Neu in der DDR-Medienkiste „Ampelmännchen und Todesschüsse“

Michael Gartenschläger

Michael Gartenschläger

Stand: 28.05.09

Todesautomatik. Die Staatssicherheit und der Tod des Michael Gartenschläger

von Lothar Lienicke und Franz Bludau

Frankfurt/M: Fischer 22008, 349 S., 10,95 €, 9783596159130

Michael Gartenschläger liebte Rock´n Roll, insbesondere Ted Herold. Er besuchte vor dem Mauerbau gerne die West-Berliner Kinos und Plattenläden. Wegen seines Protestes gegen den Mauerbau wird er zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er sitzt 12 Jahre in DDR-Zuchthäusern, bevor er an die Bundesrepublik verkauft wird. Sein Hass auf die DDR geht so weit, dass er Selbstschussgeräte an der innerdeutschen Grenze abmontiert, von denen die SED behauptet sie wären Attrappen. Bei einem weiteren Demontageversuch wird er von einem Stasi-Kommando erschossen.

Ich möchte das in der Handreichung empfohlene exemplarische Vorgehen erleichtern durch die Aufnahme weiterer Einzelschicksale. Damit entferne ich mich zwar von dem Wunsch einiger Politiker und Historiker nach mehr Alltagsgeschichte.  Ich finde aber die Geschichte eines jungen Menschen, der wegen seiner Musikvorlieben zum Staatsfeind und von diesem Staat ermordet wird, aufschlussreicher als eine Untersuchung, ob Röstfein nicht vielleicht doch im Systemvergleich der bessere Kaffee und die lange Wartezeit auf einen Trabi ein kluger Beitrag zum Umweltschutz war.

Weitere Beiträge zum Thema in „Basedow1764“ unter dem Schlagwort „DDR“.

Die Medienliste  „Ampelmännchen und Todesschüsse

Nachtrag:

Der brandenburgische Landtag zeigt eine Ausstellung über die Geschichte Michael Gartenschlägers. Das ist bemerkenswert, da – anders als  zahlreiche private, ehrenamtliche Initiativen – Organe des Landes nicht gerade die Speerspitze der DDR-Aufarbeitung sind.

Die Ausstellung ist im Gebäude der ehemaligen Bezirksleitung der SED auf dem Brauhausberg.  Man sieht außen noch die Umrisse des DDR-Wappens. Trotz aller Renovierung riechen die Flure und Räume nach kaiserlicher, Nazi- und SED-Bürokratie. Den Landtagsabgeordneten ist ein Neubau zu gönnen. 

"Blauer Salon" des brandenburgischen Landtages

Vom Pförtner werden wir über den Hof zur Gebäuderückseite geschickt. Die Ausstellung ist im „Blauen Salon“, der wohl früher die Garage für die Fahrbereitschaft der Bezirksleitung war. Wir gehen gerade über den Hof , ein paar Landtagsangestellte machen Mittagspause. Da ruft uns ein Wachmann, auf einer Treppe stehend, zu: „Sie da, kommen Sie mal her!“ Wir kommen nicht, sondern rufen, freilich irgendwie ertappt, zurück: „Wir wollten zur Gartenschläger-Ausstellung!“ Da lässt uns der Wachmann ziehen.

Ein Besucherbuch liegt in der Ausstellung nicht aus. Wir können also nicht sehen, ob außer uns noch jemand den Blauen Salon erreicht hat.

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