Politikerinnen und Politiker lassen sich gerne mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger fotografieren. Sie zeigen, wo es langgeht. Bloß nicht ratlos oder nachdenklich erscheinen.
Nach dem unleugbar schlechten Abschneiden Brandenburgs bei Schulleistungsvergleichen war die allererste Idee des Bildungsministers, die Zahl der schriftlichen Arbeiten zu verdoppeln. Als er dann nachfragte, wie viele eigenlich in seinen Schulen geschrieben würden, kam heraus, dass es schon jetzt mehr als in Sachsen sind. Eine andere Idee ist, das Berlin-Brandenburger Zentralabitur auf weitere Ostländer auszudehnen. „Vielleicht sollte man noch ein westdeutsches Bundesland dazu nehmen“ wird der Minister zitiert. Dann noch ein Pflichtlektürekanon, geschenkt.
Sachsens Kultusminister führt das gute Abschneiden seiner Schülerinnen und Schüler auf das Erbe des soliden DDR-Schulwesens, insbesondere der Lehrer/innenausbildung, zurück. Brandenburg lag ja auch auf dem Territorium des Arbeiter- und Bauern-Staates. Wie nun?
Lieber Roland Koch, Sie sind gestern aus dem Amt geschieden. Ich werde nicht vergessen, wie auf einer Tagung Ihres Kultusministeriums ein hochrangiger finnischer Kultusbeamter die finnische Schulreform erläuterte. Ihre Kultusministerin war dort gewesen und sichtlich beeindruckt zurückgekehrt. Der Beamte schloss mit der Bemerkung, dass am Ende der über Jahre hinweg mit ruhiger Hand praktizierten Reform das Testen, Vergleichen, Evaluieren stand. Ja, er sagte sogar ausdrücklich, dass das nicht der erste Reformschritt sein könne. Da sprangen Sie auf und eilten ans Podium. Dort verkündeten Sie: „Wir fangen aber so an!“
(Auf dieser Tagung, ich schweife ab, sollte es am Vormittag auch um Schulbibliotheken gehen. Die wollte Ihre Ministerin in Finnland zahlreich gesehen haben. Als ich diesen im Programm ausgedruckten Punkt anmahnte, wurde ich vom Moderator beschieden, der käme am Nachmittag dran. Was dann auch nicht der Fall war.
Was mir im Gedächtnis blieb: Des Essen auf dieser Tagung war exzellent.)
Der brandenburgische Bildungsminister Rupprecht ist ausdrücklich offen für Anregungen aus „schwarzen“ Bundesländern. Jetzt, wo Sie mehr Zeit haben, Herr Koch, sollten Sie den brandenburgischen Kollegen an ihren Erfahrungen teilhaben lassen: Trotz Zentralabiturs, Vergleichsarbeiten ab Klasse 3, mehrseitigen großformatigen Abschlusszeugnisbögen, für die Schulen neue Drucker brauchen, mindestens drei verschiedenen Hauptschulabschlüssen (einfacher, erweiterter, qualifizierender), zentralen Abschlussprüfungen am Ende der Sekundarstufe und der Schulinspektion mit 60 neuen A 15-Stellen, ist Hessen bei den Schulleistungsvergleichen nicht wesentlich besser geworden.