Brandenburg plant, die sechs Schulämter zu einem Landesschulamt zusammenzufassen. Einem Bundesland mit 2,4 Mio. Einwohnern und einem beträchtlichen Anteil am Länderfinanzausgleich stehen Sparen und eine schlanke Verwaltung nicht schlecht an. Sogleich erhebt sich aber Protest. Die Lehrergewerkschaft GEW sieht einen Affront gegenüber den in den Ämtern beschäftigten Schulrät/-innen.
Mit aus hessischen Erfahrungen gespeister Gelassenheit wundert mich das. In Hessen (Wo sich die GEW für die Interessen der Schulräte noch nie ein Bein ausgerissen hat) wurden die Ämter und Verwaltungen im Schulbereich ständig neu strukturiert.
- Die Zahl der Studienseminare sollte reduziert werden. Einige wurden zu Außenstellen der anderen. Der Koordinationsaufwand stieg, die Leiter/-innen hatten plötzlich zwei Schreibtische und eine Haupt- und eine Außenstelle zu leiten.
- Die Zahl der Schulämter wurde nahezu halbiert.
- Das Lehrerfortbildungsinstitut hieß mal HILf, dann HeLP, dann bekamen die Schulämter die Fortbildung zugeschoben.
- Das HIBS wurde geschlossen, dafür gab es ein IQ und ein AfL.
- Jetzt soll das IQ geschlossen werden und
- die nach der letzten Reform verbliebenen 15 Schulämter sollen zu einem Landesschulamt mit mehreren Abteilungen zusammengefasst werden.
Das Tröstliche und für die Brandenburger GEW vielleicht Lehrreiche ist: Die Veränderung ging meist einher mit Planstellenvermehrung und einer Höhergruppierung der Leiterstellen (Für den neuen obersten hessischen Schulaufsichtsbeamten ist B 6 im Gespräch.) Man trifft in den neuen Instituten und Ämtern immer auch die alten Gesichter. Was soll man schon mit Dutzenden von -räten und -direktoren machen, die man erst vor ein paar Jahren bei Gründung des jetzt aufzulösenden Instituts dazu gemacht hat? Nicht alle wollen oder können Schulleiter werden. Gespart wird höchstens bei den Sachbearbeiter/-innen.
Die Nische „Schulbibliotheken“ hat es immer gestreift: Zuerst im HILf, dann im HeLP, dann im AfL, zuletzt mit überregionaler Zuständigkeit in einem regionalen Schulamt. Das bedeutet jedes Mal, ein neues Konzept auszuarbeiten, in der neuen Dienststelle erklären, was man überhaupt macht, ein neues Organigramm zeichnen, eine neue Regelung für Verwaltungs- und Reisekosten aushandeln, ein neuer Kampf um ein Arbeitszimmer oder wenigstens einen Schreibtisch.
Als dann auf Wunsch des Deutschen Bibliotheksverbandes eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit von öffentlichen Bibliotheken und Schule getroffen wurde spendierte die politische Ebene des Hauses eine Lehrerstelle (27 Std.). Die hat man, obwohl es im eigenen Haus schon eine Keimzelle „Schulbibliotheken“ gab – an das Wissenschaftsministerium „verliehen“. Das bedingte sogleich eine neue Koordinationseinrichtung: Die beiden Lehrer innerhalb des Geschäftsbereichs des Kultusministeriums, die für Schulbibliotheken tätig waren (EDV, Fortbildung und Beratung) und die beiden Lehrer, die sich 27 Stunden teilen und im Geschäftsbereich des Wissenschaftsministeriums für die Zusammenarbeit von Schule und Bibliothek und für Schulbibliotheken arbeiten sollen, reisen jetzt zweimal im Jahr (zusammen mit einem halben Dutzend Diplom-Bibliothekar/-innen des öB-Wesens) zu einer Sitzung an. Zuerst einmal mussten da Zuständigkeiten festgelegt und Kompetenzüberschneidungen begradigt werden.
Im Zuge der neuen Sparrunde des Ministeriums, die wieder zu einer Strukturreform bei den Ämtern und Instituten führen, wurde bewusst, dass man vor fünf Jahren etwas mehr als eine Lehrerstelle nach außen gegeben hatte. („Was machen die eigentlich?“)
Wie hätte ein „Arbeitsbereich Schulbibliotheken“ in einem Institut des KM wirken können? Statt zweier „halber“ Lehrer deren vier! Mit einer langjährig gefestigten Zuordnung zu einem Institut im Geschäftsbereich des Ministeriums. Mit der Wahrnehmung, Teil des Schulwesens zu sein, mit Schnittstellen zur Lehreraus- und -fortbildung, zur Schulaufsicht, zu den Referaten Qualitätsentwicklung, Medien, Schulentwicklung, mit einem eindeutigen Auftrag, mit täglicher Kooperation und Koordination der vier Experten, statt zweier gemeinsamer Sitzungen im Jahr.
Schnee von gestern.