Schlagwort-Archive: Schulpolitik Hessen

Projekt Landesschulamt Hessen

Die Staatlichen Schulämter, das Amt für Lehrerbildung und das Institut für Qualitätsentwicklung werden in dieser Behörde zusammengefasst, neu hinzu kommen eine „Führungsakademie im Landesschulamt und Lehrkräfteakademie“.

Die Strategie ist, das Kultusministerium (KM) zu einem Think Tank zu machen und das „operative“ Geschäft in das neue Landesschulamt (LSA) auszulagern. Die Leiterin oder der Leiter der neuen Behörde erhält den Titel Präsidentin oder Präsident.

Das entsprechende Schulverwaltungsorganisationsstrukturreformgesetz, SchVwOrgRG(!) wurde im Herbst 2012 gegen die Stimmen der Opposition, auch mit Enthaltungen in der CDU verabschiedet. (Das LSA ist ein Anliegen des Koalitionspartners FDP.) In einer Anhörung hatten Experten, aber auch Kommunen, Unternehmerverband und Beamtenbund sowie der Landesrechnungshof Bedenken angemeldet. Natürlich waren auch die 15 Schulämter dagegen. Sie leben damit, dass sie alle paar Jahre neu strukturiert werden. Wie die Schulaufsicht in den Regionen besser werden soll, wenn sie zentralisiert und eine neue Hierarchiestufe eingezogen wird, erschließt sich den Schulamtsleitern noch nicht.

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Ein für die hessische Schulaufsicht geschriebener Schulbibliothekstext

Schulbibliotheken stehen nicht im Fokus der Schulaufsicht (Staatliche Schulämter und Ministerium). Der Text „Zur Zukunft der Schulbibliotheken in Hessen“ (2010) hatte das Ziel, die Schulaufsichtsbeamten über das „Schulbibliothekswesen“ zu informieren.

Sie haben andere Prioritäten: G 8 einführen bzw. wieder rückgängig machen, Umstellung des Unterrichts auf Kompetenz- statt Wissensorientierung, Überwachung der Vergleichsarbeiten und Abschlussprüfungen in Grund-, Mittel- und Oberstufe, Sammeln statistischer Daten, Suche nach Schulleiter/-innen und Lehrer/-innen. Als lernende Organisation stehen sie unter stetem Veränderungsdruck (Zusammenlegung, Integration in die Kreisverwaltungen bzw. Rückgängigmachen derselben, Bildung eines Landesschulamtes, Zusammenarbeit mit sich ebenfalls ständig verändernden Ämtern und Instituten des Bildungswesens.

Wie Brandenburgs Schulen besser werden sollen

Politikerinnen und Politiker lassen sich gerne mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger fotografieren. Sie zeigen, wo es langgeht. Bloß nicht ratlos oder nachdenklich erscheinen.

Nach dem unleugbar schlechten Abschneiden Brandenburgs bei Schulleistungsvergleichen war die allererste Idee des Bildungsministers, die Zahl der schriftlichen Arbeiten zu verdoppeln. Als er dann nachfragte, wie viele eigenlich in seinen Schulen geschrieben würden, kam heraus, dass es schon jetzt mehr als in Sachsen sind. Eine andere Idee ist, das Berlin-Brandenburger Zentralabitur auf weitere Ostländer auszudehnen. „Vielleicht sollte man noch ein westdeutsches Bundesland dazu nehmen“ wird der Minister zitiert. Dann noch ein Pflichtlektürekanon, geschenkt.

Sachsens Kultusminister führt das gute Abschneiden seiner Schülerinnen und Schüler auf das Erbe des soliden DDR-Schulwesens, insbesondere der Lehrer/innenausbildung, zurück. Brandenburg lag ja auch auf dem Territorium des Arbeiter- und Bauern-Staates. Wie nun?

Lieber Roland Koch, Sie sind gestern aus dem Amt geschieden. Ich werde nicht vergessen, wie auf einer Tagung Ihres Kultusministeriums ein hochrangiger finnischer Kultusbeamter die finnische Schulreform erläuterte. Ihre Kultusministerin war dort gewesen und sichtlich beeindruckt zurückgekehrt. Der Beamte schloss mit der Bemerkung, dass am Ende der über Jahre hinweg mit ruhiger Hand praktizierten Reform das Testen, Vergleichen, Evaluieren stand. Ja, er sagte sogar ausdrücklich, dass das nicht der erste Reformschritt sein könne. Da sprangen Sie auf und eilten ans Podium. Dort verkündeten Sie: „Wir fangen aber so an!“

(Auf dieser Tagung, ich schweife ab, sollte es am Vormittag auch um Schulbibliotheken gehen. Die wollte Ihre Ministerin in Finnland zahlreich gesehen haben. Als ich diesen im Programm ausgedruckten Punkt anmahnte, wurde ich vom Moderator beschieden, der käme am Nachmittag dran. Was dann auch nicht der Fall war.

Was mir im Gedächtnis blieb: Des Essen auf dieser Tagung war exzellent.)

Der brandenburgische Bildungsminister Rupprecht ist ausdrücklich offen für Anregungen aus „schwarzen“ Bundesländern. Jetzt, wo Sie mehr Zeit haben, Herr Koch, sollten Sie den brandenburgischen Kollegen an ihren Erfahrungen teilhaben lassen: Trotz Zentralabiturs, Vergleichsarbeiten ab Klasse 3, mehrseitigen großformatigen Abschlusszeugnisbögen, für die Schulen neue Drucker brauchen, mindestens drei verschiedenen Hauptschulabschlüssen (einfacher, erweiterter, qualifizierender), zentralen Abschlussprüfungen am Ende der Sekundarstufe und der  Schulinspektion mit 60 neuen A 15-Stellen, ist Hessen bei den Schulleistungsvergleichen nicht wesentlich besser geworden.


Ende der Testeritis in UK?

Die nationalen Leistungstests haben es anscheinend nicht verhindert, dass britische Schüler/innen schlechter geworden sind. 20 % der 11jährigen erfüllen die Mindestanforderungen des Englischtests nicht. Die Matheleistungen sind trotz der investierten Riesensummen nicht nennenswert gestiegen. (Auch die Kommentare sind lesenswert!)

Lehrer und deren Interessenvertretungen haben schon immer auf die Tests geschimpft: Teaching to the test beherrsche den Schulalltag. In mock exams werde der kommende Test geübt. Das beherrsche den Lehrplan.

In Schottland werden die Tests nicht mehr durchgeführt, in Wales sind sie wohl schon aus den Gesetzen und Verordnungen gestrichen worden, in England werden sie zumindest eingeschränkt und teilweise durch schulinterne Bewertungen ersetzt.

Da die deutsche Bildungspolitik immer hinter den Angelsachsen herhinkt, müssen wir wohl noch eine Weile die Tests und zentralen Prüfungen optimieren.

Was machen unsere Bildungsjournalisten? Wieder eine Volte? Die „Zeit“ hatte jahrelang gegen die Gesamtschule vom Leder gezogen. Inzwischen reitet sie an der Spitze der Schulreform. In der „Zeit“ wurde gefeiert, dass englische Grundschulen dank der veröffentlichten Schulrankings von Jahr zu Jahr besser würden. Auch die „Zeit“ bläst schon zum Rückzug. Mal sehen, was Thomas Kerstan zur neuesten englischen Debatte schreibenwird. (Ich habe die regelmäßige Lektüre der „Zeit“ schon vor geraumer Zeit eingestellt. Die „FAS“ hat mehr lesenwerte Artikel und bildungpolitisch weiß ich, wo ich bei ihr dran bin.)

Ich werde nie vergessen, wie der hessische Ministerpräsident Koch einmal auf einer Bildungstagung seines Kultusministeriums intervenierte. Man wollte es besser machen als die vorher regierenden Sozialdemokraten und hatte mit einer hochkarätig besetzten Tagung eine neue Schulpolitik einläuten wollen: Outputsteuerung, Zentralabitur, Vergleichstests, Qualitätsrahmen usw. usw.

Und dann riet ausgerechnet der als Hauptredner eingeladene finnische Bildungsfachmann, zuerst Schule und Unterricht zu ändern und ganz am Schluss zu testen und die Testergebnisse mit jeder einzelnen Schule in Ruhe zu erörtern, anstatt sie gleich in die Zeitung zu stellen.

Da sprang der MP auf, eilte zum Pult und sagte: „Wir fangen mit den Tests an!“

Da Hessen sich bildungspolitisch gerne an Schottland orientiert, wird sich wohl bald was ändern.

Allerdings wurde bisher selektiv abgeschrieben: Aufgaben und Anforderungen aus schottischen Schulgesetzen finden sich in hessischen Erlassen. Die Abschnitte, in denen geregelt wurde, wer das bezahlt und welche Stabsstellen die Schulleitung dafür bekommt, wurden nicht übernommen.