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Apple bezahlte 2011 1,9% Steuern außerhalb der USA

Google immerhin 2,9%.

Die Internetgiganten arbeiten mit den bekannten Steuertricks, schieben die Gewinne in einem Firmennetzwerk zwischen Irland und den Cayman-Inseln hin und her, erzeugen auch künstliche Verluste, um die US-Steuersätze von 25% (Apple) und 21% (Google) so weit wie möglich zu vermeiden.

Allerdings hat Apple auch 80 Mrd Dollar, zwei Drittel seiner liquiden Mittel, außerhalb der USA geparkt. Bei einer Überweisung in die Heimat würde der US-Fiskus 35% abschöpfen. Apple hat seinen bekanntesten Sitz in Cupertino/California. Steuerlich relevant ist aber eine winzige Apple-Niederlassung in Arizona. In Kalifornien wären 9% Steuern fällig, in Nevada 0%. Schon beklagt sich ein Schulleiter aus dem Umfeld von Cupertino: „Die Kinder der Mitarbeiter besuchen unsere Schule, benutzen unser Schwimmbad. Aber Steuern zahlt die Firma lieber anderswo.“

Kalifornien ist nicht zuletzt deswegen Bankrott, weil die großen Computerfirmen mit ihrer Lobbyarbeit und mit Hilfe niedrigschwelliger Bürgerentscheide die Unternehmensteuersätze mehrfach reduziert haben.

Wäre das nicht des Schweißes von Piraten, Grünen, Linken und SPD-Vorsitzenden wert gewesen, statt der Neiddebatte um die rechtlich problematischen und aufwändig zu erhebenden Erbschafts-, Vermögens- und Reichensteuern?: Eine angemessene Besteuerung der Internetkonzerne. In der OECD gibt es wenigstens eine Arbeitsgruppe, die eine Liste der Steuertricks zusammenstellt.

Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Als erste hatte die New York Times das Thema aufgegriffen.
Bei der Gelegenheit eine Anmerkung: Manche Artikel in deutschen Zeitungen basieren auf Berichten britischer oder US-amerikanischer Zeitungen. Beim Spiegel fielen mir früher Ähnlichkeiten zu Time-Artikeln auf. Greift da das Leistungsschutzrecht, wenn führende deutsche Zeitungen den NYT-Artikel auswerten? Bezahlen die deutschen Verleger?

Update 14.11.12: Vor einem Ausschuss des britischen Unterhauses wurden Google- Amazon und Starbucks-Repräsentation zu ihren Steuertricks befragt. Eine Abgeordnete meinte, die Verbraucher müssten diese Konzerne boykottieren. Eine Handhabe fanden die Abgeordneten nicht. Aber es wäre unmoralisch.

Update 20.11.12: Nach langer Enthaltsamkeit habe ich wieder einmal „Die Zeit“ gekauft. Die FAS gefällt mir besser, nicht erst seit den Sperenzien des Chefredakteurs di Lorenzo in Sachen Freiherr von und zu Guttenberg. In der aktuellen Ausgabe steht ein Artikel über den Umgang des Amazon-Managements mit Arbeitnehmern, der Jobagentur und Bürgermeistern. Mehr zur Qualität der „Zeit“ hier im Blog.

Die schöne neue Welt des Internets: Vorne stehen die Lichtgestalten Jobs, Bezos, Zuckerberg und Gates im Rampenlicht, hinter den Kulissen herrschen Menschenverachtung und Manchesterkapitalismus. Die Berliner Piratenpartei und Grünen beschimpfen lieber Herrn Buschkowsky als Rassisten, als an einem Konzept zu arbeiten, wie man die Internetgiganten bändigt.

Update 25.11.: Immerhin wächst die Kritik. Auch an Amazon, das u. a. seine deutschen E-Book-Verkäufe über das steuergünstige Luxemburg abrechnet. Aber ich muss mich an die eigene Nase fassen: Bei Amazon zu bestellen, ist so bequem!

Update 17.12.: Google-Manager Eric Schmitt ist laut FAZ v. 14.12. stolz auf die Steuertricks seiner Firma: „Das ist Kapitalismus“.

Update 27.1.13: Vor allem Irland hat mit niedrigen Unternehmenssteuern Internetkonzerne angelockt. Deutschland hat insofern damit zu tun, als u. a. mit dem Geld deutscher Steuerzahler dem irischen Staat und seine Banken aus der Finanzkrise geholfen wird.