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Drei zu eins: Die Computeraustattung der Schule der Zukunft

  • Der TV-Sender Phönix zeigt einen Beitrag über die Schule der Zukunft. Vollcomputerisiert, was sonst. Was ist da zu sehen? DREI Schüler beugen sich über EIN Tablet.
  • Doug Johnson, Lehrer, Autor, Blogger und Leiter des Schulbibliotheksamtes der Stadt Mankato in Minnesota ist einer der wichtigsten Schulbibliothekare der USA. U. a. hat der diese Bücher geschrieben: Machines are the Easy Part; People are the Hard Part und The Classroom Teachers Survival Guide to Technology.  Kürzlich berichtet er, dass seine Enkel in Kansas City von einer 1:1-Initiative in der Schule profitieren werden, d. h. jeder Schüler der Stadt erhält ein Apple Tablet (K-6) bzw. einen Laptop (7-12;  Apple Air bzw. Macbook Air).  Kansas ist seiner Erfahrung technologisch nie sehr ambitioniert gewesen, jetzt gibt es ein 20- Millionen-Dollar-Programm.                  Er rät der Familie, der Schulbehörde diese Fragen zu stellen: Weiterlesen

Apple-Alphabet statt Gutenberg-Galaxis

Doug Johnson ist Medien- und Technologie-Dezernent in einem amerikanischen Schulbezirk. Seine Gedanken teilt er in einem viel gelesenen Blog mit.

Dieser Tage konstatiert er, dass sich die „Postliteracy“ beschleunigt. Also dass die Media Literacy zunimmt und die Literacy, die Lesen und Schreiben meint, an Bedeutung und Notwendigkeit verliert. Nicht ganz neu, aber vielleicht doch ein lesenswerter Zwischenruf in der Demenzdebatte:

Lesen und Schreiben werden durch Betrachten und Hören verdrängt:
Die Postliteraten können zwar lesen, erfüllen ihre primären Informations-und Freizeit-Bedürfnisse aber eher durch Audio, Video, Grafiken und Gaming. Selbst schreiben oder Gedrucktes lesen beschränken sie auf kurze persönliche Mitteilungen, kurze Informationsbedürfnisse und andere pragmatische Anwendungen wie Anweisungen, Beschilderung und Zeit-Management-Geräte-Einträge, auch das meist ergänzt durch Grafiken. Der Bedarf an größeren Mengen von Information wird durch visuelle und/oder auditive Formate befriedigt.

Der Trend beschleunigt sich. Einige Beispiele:

  • Social Networking wird „postliterat“ wie der Aufstieg von Pinterest, Twitter und Instagram belegt
  • YouTube ist die zweitgrößte Suchmaschine nach Google. Die Menschen suchen nach Informationen im Videoformat anstatt als Text
  • Infografiken ersetzen ganze Zeitschriftenartikel
  • In Flipped Classrooms sehen die Schüler aufgezeichnete Vorlesungen außerhalb des Unterrichts anstatt Lehrbücher zu lesen. (Finde ich gut.)
  • iPads sind erfolgreich wegen ihrer enormen Multimedia-Kapazität, für den Konsum, aber auch und vor allem für die Produktion. Viele Nutzer hatten bisher das Fehlen einer zweiten Kamera bemängelt (Video-Chat und Fotografieren/Filmen)

Ich denke, es ist eine natürliche Evolution in der Kommunikation:
Lehrer und Bibliothekare hängen an Gedrucktem. Dieses Kommunikation-/Informations-Format war für die Zivilisation auch ein paar Jahrtausende lang von Nutzen. Man hängt an dem, was man kann. Auch ich selbst bin (allerdings begeisterter) Neuling in Sachen Video-, Audio- und Grafik-Konsumtion und -Produktion.
Aber ich behaupte, dass es eine Rückkehr zu natürlichen Formen der multisensorischen Kommunikation ist – Sprechen, Erzählen, Dialog, Debatte und Dramatisierung.

Das kann jetzt digital so einfach wie früher das Schreiben gespeichert werden. Information, Emotion und Überzeugung können sogar besser in Multi-Media-Formaten vermittelt werden.

Leicht gekürzt und gelegentlich frei übersetzt.

 

Schulbuch vs eSchulbuch

Querdenker Doug Johnson macht eine kleine Rechnung auf! Ein Kommentator (Brandt-Schneider) scheint mir noch realistischer zu sein. Jedenfalls: Billiger wird´s nicht! Aber wenn es um EDV in der Schule geht, fließen seit Jahren schon die Millionen. (Ein Teilbetrag sollte eher in die Verbesserung des Schulessens fließen.)

Ich hatte kürzlich schon auf die Ersparnisse bei der Lehrmittelverwaltung (Lehrerstunden, Schulräume, Unterrichtsausfall wg. Lehrbuchausgabe und -rückgabe) nach Einführung von eSchulbüchern hingewiesen.

Dies ist ziemlich unbekannt: Lehrbücher werden i. d. R. Tage vor dem Schuljahresende (in Ländern mit Lernmittelfreiheit) eingesammelt. Wenn das Lehrbuch fehlt, findet meist kein regulärer Unterricht mehr statt. Bei der Ausgabe zu Schulbeginn gehen doch inzwischen viele Schulen dazu über, die Bücher schon in den Ferien in den Klassenräumen bereitzustellen. Früher dauerte es schon ein paar Schultage, bis auch die letzte Klasse Schulbücher, d. h.  regulären Unterricht bekam. Gut gewartete und nicht zu Hause vergessene iPads sollten von der ersten bis zur letzten Stunde funktionieren.

Dafür braucht man jetzt Techniker.

Das kleine Einmaleins der Schulbibliothekslobby

Doug Johnson war Lehrer und media specialist. Er ist Autor zahlreicher Bücher und leitet die Medien- und Technologieabteilung in der Schulverwaltung einer Stadt in Minnesota. Ein Original, ein Querdenker und „Reframer“, der sich nicht vor unbequemen Wahrheiten scheut. In seinem Blog finde ich immer wieder erfrischende Gedanken. Diesmal zur im Moment brennenden Frage in USA, wie man sich am besten für die bedrohten Schulbibliotheken einsetzt:

  • Redet nicht von Bibliotheken und Bibliothekaren, sondern von den Schulbibliotheksnutzern! Der größte Fehler, den man machen kann, ist, sich für „die Schulbibliothek“ einzusetzen. Sätze „Die Bibliothek braucht mehr Geld“, „In der Bibliothek gibt es zu wenig Schülerarbeitsplätze“, „Die Stundenkürzung schadet der Bibliothek“ klingen nach Eigennutz, wirken egoistisch. Man sollte das „reframen“, die Perspektive wechseln und dann hört sich das so an: „Wenn der Anschaffungsetat gekürzt wird und keine neuen Kinder- und Jugendbücher mehr gekauft werden können, verlieren die Schüler das Interesse am Lesen“oder „Wenn meine Stunden gekürzt werden, bleibt weniger Zeit die Zusammenarbeit mit den Fachlehrern bei der Unterrichtsplanung“.
  • Vernetzt Euch  und informiert andere so, dass sie sich für Schulbibliotheken einsetzen! Ein Elternteil, der im Schulausschuss erzählt, wie sehr die Schulbibliothek von seinem Kind geliebt wird, wirkt mehr als ein Dutzend Broschüren vom Schulbibliotheksverband. Ein Lehrer, der seiner Schulleiterin erzählt,  dass er dank der Dienstleistungen der Schulbibliothek besseren Unterricht machen kann, sichert die Finanzierung der Bibliothek eher als ein Politiker, der sich unverbindlich äußert. Ehrenamtliche, die in der Schulbibliothek Schüler/-innen beim Recherchieren helfen, nützen mehr als dicke Ordner mit nationalen Standards. Der Kick ist eben, dass wir Verbündete brauchen, Eltern, Lehrer und die community, die für uns sprechen.“

Zum Original: Doug Johnson´s Blog

Dazu fällt mir noch mein früherer Blogbeitrag  (2008) ein.

Und eine sarkastische Bemerkung:

Wenn die Piratenpartei erst einmal Transparenz in die Politik eingeführt hat und die Parlamente überflüssig geworden sind, weil wir bei „liquid democracy“ keine Parteien mehr brauchen, sondern vertrauenswürdigen Experten zustimmen (Like-Button!), dann registrieren wir uns dort alle mit einem Dutzend Pseudonymen. (Leider werden das die Anhänger von mehr Radwegen und alle anderen Lobbyisten auch so machen.)

Nachtrag 10.11.11: Heute lese ich in der Zeitung, dass die Piraten ein neues Schulfach wollen: Rauschkunde!

Was mache ich mit fünf Kindles?

fragt sich Doug Johnson, amerikanischer Schulbibliotheks-Vordenker. Er nennt einige Verwendungsmöglichkeiten, plädiert aber für Augenmaß. Wenn es keinen überzeugenden Grund gibt, lieber Bücher kaufen oder e-Books, die auf die verschiedensten Lesegeräte geladen werden können, die Schüler besitzen.

Vom fragwürdigen Nutzen bibliotheksfachlicher Standards

US-amerikanische Schulbibliothekarinnen und –bibliothekare bleiben nicht verschont von Sparhaushalten und kritischen Fragen nach Sinn und Zweck ihrer Schulbibliothek.

US-amerikanischer Schulbibliotheksalltag ist oft auch etwas angestaubt. Z.B wird seit Jahren diskutiert, ob Schüler und Klassen die Bibliothek auch spontan, außerhalb der festgelegten Bibliotheksstunden, besuchen dürfen. Schülerinnen und Schüler absolvieren dort oft mehr oder weniger lustlos ihr Pflichtpensum an Referaten.

Es war für mich ein wunderbarer Moment – den man als Lehrer selten hat -, als zwei Austauschschülerinnen nach einem High School-Jahr zurückkamen und sich wieder auf unsere Bibliothek freuten.

 

Andererseits gibt es Beispiele von media specialists und ressource-centers, bei denen ein Alt-Europäer neidisch wird, weil sie im digitalen Zeitalter angekommen sind und die neuen Medien kompetent für das Lernen erschließen. Vor allem gibt es Schulbibliotheks-Praktiker/innen und -Wissenschaftler/innen, die ihren eigenen Leuten Dampf machen, in dem sie nach- und vor allem vordenken.

Zu meinen Lieblingen in dieser Gruppe gehört seit Jahren Doug Johnson. Er hat mit Joyce Valenza im School Library Journal 2009 einen Text veröffentlicht, der von der Zukunft der Schulbibliothek im 21. Jahrhundert handelt: „Dinge, die uns schlaflose Nächte bereiten“ heißt er. Nicht alles überzeugt mich, aber ein Absatz gefällt mir besonders gut. Er passt nämlich in eine unsägliche Diskussion, die in Deutschland seit Jahren geführt wird:

„Eine Schulbibliothek ist erst dann eine Schulbibliothek, wenn sie nach unseren, bibliotheksfachlichen, Maßstäben eine Schulbibliothek ist.“

Erst allmählich erkennt man, dass es in Deutschland etwa 15000 Büchereien in Schulen gibt, die nach besagter Definition keine richtigen wären. Denen zu helfen, den Eltern und Lehrern, die sich dort engagieren, die Hand zu reichen, diese Büchereien zu entwickeln, wäre eine lohnende Aufgabe. Das wird auch gemacht. Die Frankfurter (M) SBA hat z. B. eine breite Angebotspalette. Überall passiert das aber noch lange nicht. Ich kenne das Totschlagargument der bibliotheksfachlichen Standards seit 20 Jahren in Hessen und höre es gerade erneut in Potsdam.

Aber jetzt vom Jammern der Sprung ins 21. Jahrhundert und endlich zu Doug Johnson. Der meint nämlich , dass sogar die Zukunft der „richtigen“ Schulbibliotheken nicht in der Erreichung oder Einhaltung bibliotheksfachlicher Standards liegt:

 

„Statt eine perfekte Bibliothek zu schaffen, müssen wir umdenken und eine Schulbibliothek schaffen, die perfekt zu unserer Schule passt. Das gelingt, wenn wir uns nicht an unsere Verbands-Standards klammern (adopt), sondern uns daran orientieren, was unsere “Kunden”, die Schüler/innen, Lehrer/innen und die Schulleitung brauchen. Unsere Ziele müssen die weiter gefassten Ziele unserer  Schule unterstützen.

Dann werden auch in Zeiten knapper Haushaltsmittel nicht nur Schulbibliothekare für Schulbibliotheken sprechen, sondern die gesamte Schulgemeinde den Erhalt der Dienste, die wir für sie leisten, fordern.“