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ekz-Onleihe probeweise mit Kaufen-Button

Die E-Book-Onleihe der ekz für öffentliche Bibliotheken experimentiert mit einem „Kaufen-Button“ für diejenigen, die die langen Wartezeiten auf E-Books stören. Pro und Contra wird von Kommentator/innen ausgiebig erörtert.

Infoseite von divibib, der ekz-Tochterfirma für Onleihe

Onleihe für Schulen will ein brandenburgisches Kreismedienzentrum anbieten

Wenn ich es richtig verstanden habe, will das „Kreismedienzentrum (Kreisbibliothek) des Landkreises Potsdam-Mittelmark“ in Lehnin u.a. auch den Schulen eBooks aus dem Bestand von divibib, einer ekz-Tochter, zugänglich zu machen.

E-Books und E-Book-Reader sind m. E. für Schulen und Schulbibliotheken besonders gut geeignet. Man stelle sich zuallererst einmal vor, dass alle Fachbücher in einem einzigen Lesegerät gespeichert wären. In Hessen könnte man ca. 100 Lehrer aus der schulischen Lehrbuchverwaltung nehmen und wieder unterrichten lassen. Ca. 2500 Lehrbuchmagazine würden frei für Schulbibliotheken oder als Klassenräume. Die Schultaschen und Rucksäcke würden zur Freude (?) von Orthopäden leichter. In Brandenburg entfiele die alljährliche elterliche Rennerei zum Buchhandel. Die Verlage könnten diese eBooks digital aktualisieren. Unterricht kann stattfinden, weil niemand mehr ein Buch vergisst und auch in der Vertretungsstunde Bücher da wären. Natürlich muss der Akku geladen sein. Ein guter Lehrer wird mehrere Ladekabel mit sich führen.

Bei fiktionaler Literatur und Sachbüchern wäre es eine willkommene Ergänzung des Schulbibliotheksbestandes. Die Schulbibliothek könnte eBook-Reader verleihen, falls die Ausleiher nicht lieber auf dem Smartphone oder einem/ihrem Rechner lesen. Brandenburg könnte sein zusätzliches länderspezifisches Schüler-BaföG für bedürftige Oberschüler nach drei Jahren einstellen. 15 Mio €, der vorgesehene Etat für drei Jahre, reichte für Lesegeräte aus. Danach könnte man die eine Hälfte des Betrages direkt an die Schulbibliotheken geben. Das wäre sinnvoller als heute dieses Taschengeld zu verteilen, ohne die Verwendung beeinflussen zu können oder evaluieren zu wollen. (Die Schüler könnten auch Kinokarten von dem staatlichen Taschengeld kaufen, meint ein linker Bildungspolitiker.)

Für das Schulwesen wäre es wünschenswert, wenn es eine nationale oder wenigstens landesweite Einrichtung gäbe, die eBooks verliehe und den Schulen das Rechtemanagement abnähme. Es ist unsinnig, dass sich einzelne Schulbibliotheken um einen eBook-Bestand bemühen und sich mit dem Kleingedruckten beim Apple-Store, Amazon oder Googlebooks herumplagen. Die Internetgiganten haben kein Interesse an Schulen und Bibliotheken und machen ihnen die Nutzung von eBooks nicht gerade leicht. Konsumenten, die ein eBook lesen oder kaufen wollen, wenden sich an sie, man braucht keine regionalen oder lokalen Anbieter. Anders als bei uns gibt es in den USA Anbieter, die speziell für Schulen da sind.

Ein eBook, das liegt in der Natur der digitalen Sache, kann tausendfach in derselben Stunde geladen und gelesen werden. Das können die Internetgiganten technisch und juristisch realisieren, vielleicht auch die noch vorhandenen Großverlage. Was für einen Sinn machte da der Erwerb einer eBook-Lizenz in einer Schulbibliothek, für die dann eine normale Ausleihe wie im Zeitalter des Buchdrucks simuliert wird? D. h. für 1 eBook wird eine Lizenz erworben, dieses eBook wird an einen Nutzer ausgeliehen, nach Ablauf der Ausleihfrist wird es beim Leser gesperrt bzw. gelöscht. Dann kommt ein neuer Leser zum Zug, der das Medium vielleicht schon reserviert hat und darauf wartet. Man stelle sich vor, das funktionierte bei allen im Internet verfügbaren Dateien so.

Insofern ist die Absicht des Kreismedienzentrums (Kreisbibliothek) Potsdam-Mittelmark begrüßenswert. (Eine Internetadresse haben sie anscheinend nicht.) Besser wäre, dies gleich landesweit (Hessen: hessenOPAC als Plattform!) zu realisieren; besser wäre im o.a. Fall, auch die brandenburgische Landesregierung, vielleicht mit Berlin zusammen, kümmerte sich darum.

Divibib ist (bisher) wenig für Schulen und ein jüngeres Lesepublikum geeignet. Es ist für öffentliche Bibliotheken erfunden worden, in der Absicht, einen eBook-Leihverkehr über diese zu realisieren. Es wird spannend sein zu verfolgen, wie sich die öffentlichen Bibliotheken damit im eBook-Zeitalter positionieren können.

Nachtrag 21.12.11: Für US-Bibliotheken gibt es ein neues eBook-Angebot von Library Ideas mit einem interessanten Geschäftsmodell. 20000 eBooks stehen derzeit bereit. Jedes einzelne kann gleichzeitig mehrfach „ausgeliehen“ werden. Bezahlen muss die Bibliothek an die Firma pro Ausleihe 2$, die Gebühr sinkt mit wachsendem Abstand zur Veröffentlichung der Printausgabe. Sie kann auch je nach Umsatz gestaffelt werden. Die Verlage werden an den Gebühren beteiligt. Die Bibliothek erhält eine Monatsrechnung. Wie sie den Leser belastet, ist ihre Angelegenheit. (So verfährt LibraryIdeas schon länger im Bereich Musikangebot für Bibliotheken.)

Mehr dazu bei ALA, dem US-Bibliotheksverband

Das ist jetzt nicht als Modell für Brandenburgs Schulen gedacht. Aber es zeigt, wie sehr der digitale Bibliotheksmarkt in Bewegung ist und Althergebrachtes über Bord geworfen werden wird.

Onleihe für Berufsschüler

Schüler/innen und Lehrer/innen der Beruflichen Schulen in den Landkreisen Esslingen und Göppingen können auf ein neues Angebot ihrer Schulbibliotheken zugreifen, die „SchuBi Digital“. Damit können sie vom häuslichen PC  gebührenfrei Medien per Download entleihen. Der Dienst stammt von DiViBib, einer ekz-Tochterfirma. Das Angebot downloadbarer Musik, eBooks, Videos, Zeitungen und Zeitschriften richtet sich an öffentliche Bibliotheken. Schulbibliothekarische Interessen sollen aber demnächst auch befriedigt werden.

Das klingt alles überzeugend. Ums Urheberrecht kümmert sich die ekz-Firma, Rückgabe ist nicht nötig, da das Dokument nach Ablauf der Ausleihfrist nicht mehr aufgerufen werden kann. Preise sind Geheimsache.

aus: Pressemitteilung des Landkreises Esslingen
z. B. Käthe-Kollwitz-Schule

Das  Landratsamt Esslingen hat im Sachgebiet „Schulen“ eine Sachgruppe „Betrieb und Betreuung der Schulbibliotheken“! Das gibt es nicht überall.

Update 1.11.10: In USA geht das alles etwas schneller und eine Nummer größer: School Download Library der Fa. OverDrive.

Die Schüler/innen laden sich die eBooks auf ihre Geräte – eBook-Reader, Smartphone, Laptop, Desktoprechner. Sie brauchen ihren Schülerausweis und entsprechende Software der Firma.

Dass Overdrive eine Präsentation mit 45 Folien braucht, verunsichert den Laien erst einmal.  Aber für „digital natives“ dauert die Ausleihe wohl nicht länger als eine SMS zu schreiben.