Schlagwort-Archive: Hamburg

Ärztegruppe warnt vor zu viel W-LAN-Strahlung im Klassenzimmer

Wie schnell es von „himmelhoch jauchzend“ zu „verdammt in alle Ewigkeit“ kommen kann, erlebt gerade der Hamburger Schulsenator mit einem 1:1-Schulprojekt. Alle Klassenräume einer Pilotschule sollten W-LAN erhalten, alle Schüler Laptops oder Tablets.  Der Hamburger Bildungsaktivist Dr. Walter Scheuerl, Rechtsanwalt aus Blankenese, der schon einmal eine Hamburger Schulreform gestoppt hatte (sechsjährige Grundschule), schlägt Alarm. So fehle die gesetzlich erforderliche Zustimmung der Eltern für diesen Schulversuch. Zudem äußert er gesundheitliche Bedenken wegen der Strahlung der Router und der digitalen Geräte. Auch der mangelnde Datenschutz wird ins Feld geführt.

In Baden-Württemberg ist eine Ärztegruppe gegen W-LAN in Schulen aktiv geworden. Ihr Offener Brief an die Landesregierung hier.

Die Hamburger KESS-Studien: Schüler jedes Jahr besser!

Der Frankfurter Biologiedidaktiker Hans-Peter Klein ist den jährlichen Erfolgsmeldungen der Hamburger Bildungsbehörde nachgegangen und kommt zu erstaunlichen Befunden:

Seit 2008 ist im Fremdsprachenabitur die sprachliche Richtigkeit der Wörter kein Kriterium mehr. Hauptsache, man versteht, was gemeint ist. Bis 2005 waren nur einsprachige Wörterbücher zugelassen, jetzt sind es auch zweisprachige.

In Mathematik wurde die Zahl der Aufgaben verringert, zwei statt drei Aufgaben. Gefragt sei vor allem Taschenrechnerkompetenz. Im Erwartungshorizont für die Biologieaufgaben heiße es: „… da die Lösung direkt aus dem Arbeitsmaterial abgelesen werden kann…“

In den jährlichen KESS-Studien würde die Zunahme der Abiturientenzahlen (54%) und die Leistungssteigerung trotz G8 hervorgehoben. Die Kompetenz- und Einstellungsmessung der Hamburger Schüler (KESS) fände allerdings, so Klein, auf Mittelstufenniveau statt, z. B. unter Verwendung von TIMMS-Aufgaben aus den 90er Jahren. In der mathematischen Grundbildung müsse der Schüler z. B. ausrechnen, was 90 x 12 ergäbe.

Hans Peter Klein, Hamburgs wundersame Abiturientenvermehrung, FAZ, 11.10.13, p 7

Personalkonzepte für Schulbibliotheken

Basedow1764 schreibt seit fünf Jahren im Blog darüber, insgesamt aber schon einige Zeit länger: Wer finanziert und woher kommt das (professionelle) Personal für Schulbibliotheken?

Tobias Zeumer hat in seinem Blog „verweisungsform.de“ den  – hoffnungsvollen – Hamburger Zustand beschrieben: Es gibt in den gymnasialen Oberstufen einen Stundenzuschlag für eigenständiges Arbeiten. Das muss wohl an anderer Stelle eingespart werden(!) Daraus kann sich aber durchaus Personalbedarf von ca. einer halben Stelle in Schulen errechnen lassen und die Notwendigkeit einen Ort und eine Betreuung dafür zu schaffen (die Schulbibliothek und der Schulbibliothekar!). So hätten die meisten Hamburger Modellversuchsschulen ihre Schulbibliothekare behalten können.

Erweiterung des Hamburger Schulbibliotheksnetzes vor dem Aus

2008 vereinbarten Grüne und CDU, das Hamburger Schulbibliothekswesen auszubauen. Es gab zusätzlich zu den vorhandenen Schulbibliotheken wissenschaftlich begleitete Modellversuche.

Jetzt soll das Projekt vorzeitig und vor dem Evaluationsbericht beendet werden.

Update 3.1.12: Es gibt Proteste in betroffenen Schulen und Zeitungen berichten über die Streichungen des SPD-Bildungssenators.

  • Siehe auch „Koalitionsvertrag in Hamburg“
  • Update 3.11.11: Frau Lange-Bohaumilitzky von den Hamburger Bücherhallen schreibt dazu: …In diese „Erfolgsschleife!“ knallte vor wenigen Wochen die ignorante und kurzsichtige Entscheidung des Hamburger Schulsenators Ties Rabe (SPD), die neun Bibliotheksleitungen, also das Herzstück der Schulbibliotheken, zum Schuljahresende auf die Straße zu schicken und keinerlei  Personalmittel für diese neun Schulbibliotheken mehr einzusetzen. Inwieweit diese Entscheidung politisch geprägt ist, um vermeintliche Altlasten der schwarzgrünen Vorgängerregierung zu entsorgen – wer weiß? In jedem Fall lässt sie entsetzte Schüler, Schulkollegien, Schulleiter und Bibliotheksleitungen  und düpierte Kooperationspartner in der Kulturbehörde, bei den Bücherhallen Hamburg  und  auch in der Bildungsbehörde zurück – und macht über Hamburg hinaus die Hoffnung zunichte, dass das Thema Schulbibliotheken endlich auch mal von bildungspolitischer Seite (und nicht immer nur von Bibliotheksseite) verantwortlich angegangen werden kann.