Schlagwort-Archive: GEW

Aus meinem Archiv (3)

Antrag, Grundsatzpapier und Kommentar zur Schulmediothek, vorgelegt von der Arbeitsgemeinschaft Literatur und Medien in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für den GEW-Kongress 1974 in Mainz.

Ob der dort angenommen wurde, weiß ich nicht mehr. Das ist aber auch egal.

(aus: Informationen Literatur und Medien - Jugendschriften-Warte, Heft 3/74)

Aus meinem Archiv

„Eine zeitgemäße Schule… Dazu gehört als wichtiger Bestandteil der schulischen Bildungs- und Erziehungsarbeit z. B. die Schulbibliothek. Als zentrales innerschulisches Informationszentrum steht sie dem Unterricht und außerunterrichtlichen Aktivitäten zur Verfügung und kann jahrgangsübergreifender Treffpunkt sein. Es sind daher landeseinheitliche Richtlinien zur Förderung des Schulbibliothekswesens zu erstellen.“

So stand es im Manifest „Bildung für alle in Hessen verwirklichen“, Landesvertreter/-innenversammlung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) 1990, Kassel.

Ihr Eintreten für Schulbibliotheken hat de GEW nach der Jahrtausendwende anscheinend aufgegeben. In der hessischen Mitgliederzeitung HLZ 2/2005 mit dem Schwerpunkt Lesen wird die Zusammenarbeit von Bibliothek und Schule auf zwei Heftseiten ausgebreitet. Unter der Schlagzeile Schulbibliotheken dürfen sich die LAG Schulbibliotheken und das Projektbüro Schulbibliotheken im damaligen Hessischen Landesinstitut für Pädagogik darstellen. In einem Kasten auf dieser Seite wird der 17. Hessische Schulbibliothekstag angekündigt. Hervorgehoben wird das Seminar der Stadtbibliotheksleiterin, die zuvor die zwei Seiten mit Bibliothek und Schule füllte.

Die Zeitschrift „Erziehung und Wissenschaft“ der Bundes-GEW kennt in ihrem Heft 12/2002 mit dem Schwerpunkt Lesen Schulbibliotheken gar nicht. (In einem einzigen Nebensatz kommen sie vor.) Da ich Anfang der 90er Jahre aus der GEW ausgetreten bin, kann ich nicht ausschließen, dass ich nicht mehr über die aktuelle Haltung zu Schulbibliotheken auf dem Laufenden bin. Ich würde mich freuen, Positives zu hören.

Ich nehme mir gerade vor, gelegentlich in meinem Hängemappen-Archiv zu blättern und die eine oder andere Fundstelle aus der guten alten Zeit hier zu veröffentlichen. Warum? Man kann es sich aussuchen: Früher war es auch nicht besser. Oder: Der Fortschritt ist eine Schnecke. Oder: Nicht alles, was neu auf den „Markt“ kommt, ist wirklich neu. Manch´ gute Idee verdient es, wieder aufgegriffen zu werden.
 
In ähnlicher Form hatte ich vor fünf Jahren über Merkwürdiges, Kurioses und Verwunderliches berichtet. Ich bitte um Nachsicht, falls das eine oder andere noch einmal auftaucht. Es wäre ein Versehen, aber es schadete auch nicht.

Lehramtsreferendare sind schneller ausgebildet als Rechtsreferendare

Das Referendariat für Juristen dauert 24 Monate. Hessische Lehramtsreferendare brauchen für ihre 2. Ausbildungsphase 18 Monate.

Bildung, behaupten alle Parteien, wäre für Sie ein Schwerpunkt. Lehrerbildung, auch das ist Konsens, ist ein wichtiger Teilbereich, heute sagt man wohl Modul dazu. Warum dann die zweite Ausbildungsphase von 24 auf 18 Monate verkürzt werden musste? Erlernen zukünftige Lehrer/-innen ihren Beruf schneller, wenn die Ausbildung modularisiert und kompetenzorientiert organisiert ist? Sind sie intelligenter als Juristen oder ist die Jurisprudenz schwieriger zu erlernen als Schüler zu unterrichten?

Die wahren Beweggründe waren: Es fehlen Lehrer. Je schneller Referendare in die Schule kommen, desto besser für die Lehrerversorgungsstatistik. Man stopft das eine Loch, indem man ein anderes gräbt. Auch die Anrechnung der Referendare auf die Lehrerversorgung der Schule wurde von 6 auf 8 Stunden erhöht.

Warum auch die Lehrergewerkschaft GEW für die Verkürzung eintrat, obwohl sie einst die Verlängerung von 18 auf 24 Monate befürwortet hatte? Mentor/-innen, die in den Schulen Referendar/-innen begleiten, müssen diese zusätzlich zu allen anderen Verpflichtungen, die sie schon haben, tun. So verlangt es die Lehrer/-innendienstordnung. Sie dürfen in ihrem Fortbildungsportfolio(!) wenigstens einen Vermerk abheften. Von der Verkürzung der Ausbildung verspricht sich die GEW nun eine Entlastung der Mentoren und vielleicht sogar eine Anrechnung auf deren Arbeitszeit, eine uralte Forderung. Die so ungerecht wäre wie eine Kulturflatrate. Denn die Arbeitsbelastung eines Mentors ist gestaltbar, sie kann null Wochenstunden betragen, aber auch z. B. fünf. Ihre Unterstützung des Referendars ist nur als Ergänzung zur Betreuung durch die hauptamtlichen Ausbilder/-innen des Studienseminars gedacht, die aber selbst eine nicht unerhebliche Unterrichtsverpflichtung haben und oft vom Unterrichtsbesuch in einem anderen Landkreis in die heimische Schule eilen, um dort pünktlich ihren eigenen Unterricht zu absolvieren.

Eine Verkürzung des Referendariats wäre durchaus diskutierbar, wenn es gelänge die erste – universitäre – und die zweite – praktische – Phase zu verzahnen, etwa durch Praxissemester. Wenn es dann „vorne“ etwas länger dauerte, könnte es „hinten“ schneller gehen, der Praxisschock könnte verarbeitet sein. Das wurde schon diskutiert, als ich mit dem Lehramtsstudium begann, Ende der 60er. Gut´Ding will Weile haben!

Wenn ich schon bei dem Thema bin:

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Bulimielernen fuer PISA

In diesen Tagen startet wieder das PISA-Ritual in ausgewählten deutschen Schulen. Der hessische GEW-Landesvorsitzende Jochen Nagel fordert eine Einstellung der Tests:  „Die Schulen werden immer mehr zu Produktionsstätten abfragbaren Wissens umgebaut“. Es ginge um „Bulimielernen, den Dreischritt ‚Lernen, Testbestehen, Vergessen‘; immer weniger um Inhalte, Reflektieren, Hinterfragen und Verstehen.“

(via SpiegelOnline)

Im Grunde stimme ich mit Jochen Nagel überein. Allerdings fragt PISA gerade nicht auswendig gelerntes Fachwissen ab, sondern Kompetenzen. Typisch dafür sind Aufgaben, bei denen man Informationen aus Texten oder Tabellen entnehmen muss. Man muss die Antwort nicht wissen, man muss die Antwort im Text oder dem Schaubild finden.

Die Bürokratie des Bildungswesens überlebt immer

Brandenburg plant, die sechs Schulämter zu einem Landesschulamt zusammenzufassen. Einem Bundesland mit 2,4 Mio. Einwohnern und einem beträchtlichen Anteil am Länderfinanzausgleich stehen Sparen und eine schlanke Verwaltung nicht schlecht an. Sogleich erhebt sich aber Protest. Die Lehrergewerkschaft GEW sieht einen Affront gegenüber den in den Ämtern beschäftigten Schulrät/-innen.

Mit aus hessischen Erfahrungen gespeister Gelassenheit wundert mich das. In Hessen (Wo sich die GEW für die Interessen der Schulräte noch nie ein Bein ausgerissen hat) wurden die Ämter und Verwaltungen im Schulbereich ständig neu strukturiert.

  • Die Zahl der Studienseminare sollte reduziert werden. Einige wurden zu Außenstellen der anderen. Der Koordinationsaufwand stieg, die Leiter/-innen hatten plötzlich zwei Schreibtische und eine Haupt- und eine Außenstelle zu leiten.
  • Die Zahl der Schulämter wurde nahezu halbiert.
  • Das Lehrerfortbildungsinstitut hieß mal HILf, dann HeLP, dann bekamen die Schulämter die Fortbildung zugeschoben.
  • Das HIBS wurde geschlossen, dafür gab es ein IQ und ein AfL.
  • Jetzt soll das IQ geschlossen werden und
  • die nach der letzten Reform verbliebenen 15 Schulämter sollen zu einem Landesschulamt mit mehreren Abteilungen zusammengefasst werden.

Das Tröstliche und für die Brandenburger GEW vielleicht Lehrreiche ist: Die Veränderung ging meist einher mit Planstellenvermehrung und einer Höhergruppierung der Leiterstellen (Für den neuen obersten hessischen Schulaufsichtsbeamten ist B 6 im Gespräch.) Man trifft in den neuen Instituten und Ämtern immer auch die alten Gesichter. Was soll man schon mit Dutzenden von -räten und -direktoren machen, die man erst vor ein paar Jahren bei Gründung des jetzt aufzulösenden Instituts dazu gemacht hat? Nicht alle wollen oder können Schulleiter werden. Gespart wird höchstens bei den Sachbearbeiter/-innen.

Die Nische „Schulbibliotheken“ hat es immer gestreift: Zuerst im HILf, dann im HeLP, dann im AfL, zuletzt mit überregionaler Zuständigkeit in einem regionalen Schulamt. Das bedeutet jedes Mal, ein neues Konzept auszuarbeiten, in der neuen Dienststelle erklären, was man überhaupt macht, ein neues Organigramm zeichnen, eine neue Regelung für Verwaltungs- und Reisekosten aushandeln, ein neuer Kampf um ein Arbeitszimmer oder wenigstens einen Schreibtisch.

Als dann auf Wunsch des Deutschen Bibliotheksverbandes eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit von öffentlichen Bibliotheken und Schule getroffen wurde spendierte die politische Ebene des Hauses eine Lehrerstelle (27 Std.). Die hat man, obwohl es im eigenen Haus schon eine Keimzelle „Schulbibliotheken“ gab – an das Wissenschaftsministerium „verliehen“. Das bedingte sogleich eine neue Koordinationseinrichtung: Die beiden Lehrer innerhalb des Geschäftsbereichs des Kultusministeriums, die für Schulbibliotheken tätig waren (EDV, Fortbildung und Beratung) und die beiden Lehrer, die sich 27 Stunden teilen und im Geschäftsbereich des Wissenschaftsministeriums für die Zusammenarbeit von Schule und Bibliothek und für Schulbibliotheken arbeiten sollen, reisen jetzt zweimal im Jahr (zusammen mit einem halben Dutzend Diplom-Bibliothekar/-innen des öB-Wesens) zu einer Sitzung an. Zuerst  einmal mussten da Zuständigkeiten festgelegt und Kompetenzüberschneidungen begradigt werden.

Im Zuge der neuen Sparrunde des Ministeriums, die wieder zu einer Strukturreform bei den Ämtern und Instituten führen, wurde bewusst, dass man vor fünf Jahren etwas mehr als eine Lehrerstelle nach außen gegeben hatte. („Was machen die eigentlich?“)

Wie hätte ein „Arbeitsbereich Schulbibliotheken“ in einem Institut des KM wirken können? Statt zweier „halber“ Lehrer deren vier! Mit einer langjährig gefestigten Zuordnung zu einem Institut im Geschäftsbereich des Ministeriums. Mit der Wahrnehmung, Teil des Schulwesens zu sein, mit Schnittstellen zur Lehreraus- und -fortbildung, zur Schulaufsicht, zu den Referaten Qualitätsentwicklung, Medien, Schulentwicklung, mit einem eindeutigen Auftrag, mit täglicher Kooperation und Koordination der vier Experten, statt zweier gemeinsamer Sitzungen im Jahr.

Schnee von gestern.

Warum kämpfen so wenig Lehrer für Schulbibliotheken?

Gestern gab es eine harte Diskussion auf unserem sonnigen Balkon:

Meine These war, dass das Schulbibliothekswesen in Deutschland auch in Zukunft ein Stiefkind bleibe, dass es  – bei allem Respekt vor den zahlreichen lokalen Initiativen – sogar schwieriger werden würde. Mit jedem Kooperationsvertrag und jedem Bibliotheksgesetz würden sich Bildungspolitik und Schulverwaltung noch mehr aus der Verantwortung stehlen und statt dessen auf das Kooperationsinteresse der öffentlichen Bibliotheken verweisen.

Konkreter Anlass sind meine Potsdamer und Brandenburger Erfahrungen: Was passiert, wenn es wirklich zu dem Schulbibliothekszuschuss für Potsdamer Schulen kommt und das Geld gar nicht abgerufen wird? Im hessischen Main-Taunus-Kreis ist mir das passiert. (Natürlich kann man drei, vier Schulen motivieren, einen Antrag zu stellen.) Die Ursache ist keineswegs ein Informations- oder Kommunikationsdefizit.

Mir wurde entgegengehalten: Solange sich nicht mehr Lehrerinnen, Lehrer, Schulleiterinnen und Schulleiter für Schulbibliotheken stark machten, sondern das Thema den Bibliotheksverbänden überließen, bräuchte ich mich nicht zu wundern.

Wir würden doch sogar unsere 300 hessischen LAG-Mitglieder nicht mobilisieren können. Dies lässt sich bei allen bescheidenen Erfolgen nicht leugnen. Die hessische GEW dauer- und ernsthaft für Schulbibliotheken zu interessieren, ist uns bis heute nicht gelungen. Da gibt es die Gewerkschafter, die Verdi (öffentliche Bibliotheken!) nicht in die Quere kommen wollen. Dann die Pädagogen, die das Leben für die wahre Schule halten und ihre Kinder hinausschicken, eben auch in die öB., wie die berühmte Wiesbadener Schulleiterin Enja Riegel u. a. Dann gibt es die Anhänger von Lernwerkstätten und Klassenbüchereien. Nicht zu vergessen die Unterrichtsbeamten, die im Lehrbuch da weitermachen, wo sie gestern aufgehört haben. Und ist es nicht ein Merkmal des Lehrerberufs, dass man Einzelkämpfer ist und die Zusammenarbeit mit Kollegen, gar mit einer Schulbibliothekarin, erst mühsam gelernt werden muss?

Setze ich mich womöglich für etwas ein, was Lehrerinnen und Lehrer in der Mehrzahl gar nicht vermissen?