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Buchhandel und Flatrate-Ausleihe

Im Börsenblatt des Buchhandels

Die Buchbranche solle sich mit den neuen Modellen anfreunden, schreibt Ralf Biesemeier, Geschäftsführer von readbox, sie seien vorteilhaft für die Verlage:

  • Für Konsumenten werde die Nutzung wichtiger als der Besitz
  • Die Kunden würden mehr ausprobieren und konsumieren
  • Das komplette Verlagsprogramm könne präsentiert werden
  • Ähnlich wie schon bei Musik-Flatrates würden die Titel länger sichtbar bleiben und genutzt werden.

 

Update: Buchhandel will 1€-Ausleihe von E-Books in öBen. Die Begründung: Während die Verlage von der Onleihe, dem ekz-E_Book-Portal für öBen) nur einmalig Geld für die Leihlizenz bekämen, seien sie gemäß Urheberrechtsgesetz dazu verpflichtet, Autoren eine nutzungsabhängige Vergütung zu bezahlen. Bei viel verliehenen Titeln könnten Verlage dann in die roten Zahlen rutschen.

ekz-Onleihe probeweise mit Kaufen-Button

Die E-Book-Onleihe der ekz für öffentliche Bibliotheken experimentiert mit einem „Kaufen-Button“ für diejenigen, die die langen Wartezeiten auf E-Books stören. Pro und Contra wird von Kommentator/innen ausgiebig erörtert.

Infoseite von divibib, der ekz-Tochterfirma für Onleihe

Wie Verleger die E-Book-Ausleihe sehen

Aus: buchreport.express 31/2012. Gespräch mit dem Verleger Matthias Ulmer:

„Wie können die E-Book-Angebote der Bibliotheken und Verlage sinnvoll voneinander abgegrenzt werden? 

Die Abgrenzung ist einfach, wenn man die jeweiligen Zielgruppen unterscheidet und die Aufgabe einer Bibliothek darin sieht, all die in einer Kommune mit E-Books zu versorgen, die aus bildungs- und sozialpolitischen Gründen mit öffentlichen Geldern unterstützt werden sollen. Das ist sicher nicht die typische Zielgruppe der Verlage. Dagegen ist die Versorgung mit E-Books der übrigen Leser in der Kommune und auch der Leser außerhalb der Kommune nicht primär eine Aufgabe, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden muss, also typischerweise keine Aufgabe der öffentlichen Hand. Die Trennlinie scheint mir logisch, auch wenn darüber sicher noch viel diskutiert werden wird.“

Aus: buchreport.express 31/2012.

Das würde bedeuten, dass Schulbibliotheken gute Chancen hätten, an einem günstigen E-Book-Verleih-Geschäftsmodell zu partizipieren. Bei ihnen sind bildungspolitische Gründe gegeben. Es wäre angebracht, hierbei nach dem Staat zu rufen. Für die Bildung würden Politiker/-innen doch ihr letztes Hemd opfern, wenn man den Absichtserklärungen Glauben schenken darf.

Siehe auch hier!

Nachtrag 28.1.13: Der Verlag Macmillan (Holtzbrinck) bietet aus seiner Backlist den Bibliotheken Titel zum Kauf an. Die Nutzung wird zwei Jahre bzw. 52x erlaubt. (via Börsenverein)

Manche Verlage verlangen von Bibliotheken für die mehrfache Ausleihe eines E-Books ein Mehrfaches des Endpreises für normale Käufer.

Komfortable eBook-Ausleihe für Schulbibliotheken. In USA

Stell´ Dir vor…! Ein paar mal haben wir darüber diskutiert, es schien aber das Problem von übermorgen zu sein: E-Books in deutschen Schulbibliotheken. Ohne das komplizierte Rechtemanagement, ohne bei den Internetkonzernen „kaufen“ zu müssen, ohne sich in der öB in eine Warteliste eintragen zu müssen.

Für US-Schulen gibt es jetzt das Start-Up-Unternehmen Brain Hive. Es bietet zzt. ca. 3000 elektronische Kinder- und Jugendbücher an. 20 Schulen beteiligen sich  an der Erprobung, im August soll es losgehen. Die Schule registriert sich, die eBooks können in den OPAC übernommen werden. Die Schüler erhalten online Zugang entweder in der Schule oder überall. Die Schule legt ein Konto bei Brain Hive an, von dem abgebucht wird. Die Ausleihgebühr beträgt 1 Dollar. Die Verlage Gecko, Lerner, Random House u. a. sind dabei. Sie erhalten einen Teil der Leihgebühr.

Stell Dir vor, … was das für den Leseclub bedeuten kann, für die Klassenlektüre, für Empfehlungslisten, für den Bestandsaufbau…

e- und audiobooks per streaming

Overdrive, die Firma, die amerikanischen Bibliotheken und Schulen die Nutzung elektronischer Medien ermöglicht, bietet neue Produkte an: Terminals, auf denen im ebook-Katalog gestöbert werden kann, zur Probe gelesen werden kann, aber auch (demnächst) gedownloadet werden kann. Online geht das schon für Bibliotheksausweisbesitzer rund um die Uhr. Die müssen gar nicht mehr in die Bibliothek gehen. Aber den Bibliotheksbenutzern will man den Service jetzt auch vor Ort bieten.

Inzwischen ist amazon mit seinem eigenen Ausleihedienst bei der overdrive-Ausleihe dabei. Einzelne Schulbibliotheken hatten mit amazon Probleme bekommen, weil sie sehr restriktiv bei der Rechtevergabe waren.

Overdrive geht nun dazu über, digitale Medien auch im Streamingverfahren anzubieten. Der Download entfällt. Jedes Medium erhält eine Internetadresse und muss zum Lesen oder Hören einfach nur angeklickt werden.

Damit wird m. E. der Grundkonflikt zwischen Verlegern und Bibliotheken enorm verschärft. Verleger wollen viele Bücher verkaufen und nicht nur jedes Buch einmal.

Beim Streaming leuchtet besonders ein, dass die bisher praktizierte Simulation einer Buchausleihe bei ebooks, nämlich warten, bis die Leihfrist des gegenwärtigen Lesers erlischt, unverständlich ist. Das ebook kann ja zigmal zur gleichen Zeit angeklickt und gelesen werden.

Gerade deshalb aber stellen Verlage ihre ebooks Bibliotheken nicht zur Verfügung oder sperren sie nach 26 Ausleihen. Dann muss die Bibliothek die Lizenz neu erwerben.

Es bleibt spannend zu sehen, welche Geschäftsmodelle sich durchsetzen werden und wie sich öffentliche Bibliotheken zwischen den Buchhandels- und Verleih-Giganten Google, Apple und Amazon positionieren können.

Onleihe für Schulen will ein brandenburgisches Kreismedienzentrum anbieten

Wenn ich es richtig verstanden habe, will das „Kreismedienzentrum (Kreisbibliothek) des Landkreises Potsdam-Mittelmark“ in Lehnin u.a. auch den Schulen eBooks aus dem Bestand von divibib, einer ekz-Tochter, zugänglich zu machen.

E-Books und E-Book-Reader sind m. E. für Schulen und Schulbibliotheken besonders gut geeignet. Man stelle sich zuallererst einmal vor, dass alle Fachbücher in einem einzigen Lesegerät gespeichert wären. In Hessen könnte man ca. 100 Lehrer aus der schulischen Lehrbuchverwaltung nehmen und wieder unterrichten lassen. Ca. 2500 Lehrbuchmagazine würden frei für Schulbibliotheken oder als Klassenräume. Die Schultaschen und Rucksäcke würden zur Freude (?) von Orthopäden leichter. In Brandenburg entfiele die alljährliche elterliche Rennerei zum Buchhandel. Die Verlage könnten diese eBooks digital aktualisieren. Unterricht kann stattfinden, weil niemand mehr ein Buch vergisst und auch in der Vertretungsstunde Bücher da wären. Natürlich muss der Akku geladen sein. Ein guter Lehrer wird mehrere Ladekabel mit sich führen.

Bei fiktionaler Literatur und Sachbüchern wäre es eine willkommene Ergänzung des Schulbibliotheksbestandes. Die Schulbibliothek könnte eBook-Reader verleihen, falls die Ausleiher nicht lieber auf dem Smartphone oder einem/ihrem Rechner lesen. Brandenburg könnte sein zusätzliches länderspezifisches Schüler-BaföG für bedürftige Oberschüler nach drei Jahren einstellen. 15 Mio €, der vorgesehene Etat für drei Jahre, reichte für Lesegeräte aus. Danach könnte man die eine Hälfte des Betrages direkt an die Schulbibliotheken geben. Das wäre sinnvoller als heute dieses Taschengeld zu verteilen, ohne die Verwendung beeinflussen zu können oder evaluieren zu wollen. (Die Schüler könnten auch Kinokarten von dem staatlichen Taschengeld kaufen, meint ein linker Bildungspolitiker.)

Für das Schulwesen wäre es wünschenswert, wenn es eine nationale oder wenigstens landesweite Einrichtung gäbe, die eBooks verliehe und den Schulen das Rechtemanagement abnähme. Es ist unsinnig, dass sich einzelne Schulbibliotheken um einen eBook-Bestand bemühen und sich mit dem Kleingedruckten beim Apple-Store, Amazon oder Googlebooks herumplagen. Die Internetgiganten haben kein Interesse an Schulen und Bibliotheken und machen ihnen die Nutzung von eBooks nicht gerade leicht. Konsumenten, die ein eBook lesen oder kaufen wollen, wenden sich an sie, man braucht keine regionalen oder lokalen Anbieter. Anders als bei uns gibt es in den USA Anbieter, die speziell für Schulen da sind.

Ein eBook, das liegt in der Natur der digitalen Sache, kann tausendfach in derselben Stunde geladen und gelesen werden. Das können die Internetgiganten technisch und juristisch realisieren, vielleicht auch die noch vorhandenen Großverlage. Was für einen Sinn machte da der Erwerb einer eBook-Lizenz in einer Schulbibliothek, für die dann eine normale Ausleihe wie im Zeitalter des Buchdrucks simuliert wird? D. h. für 1 eBook wird eine Lizenz erworben, dieses eBook wird an einen Nutzer ausgeliehen, nach Ablauf der Ausleihfrist wird es beim Leser gesperrt bzw. gelöscht. Dann kommt ein neuer Leser zum Zug, der das Medium vielleicht schon reserviert hat und darauf wartet. Man stelle sich vor, das funktionierte bei allen im Internet verfügbaren Dateien so.

Insofern ist die Absicht des Kreismedienzentrums (Kreisbibliothek) Potsdam-Mittelmark begrüßenswert. (Eine Internetadresse haben sie anscheinend nicht.) Besser wäre, dies gleich landesweit (Hessen: hessenOPAC als Plattform!) zu realisieren; besser wäre im o.a. Fall, auch die brandenburgische Landesregierung, vielleicht mit Berlin zusammen, kümmerte sich darum.

Divibib ist (bisher) wenig für Schulen und ein jüngeres Lesepublikum geeignet. Es ist für öffentliche Bibliotheken erfunden worden, in der Absicht, einen eBook-Leihverkehr über diese zu realisieren. Es wird spannend sein zu verfolgen, wie sich die öffentlichen Bibliotheken damit im eBook-Zeitalter positionieren können.

Nachtrag 21.12.11: Für US-Bibliotheken gibt es ein neues eBook-Angebot von Library Ideas mit einem interessanten Geschäftsmodell. 20000 eBooks stehen derzeit bereit. Jedes einzelne kann gleichzeitig mehrfach „ausgeliehen“ werden. Bezahlen muss die Bibliothek an die Firma pro Ausleihe 2$, die Gebühr sinkt mit wachsendem Abstand zur Veröffentlichung der Printausgabe. Sie kann auch je nach Umsatz gestaffelt werden. Die Verlage werden an den Gebühren beteiligt. Die Bibliothek erhält eine Monatsrechnung. Wie sie den Leser belastet, ist ihre Angelegenheit. (So verfährt LibraryIdeas schon länger im Bereich Musikangebot für Bibliotheken.)

Mehr dazu bei ALA, dem US-Bibliotheksverband

Das ist jetzt nicht als Modell für Brandenburgs Schulen gedacht. Aber es zeigt, wie sehr der digitale Bibliotheksmarkt in Bewegung ist und Althergebrachtes über Bord geworfen werden wird.

Ausleihe von eBooks eine Herausforderung

Etwa die Hälfte der US-amerikanischen öffentlichen Bibliotheken verleiht eBooks. Ein technisch bewanderter Journalist beschreibt, wie das geht. In dem Text kommen häufig Worte wie challenge oder frustration vor.

Er ist skeptisch, ob die Verlage sehr interessiert an digitaler Ausleihe durch Bibliotheken sind. Auch plädiert er für eine nationale Adresse zur digitalen Ausleihe statt der bisher 4000 lokalen bei den städtischen Bibliotheken.

Mit den Google- und Apple-Bookstores und ekz-Onleihe sind wir da schon auf dem Weg.

Wo stehen eigentlich die Schulbibliotheken? Im Regen oder an der Spitze der Bewegung? Gibt es außer der Nutzung des ekz-Angebotes weitere Erfahrungen?

Die unvergleichliche Buffy Hamilton in einer Schulbibliothek im Bundesstaat Georgia zeigt, wie es geht.

Nachtrag 1: Die Crowd schläft nicht: Es entstehen Communities, in denen eBooks ge- und verliehen werden. Als Tauschwährung gibt es ebookdollars.

Nachtrag 2: Dass das Lesen richtiger Bücher auch bei Teenagern nicht gänzlich aus der Mode kommt, war schon Gesprächen und Interviews zu entnehmen. Jetzt gibt es eine von US-amerikanischen Verlegern finanzierte Studie*, die zu dem Ergebnis kommt, dass bei Kindern und Jugendlichen weiterhin richtige Bücher hoch im Kurs und nach Chatten/Simsen und Facebook an dritter Stelle stehen.

* Eine andere Studie, da der o.a. Link nicht mehr existiert.