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Lesen am Computer

Es gibt inzwischen eine Reihe von Studien zum Lesen von Texten in verschiedenen Medien, E-Book, Tablet, Print. Auch wenn es schon seit Jahrzehnten Vergleichsstudien über Computerlesen und Gedrucktes lesen gibt, ist man weit von einem klaren Ergebnis entfernt.

Wie solide die Studien sind, kann ich als Laie nur schwer beurteilen. Ich erinnere mich an Fälle, wo die Computerindustrie Untersuchungen in Auftrag gegeben hat oder an Studien, bei denen gerade einmal zehn Senioren und zwanzig Studenten untersucht und befragt wurden. In einer in den letzten Jahren häufig zitierten Studie heißt es, beim Lesen am Tablet wäre das Gehirn am wenigsten aktiv. Ist das gut oder schlecht? Vielleicht kann man beides auch gar nicht vergleichen. Vielleicht hat jede Form des Lesens Vor- und Nachteile. Vielleicht ergänzen sich beide Arten des Lesens gar?

Mir jedenfalls geht es, wie es in vielen Berichten heißt: Ich lese viel am Computer. Aber die Ablenkungsgefahr ist groß: Schnell mal nach der Post sehen oder einem Link folgen. Wenn es hoch konzentriert sein soll, drucke ich doch lieber aus und lese mit Stift oder Marker. Allerdings, als die Computerei losging, 1996/97, habe ich noch nahezu alles ausgedruckt, um es dann zu lesen. Wenn ich die zusammengehefteten Seiten heute in der Hand halte, darin blättere, die Überschriften oder meine Maskierungen überfliege, ist das immer noch eine andere, intensivere „Begegnung“ mit dem Text, als wenn ich ihn am Bildschirm ablese und dabei scrolle.

Anders geht es mir aber beim E-Book. Daran habe ich mich gewöhnt, vor allem, wenn es sich um ein dickes Buch mit tausend Seiten handelt.

E-Books in US-Schulbibliotheken – Zahlen 2013

Das US-„School Library Journal“ hat seine vierte Befragung zu E-Books in Schulbibliotheken veröffentlicht.

Etwas mehr als die Hälfte der Schulbibliotheken verfügt über E-Books. Der zugängliche Bestand ist bescheiden: 136. Vor drei Jahren waren es 36.

Finanzierung (Kürzung beim Print-Einkauf), Zugang zum E-Book (Kauf, Abonnement), Typ des Lesegeräts (Schuleigene Rechner, E-Book-Reader, Smartphone, Tablet) sind vielfältig.

Noch ist die Nachfrage nach E-Books bescheiden, aber die Verfasser der Studie erwarten, dass mit der Zunahme der „1:1-Schulen“ (1Schüler – 1Tablet) die Nachfrage steigen wird.

Kindle Whispercast: Amazon geht zur Schule

Amazon bietet Bildungseinrichtungen und Firmen in USA an, E-Books zentral einzukaufen und auf mehrere Lesegeräte zu verteilen: Whispercast.

Ein schulischer Administrator kauft dann einen Klassensatz eines Jugendbuches und verteilt ihn auf 28 Kindles. Er kann den Internetzugang auf den Lesegeräten sperren, einen Passwortschutz einrichten. Er hat Zugriff auf alle Geräte, muss sie nicht einzeln konfigurieren und kann auch eigenen Content (pdf, doc) darauf verteilen.

 

E-Books in Schulbibliotheken. Keine Antwort ist auch eine Antwort

Bisher gibt es nur eine Reaktion aus Südtirol, was ja nicht anders zu erwarten war. In Deutschland partizipieren einige Schulen, die das Glück haben, mit öBs kooperieren zu können, von der Ausleihe bei Divibib, der ekz-tochter für Ausleihe von digitalen Medien. Der KJL-Bereich ist noch nicht sehr üppig. Ein Zugriff ist auch nur auf die Medien möglich, die die jeweilige Stadtbibliothek erworben hat. Die Ausleihe verläuft nach dem bekannten System: Wenn das Medium ausgeliehen ist, muss man warten.

US-Verleger sind sich nicht sicher, welche Trends nachhaltig sind. Es gibt Studien, die Teenagern Zurückhaltung bei digitalen Büchern attestieren, andere haben das Gegenteil herausgefunden.

Ein Marketing-Gag ist jedenfalls erfolgreich: Bei Serien (z. B. Vampir-Bücher) ist der erste Band extrem billig oder sogar kostenlos. Ab Band 2 ist dann der normale Preis fällig. Band 2 wird entweder als Printmedium gekauft oder als E-Book, mancher kauft sogar beides.

Attraktiv scheint auch die sofortige Bedürfnisbefriedigung zu sein: Wer nachts um 1 Uhr ein spannendes Buch ausgelesen hat, lädt sofort den Folgeband und kommt unausgeschlafen in die Schule.

Nachtrag: Gerade habe ich diesen Beitrag geschrieben und erfreue mich an der  Überschrift, da erhalte ich eine Mail aus Dreieich, von der kombinierten Schul- und Stadtbibliothek: Bibliotheksausweisbesitzer der öffentlichen Bibliotheken, die am Onleiheverbund Hessen von divibib teilnehmen, haben natürlich Zugang zu E-Books. (Siehe auch unten „Divibib für Berufsschüler“)

Schulbibliotheken müssen angesichts dieser Entwicklung ihr Profil als Lern- und Kommunikationszentren der Schule schärfen, denn 24 Stunden Onleihe wäre Wasser auf die Mühlen derjenigen, die schon im vordigitalen Zeitalter Schulbibliotheken für überflüssig gehalten haben. Aber Onleihe ist auch für die öBen keine zukunftsfähige Lösung. Das Modell der traditionellen Buchausleihe passt nicht ins digitale Zeitalter.

Und schon kommt eine neue Mail. (War ich zu ungeduldig?) An der Frankfurt International School sammelt  man Erfahrungen mit E-Readern und nimmt erst einmal kostenlose E-Books in den Katalog auf. Ein Erfahrungsbericht wurde mir fest versprochen.

So wäre ich auch vorgegangen. Ein halbes Dutzend E-Reader, befüllt mit geeigneten kostenlosen Büchern, viel Spaß mit Schreibprodukten aus der Schule, die man leicht in E-Book-geeignete Formate konvertieren kann, mit juristischem Knowhow ausloten, wie weit man mit gekauften E-Books gehen kann…

E-Reader, voll mit mehreren E-Books, sind natürlich keine dauerhafte Lösung für ein Ausleihverfahren, aber für eine „Pionierzeit“ halte ich es für überlegenswert. Vorzugsweise für den Leseclub oder die Bibliotheks-AG. Internatsschulen müssen nicht fürchten, dass die E-Books „draußen“ beschädigt werden oder verloren gehen.

Jedenfalls wird es kurzfristig keine „nachhaltige“ Lösung geben. Die rechtlichen und technischen Gegebenheiten sind noch nicht zureichend. Ich sehe eher, dass der medienindustrielle Komplex Staat und Gebietskörperschaften dazu „einlädt“, Geräte und Inhalte für Blended Learning bzw. digitale Schulbücher anzukaufen.

Siehe auch:

E-Books schärfen den Blick auf das Buch als Kunstwerk

In einem Gespräch mit der FAZ von heute teilt Heribert Teichert seine Einschätzung der E-Books mit. Er ist einer der weltweit führenden Antiquare für mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln: „Das E-Book wird dazu beitragen, den Blick auf das Buch als Kunstwerk zu schärfen.“

Die Kalligraphie  die Illustrationen, das nahezu unverwüstliche Pergament machten aus mittelalterlichen Stundenbücher unvergleichliche Kostbarkeiten.

Vielleicht helfe das E-Book die „Illiteraten“ an das Buch, die Literatur, die Kunst heranzuführen.

Während des Interviews lag ein 900 Jahre altes Buch auf dem Tisch. Teichert sagt ihm eine weitere Lebensdauer von bis zu drei Jahrtausenden voraus.

 

Komfortable eBook-Ausleihe für Schulbibliotheken. In USA

Stell´ Dir vor…! Ein paar mal haben wir darüber diskutiert, es schien aber das Problem von übermorgen zu sein: E-Books in deutschen Schulbibliotheken. Ohne das komplizierte Rechtemanagement, ohne bei den Internetkonzernen „kaufen“ zu müssen, ohne sich in der öB in eine Warteliste eintragen zu müssen.

Für US-Schulen gibt es jetzt das Start-Up-Unternehmen Brain Hive. Es bietet zzt. ca. 3000 elektronische Kinder- und Jugendbücher an. 20 Schulen beteiligen sich  an der Erprobung, im August soll es losgehen. Die Schule registriert sich, die eBooks können in den OPAC übernommen werden. Die Schüler erhalten online Zugang entweder in der Schule oder überall. Die Schule legt ein Konto bei Brain Hive an, von dem abgebucht wird. Die Ausleihgebühr beträgt 1 Dollar. Die Verlage Gecko, Lerner, Random House u. a. sind dabei. Sie erhalten einen Teil der Leihgebühr.

Stell Dir vor, … was das für den Leseclub bedeuten kann, für die Klassenlektüre, für Empfehlungslisten, für den Bestandsaufbau…

Studie zur Nutzung und Verbreitung mobiler digitaler Geräte in USA

Das gemeinnützige Pew Research Center kann dank der Unterstützung der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung Umfragen zum Leseverhalten und zur Bibliotheksnutzung durchführen. Die neueste Studie heißt

„Libraries 2020: Imagining the library of the (not too distant) future“

Sie enthält eine Fülle von Daten (aus 2011/12) zur aktuellen Nutzung und Verbreitung mobiler digitaler Geräte wie Handy, Laptop, E-Book-Reader, Tablets:

  • 82% der Erwachsenen nutzen das Internet
  • 46% besitzen Smartphones
  • 19% einen E-Book-Reader
  • Wichtigste Nutzungen des Internets auf dem Smartphone: Suchen (vor allem lokale Informationen), Wettervorhersage, E-Mail
  • 30% der 18-29jährigen benutzen das Handy auch, um Kontakt zu Personen, die um sie herum sind, zu vermeiden.
  • 88% der 12-17jährigen waren in den vier Wochen vor der Befragung mit ihrem Laptop oder Desktop-Computer im Internet, 50% (auch) mit dem Smartphone.
  • 74% der Apps für Tablets oder Smartphones (und damit Spitzenreiter) liefern Nachrichten, Wettervorhersagen, Sportergebnisse und Aktienkurse
  • 29% aller Befragten haben einen E-Book-Reader und/oder ein Tablet
  • Am meisten verbreitet unter den Readern ist mit 62% der kindle, gefolgt vom nook (22%). 9% wissen nicht, wie ihr Gerät heißt.
  • Bei den Tablets führt das iPad mit 61% vor dem kindle fire (14%).
  • Die Twitter-Nutzung soll sich bei Teenagern in den letzten zwei Jahren von 8 auf 16% verdoppelt haben. Mädchen nutzen den Dienst doppelt so häufig wie Jungen, schwarze Teenager dreimal so häufig wie weiße und Latinos.

Das sollte denen zu denken geben, die bei jedem neuen Programm oder Gadget eine pädagogische Revolution ausrufen. Es könnte ja auch sein, dass Heranwachsende etwas für sich haben wollen und nicht wollen, dass es sofort dem didaktischen Zugriff der Lehrer ausgeliefert ist. Je mehr im Deutschunterricht der Grundschule getwittert wird, desto eher kehren die Kids zu SMS zurück.

  • E-Mail spielt als Kommunikationsmittel unter den Jugendlichen kaum eine Rolle, SMS führt mit großem Vorsprung. Durchschnittlich 60 SMS versenden Teens täglich.
  • Bei Erwachsenen sind die häufigsten Internetnutzungen E-Mail-Senden und das Suchen.
  • Zwei Drittel halten Suchmaschinen für neutrale, unvoreingenommene Programme, allerdings glaubt nur ein Drittel, dass alle gefundenen Informationen zuverlässig wären, aber die meisten wären es schon. Am skeptischsten sind die über 65jährigen (54%),  72% der unter 30jährigen glauben an den Wahrheitsgehalt. Etwa die Hälfte aller Befragten findet, dass Suchmaschinen immer besser geworden sind.
  • 21% der Befragten haben im letzten Jahr ein E-Book gelesen, 68% ein gedrucktes Buch. Die fleißigsten Leser wollen die 16-17-jährigen gewesen sein (86%).
  • E-Book-Leser lesen mehr, kaufen eher Bücher als sie auszuleihen, sind eher jünger, haben höhere Schulabschlüsse.
  • Gelesen werden E-Books auf dem Laptop/Desktop oder einem E-Reader etwa hälftig (42 zu 41%).
  • Vorteile des E-Books: Im Bett, auf Reisen und auf dem Weg zur Arbeit. Man bekommt das Buch sofort.
  • Die Meinungsforscher resümieren, dass die digitalen Lesegeräte keine neuen Leser anziehen würden, sondern Leser, die jetzt noch mehr läsen.

Was das mobile Internet – any time, anywhere, any device – für Bibliotheken bedeutet, will Pew im Laufe des Jahres mit weiteren Umfragen herausfinden. Update 25.6.12: new report: libraries, patrons and e-books

Die Studie: „Libraries 2020: Imagining the library of the (not too distant) future“

Mit E-Books das Lesen fördern?

US-amerikanische Schulbibliothekare beobachten es schon länger: Mit E-Books gewinnt man unter männlichen Kindern und Jugendlichen Leser. Die Technologie erscheint attraktiv. Gerade für Schüler aus weniger buchaffinen Familien sinkt die Hemmschwelle, zum Buch zu greifen.

Jetzt hat auch Deutschland seine Untersuchung. Die Stiftung Lesen hat es 2010/11 in 6. Klassen untersuchen lassen. Die Stiftung kommt zu einem ähnlichen Ergebnis wie amerikanische Forscher: Die Technologie bewirkt eine Anfangsbegeisterung. Die Nutzung ging schon im Untersuchungszeitraum „rapide“ zurück.

Die deutschen Forscher/-innen machen aber auch Vorschläge, wie die Anfangsbegeisterung gehalten werden kann: Intuitive Benutzerführung, schnelle Internetverbindung, über die Lektüre digital chatten können. (In dieser Studie mussten die e-books über den Computer auf das Lesegerät geladen werden.)

Hier das „Management summary“:

  • Bericht in „Lesen in Deutschland“ (Wer Details wissen will: Die Studie am besten downloaden, online blättern war auf meinem Bildschirm etwas umständlich, weil jede neue Seite erneut gezoomt werden musste. Oh, Wunder, einen halben Tag später funktioniert es, ohne, dass ich etwas anders handhaben muss. Wunderbare Selbstheilung.) Direkt zum download der Studie.

Man hat mit der Studie Erfahrungen für das Design solcher Studien gesammelt. Die Ergebnisse können nicht repräsentativ sein, sagen die Forscher selbst. Das Titelangebot war begrenzt (95 E-Books), der Download lief über den Computer. Die lange Ladezeit des Akkus wurde bemängelt.

Ich würde nicht aufgeben. Vielleicht könnte demnächst ein 8. Schuljahr dran kommen. Sechstklässler stecken noch nicht so tief im „Lesetal“ wie jene. Mich interessiert noch mehr als das Forschungsdesign das Praxisdesign für eine e-book-Einführung in Schulbibliotheken: Wer kauft, wer wartet die Lesegeräte in einer Anzahl, bei der eine Vorbestellung, ein Eintrag in die Warteliste unnötig ist? Wer kauft und organisiert einen Bestand >95? Wie sähe das Rechtemanagement aus? Verlage und die Internetgiganten sind an der Ausleihe digitaler Kopien nicht sonderlich interessiert. Amazons kindle geht überhaupt nicht, da jedes Lesegerät mit einem eigenen Account bei amazon registriert sein müsste. Von diesem Account kassierte Amazon dann auch die Rechnung.

Vielleicht werden die Piraten dafür sorgen, dass die Big player KJL-E-Books zum Taschengeldpreis verleihen oder Autoren ihre e-books selbst herstellen und, ohne die Verwertungsindustrie dazwischen zu schalten, für Schulen kostenlos anbieten. (Die Gesellschaft hätte sie kostenlos Schulen und Universitäten besuchen lassen. Da müssten sie der Gesellschaft auch etwas zurückgeben, meint der Kassierer der Potsdamer Piraten.)

Welche Verbesserungsvorschläge haben die Schüler? Ein Touchscreen und einen integrierten MP3-Player!