An dem riesigen Gebäudekomplex am Rande eines Bad Vilbeler Industriegebietes fuhren wir erst einmal vorbei. Wer ein Berufsleben lang Schulen aufgesucht hat, meint, ein Schulgebäude noch im Schlaf zu erkennen. Dass der Bau nicht die Hauptverwaltung eines Konzerns, einer Großbank oder einer Gewerkschaft, sondern die „Europäische Schule RheinMain“ war, merkten wir erst, als wir schon vorbeigefahren waren und im nächsten Kreisel umkehrten. Beeindruckend war dann nicht nur dass Äußere, sondern auch das Innere: Glas, helles Holz, Aluminium, großzügige Dimensionen.
Ich will hier keinen Kongressbericht schreiben, sondern nur Randbemerkungen machen. Wer nicht da war, hat wieder einmal viel verpasst. Hans Günther Brée und die gastgebende Schule, allen voran die Bibliothekarin Renate Kirmse, haben hervorragende Arbeit geleistet. Die Referent/-innen wurden von Assistent/-innen – Schülern und Eltern – begleitet. Das war gut so, denn dass der Raum 2.19 nicht neben 2.18 liegt, erschloss sich mir nicht sogleich.
Das Interesse an Informationskompetenz ist wohl auch in Hessens Schulbibliotheken gewachsen. Die Referentin Dr. Nathalie Mertes hatte vor- und nachmittags volles Haus. Die bewährte Mischung in den Angeboten hatte LAG-Vorsitzender Hans Günther Brée beibehalten: Organisation, KJL und Leseförderung, Zusammenarbeit mit öffentlichen Bibliotheken, Praxisberichte und IKT. Neu war das Thema Datenschutz in der Schulbibliothek. Reiner Laasch vom Vorstand hat dazu eine LAG-Broschüre verfasst, deren Startauflage von 2.500 Exemplaren an die hessischen Schulen verteilt werden soll. Die 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Broschüre schon in ihrer Tagungsmappe.
Die LAG kooperierte wieder mit dem hessischen dbv-Forum-Schulbibliotheken: Die anwesenden Forum-Bibliothekare und zwei abgeordneten Forum-Lehrer (Ich zählte sechs Personen) konnten ihre zahlreichen Flyer und Broschüren am Stand der LAG auslegen, wo sie von zwei ehrenamtlichen LAGlern tagsüber betreut und am Schluss auch weggepackt wurden.
Den guten Verbindungen des Schulleiters der Europäischen Schule war es zu verdanken, dass der Kultusminister, Prof. Dr. Lorz, gekommen war. Er sprach ein sehr freundliches Grußwort und bedankte sich bei der LAG für deren jahrzehntelanges Engagement. Darüber haben wir uns sehr gefreut. LAG-Vorsitzender Brée gab in seiner Key-Note einen Überblick über die Leistungen der LAG aus fast 30 Jahren. Schön, dass der Minister das hören konnte.
Die Presse (Fotograf und Journalistin; s. u.) interessierte sich nach meiner Beobachtung ausschließlich für den Minister.
Eine Enttäuschung kann ich nicht verbergen: die beiden Schulbibliotheken – Primary und Secondary. Die Räume wurden dominiert von den Bücherregalen. Die passen zum sachlich-kühlen Gewerbegebiet-Baustil des Hauses. Wo gab es Leseecken, Gruppenarbeitsplätze, Platz für ein Klassenplenum, Computerarbeitsplätze? Die Privatschule, bei der Geld augenscheinlich keine Rolle spielt und die dem angelsächsischen Schulmodell nahesteht, sollte ihre Schulbibliotheken zu modernen School Library Media Centers weiter entwickeln.
Ich traf viele Kolleg/-innen wieder, die ebenfalls seit Jahrzehnten in ihren Schulen unermüdlich für gute Schulbibliotheken sorgen und die jetzt dabei sind, die Bibliothek an Jüngere zu übergeben.
Updates: Der Artikel in der Regionalzeitung „Frankfurter Neue Presse“ (FNP) ist, wie zu erwarten war, nicht der Rede wert. Der Journalist schreibt über Bibliotheken und Bibliothekspädagogik, seine archaische Überschrift lautet: „Buchwissen, das der Moderne trotzt“. Auf welcher Veranstaltung war der? Und warum hat er nicht mit dem Veranstalter gesprochen? Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen die FNP kompetentere Mitarbeiter hatte. Ganz anders berichtet die „Wetterauer Zeitung“.
Eine Teilnehmerin, die von außerhalb Hessens gekommen war, schrieb: „Ich bin begeistert vom Hess. Schulbibliothekstag nach Hause gekommen. Leider musste ich etwas früher gehen, denn ich musste ja noch weit fahren. Das war eine hervorragend organisierte und durchgeführte Veranstaltung. Die vielen freundlichen Helfer, die gute Planung und Bereitstellung aller Medien und Materialien, das umfangreiche und interessante Programm, das habe ich so noch nicht erlebt.“
Die neue LAG-Datenschutzbroschüre und die „key note“ des Vorsitzenden stehen auf der LAG-Homepage schulbibliotheken.de.