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Rückblick auf den Schulbibliotheksstand der Leipziger Buchmesse 2011

Aus Anlass des vorhergehenden Beitrages erinnere ich mich an die Buchmesse Leipzig 2011. Erfreulicherweise steht die Webseite des Projektteams des Studiengangs Informations- und Bibliothekswissenschaft noch im Netz. Weiterlesen

Nach Leipzig: Steigende Nachfrage nach Schulbibliotheksinformationen

Der Zusammenhang ist nicht beweisbar, aber nach den Tagen des beeindruckenden Schulbibliotheksprojekts habe ich schon den dritten Anruf eines Journalisten, der etwas zum Thema Schulbibliotheken schreibt. Endlich kommen beide Sätze zum Tragen: Tue Gutes und rede darüber!

Etwas betrübt bin ich über einen schon fertigen Text, der von dem Leipziger Schulbibliotheksprojekt handelt. (Zu dem ich keine Informationen beigesteuert habe.) Der Verfasser bezweifelt, dass das, was er gesehen hat, sich 1 zu 1 in die Schulwirklichkeit übertragen lässt. Und er zweifelt, ob das, was er gesehen hat, unbedingt zu den Aufgaben einer Schulbibliothek gehört.

Von den Lehrer/-innen, die auf der Buchmesse Sequenzen von Unterricht in der Bibliothek gezeigt haben bzw. von ihrem Alltag in der Schulmediathek berichtet haben, weiß ich, dass sie keinen „Schaunterricht“ gefakt  oder Sonntagsreden gehalten haben. Das, was auf der Messe zu sehen und zu hören war, ist Schulbibliotheksalltag. Sicher nicht überall in deutschen Schulbibliotheken, aber weltweit eine Selbstverständlichkeit.

Ein Grund, warum mir der Stand und der Stundenplan mit den Präsentationen so gut gefiel, war das (fast) vollständige Fehlen dessen, was für einige deutsche Schulbibliotheksexpert/-innen das Wichtigste an Schulbibliotheken zu sein scheint: Die Kooperation mit der Stadtbibliothek.

Das, was die Studentinnengruppe um Frau Nikolaizig auf die Beine gestellt hat, hat bei mir ausgelöst, dass ich noch weitergehen werde: Es gab in Hessen einmal die „Kulturelle Praxis„. Da ging es darum, dass Schüler/-innen und Lehrer/-innen dazu animiert werden sollten, Musik zu machen, Theater zu spielen, Videoclips zu produzieren oder kreativ zu schreiben. Es ging dabei – wohlgemerkt – nicht um Musik- oder Kunstunterricht oder das Oberstufenfach „Darstellendes Spiel“. Nicht um Noten oder Lehrpläne. Alle sollten produktiv werden. Adressaten der Lehrerfortbildung in Kultureller Praxis waren gerade nicht die Kunst-, Musik- und Theaterlehrkräfte, sondern die anderen.

Kulturelle Praxis heißt im 21. Jahrhundert vor allem auch digitale Praxis: Fotos bearbeiten, Videoclips und Podcasts produzieren. Die Ideen kommen aus guten, alten, gedruckten Medien: Gedichte, Dramen, Kurzgeschichten. Oder man entdeckt am Schluss, dass das Lesen eines Buches seinen besonderen Reiz nie verlieren wird.

Die moderne Schulbibliothek ist das Lernlabor und die Medienwerkstatt der Zukunft. Zu ihr gehören immer auch Bücherregale.

Ich hatte das große Glück, in einer Beiruter Schulbibliothek den Videoclip einer Oberstufenklasse über Freundschaft und Liebe zu sehen: Eine ästhetisch überzeugende Collage von Fotos, Gedichtzeilen und Rezitationen. (Der Text wurde mir im Telegrammstil zugeflüstert.) Caroline Ghoustine, die Beiruter Schulbibliothekarin, präsentierte auf dem Leipziger Schulbibliotheksstand ihre neueste Produktion, die Bearbeitung des Gilgamesch-Epos mit einer Klasse.

Zum oben erwähnten missglückten Pressetext

DieSchulbibliothek auf der Leipziger Buchmesse 2011

Mit dem Schulbibliotheksstand der studentischen Projektgruppe der Hochschule für Wissenschaft, Technik und Kultur (HTWK) auf der Leipziger Buchmesse wurde ein neuer Maßstab gesetzt. Die Schulbibliothek ist für ein breites Publikum erlebbar geworden. Bisher steckte sie, abgesehen von den diversen Schulbibliothekstagen, vor allem als Thema in Unterforen von Fachkongressen. Dort tragen Experten Experten vor, wie wichtig die Schulbibliothek ist. Auf der Leipziger Buchmesse wurde sie sichtbar und überragte sogar die anderen Messestände.

Die Architekturstudent/-innen der HTWK hatten Elemente moderner Schulbibliotheken geschaffen:

Der Schulbibliotheksstand auf der Leipziger Buchmesse 2010

Eine hörsaalartige Sitzlandschaft, flexibel gruppierbare Schülerarbeitsplätze mit Laptops, eine Bücherwand, Projektionsfläche und Wandtafel. Und eine Chill-Out-Zone.

Sogar für eine Half-Pipe war Platz. Für die Messe ein besonderer Blickfang, für den Schulbibliotheksalltag wohl eher eine arge Herausforderung. Die Schülerinnen und Schüler, die es auf der Leipziger Buchmesse zahlreich gibt, fanden das cool. Aber auch das weitere Ambiente fand bei ihnen Anklang. Sie schmökerten auf den Sitzmatten auf der Empore oder zogen sich die Kopfhörer über.

Lehrer zeigten im Micro-Teaching mit Unterstützung von Leipziger Schulklassen, wie man in dieser Umgebung multimedial lernen kann. Nicht nur im Deutschunterricht, sondern u. a. auch in Physik, Musik und Biologie. Vor fluktuierendem Publikum und in einer bunten Geräuschkulisse war das für die Akteure gar nicht so einfach. Trotz dieser ablenkenden Momente gelang konzentriertes Arbeiten. Das Publikum – Das „Auditorium“ war bei allen Präsentationen gut gefüllt – konnte sich davon überzeugen, welches Potenzial für besseren Unterricht in der Schulbiblio- bzw. Schulmediothek steckt.

In die Podiumsdiskussion zur Situation der Leipziger Schulbibliotheken hatte sich nur der Jugendamtsleiter der Stadt gewagt, Kultusminister und ein Bürgermeister ließen absagen. Der Amtsleiter aber versprach eine Initiative zur Weiterentwicklung des Leipziger Schulbibliothekswesens. Eine gute Ausgangsbasis gibt es in seiner Verwaltung schon lange: Zwei kompetente und engagierte Bibliothekarinnen betreuen die Leipziger Schulbibliotheken.

Bevor er zur nächsten Podiumsdiskussion eilte, gab der Amtsleiter noch den Rat, dass man bei den Schulbibliotheken das schulische, pädagogische Element, das in diesem Wort stecke, noch stärker herausarbeiten müsse, um Bildungspolitiker und Kultusminister vom Wert dieser Einrichtung zu überzeugen. Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, hätte er sich auf diesem Stand davon überzeugen können, dass der studentischen Projektgruppe genau dies mit ihrem „Stundenplan“ für Unterricht in der Schulbibliothek gelungen ist.

Die Materialien der Referent/-innen werden demnächst auf der Website der Projektgruppe eingestellt.

Die Schulbibliothek wird angenommen!

Mehr Fotos!

Kurzinterview mit Projektleiterin Prof. Dr. Andrea Nikolaizig

Schulbibliotheken endlich angemessen auf der Leipziger Buchmesse vertreten

Das sollten Sie nicht verpassen.

Übrigens: Die Beschreibung einer modernen Schulbibliothek in der oberen Hälfte der o. a. Pressemitteilung ist das Fortschrittlichste, was ich in Deutschland jemals gelesen habe.   🙂

Hier der Auszug:

Die Schulbibliothek wird als unverzichtbarer multimedialer Lernort für den Fachunterricht und zum Erwerb von Medien- und Informationskompetenz in allen Schultypen bis zur Berufsschule dringend benötigt, um den folgenden Studien- und Berufsanforderungen in der Wissensgesellschaft gerecht werden zu können. Neben einer jugendgemäßen Standarchitektur, die die funktionale Bandbreite einer Schulbibliothek vom Informationszentrum über Selbstlernort bis zum Internetcafé und zur Chill-Out-Area zitiert, zeigt ein abwechslungsreiches Standprogramm, was eine Schulbibliothek zu leisten vermag.

David Loertscher ist in Deutschland angekommen!