches, hochwertiges Angebot und dauerhafte Teilnahme. Das mag es in Einzelfällen gegeben haben.

Projektbeschreibung von Steg auf der DIPF-Webseite

Steg-Homepage mit Ergebnissen

Warum werden die Bildungsdaten der Bundesländer verheimlicht?

Die FAZ vom Tage (S. 20) zitiert aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des Wirtschaftsministeriums. Die Gutachter kritisieren, dass die Bildungsdaten der Länder zurückgehalten würden.

In den PISA-Erhebungen würden deutsche Schüler mit ausländischen Schülern verglichen, obwohl der Vergleich oftmals schwierig sei (z. B. unterschiedliche Einschulungsalter; GS). Innerhalb Deutschlands aber solle nicht verglichen werden. Dabei probierten die Kultusminister der Länder Schule seit 15 Jahren Veränderungen aus, aber über Erfolg oder Misserfolg gäbe es keine (öffentlichen; GS) Daten.

 

Erfolgsgeschichte Schulbibliothek. Ein Beispiel

Hier ist ein Bericht, wie ich ihn liebe: knapp, übersichtlich und anregend. Er zeigt genau das, was ich mir unter einer Schulbibliothek vorstelle und das, was ich seit Jahren, nein schon viel länger, propagiere:

Die Schulbibliothek als Lernort, als das moderne Klassenzimmer. Man kann das auch gerne Lernwerkstatt, Lernatelier, Wissenszentrum, meinetwegen auch LIZ, KOZ oder so ähnlich nennen.

In der Big Walnut Middle School in Sunbury, Ohio, hat man die Schulbibliothek komplett reorganisiert. Was mich vor allem beeindruckt: Man hat nicht, wie das in USA so oft geschah, einen Makerspace daraus gemacht. Statt 10 Schüler wie in der alten Schulbibliothek kommen jetzt 100 am Tag.

Der Bericht (in Englisch, mehrere Fotos)

Nebenbei: Ein Foto zeigt einen Projektor, der Whiteboards alt (und teuer) aussehen lässt. Basedow1764 hatte zuletzt 2012 darüber berichtet. Hallo Landratsamt Barnim! Was hat die Aktion „Ein Whiteboard in jedes Klassenzimmer“ gekostet?