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Der Schultrojaner regt auf

Ein noch nicht vorhandener „Schultrojaner“ (in Analogie zu Staatstrojaner) sorgt für Aufregung:

Die Kultusministerien der Länder zahlen an die Verwertungsgesellschaft Wort eine Gebührenpauschale für Kopien aus Büchern. Nun haben sie 2010  einen neuen gemeinsamen Vertrag mit den Verwertungsgesellschaften Wort, Bild, Musik und dem Verband der Schulbuchverleger geschlossen. Bei diesem neuen Vertrag haben die Verleger angeregt, doch stichprobenhaft (bei einem Prozent der Schulen) zu kontrollieren, ob auf Schulrechnern Kopien digitaler oder analoger  urheberrechtlich geschützter Medien liegen.

Die Verlage wissen sehr wohl, dass ganze Schülerhefte kopiert werden. Meist aber wohl auf Papier. Die wenigsten Papierkopierer werden die kopierten Seite auf einer Festplatte speichern. Oder irre ich mich da?

Die Verleger wollten den Ministerien im nächsten Jahr eine Software zur Verfügung zu stellen, die die diese doch bitte auf ausgewählten Schulrechnern installieren und auswerten sollten.

Schon die Erwägung sorgt für einen derartigen Wirbel, dass das Ganze wohl in der Versenkung verschwinden dürfte.

Was mich verblüfft: Wie einfach es zu sein scheint, die Ministerialbürokratie zum Erfüllungsgehilfen zu machen. Wie wenig sich die Ministerialbürokratie als Interessenvertretung ihrer Lehrer und Schulen versteht. Das fiel mir schon bei den Kooperationsvereinbarungen mit dem dbv auf, wo die Ministerien bemüht waren, alles recht zu machen: Die Schulen aufzufordern so und so viel mal einen Ausflug in die öffentliche Bibliothek zu machen, sie anzuhalten ein Vertragsformular (z. B. in Brandenburg) auszufüllen und Vollzug zu berichten. Wenn man weiß, wie bestimmend die Ministerialbürokratie sonst auftreten kann, wundert man sich, dass die Damen und Herren sich so leicht instrumentalisieren lassen, statt ihrerseits Forderungen zu stellen, z. B. dass die Stadtbibliotheken fachliche Hilfe für die Schulbibliotheken leisten sollten.

Update 6.5.2012: Die Kultusminister seien übereingekommen, auf den Schultrojaner zu verzichten, würden sich aber andere Wege überlegen, um das Urheberrecht in Schulen zu schützen, meldet SpiegelOnline.