Lernen mit Computern ist anscheinend doch der bessere Weg? Zumindest scheint es in einer Charter School in Arizona zu gelingen, die den programmatischen Namen „Carpe Diem“ trägt. (Aus einem Horaz-Gedicht: Nutze den Tag! Bei Wikipedia erfahre ich, dass die gängige deutsche Übersetzung den Sinn nicht trifft. Es gehe um das Genießen jedes einzelnen Tages angesichts der kurzen Lebensspanne. Das wiederum trifft wohl nicht das Schulprogramm.)
Charter-Schools sind private Schulen, die vom Staat finanziert werden. Sie garantieren vertraglich (Charter) bestimmte Ergebnisse: z. B. keine Drop-Outs oder gute Testergebnisse. Diese Privatschulen können leichter innovative Konzepte umsetzen als Staatsschulen.
Carpe Diem hat in kürzester Zeit einen oberen Platz im Ranking der Schulen in Arizona eingenommen und gehört zu den 10 besten Charter Schools des Staates, im Mathematiktest für die 6. Klassen liegen sie auf Platz 1. Fast die Hälfte der 266 Schüler/-innen stammt aus sozial schwachen Familien. (Das wird abgeleitet aus der Zahl der Schüler, die das Mittagessen nicht oder nur teilweise selbst bezahlen dürfen.
Der Schulbetrieb ist an nur vier Tagen, do – fr. Fünf Lehrer/-innen und vier Hilfskräfte bilden das Kollegium.
Mathematikunterricht findet im Großraum mit Einzelkabinen statt (s. Foto). Die mathematischen Lernprogramme sind auf den einzelnen Schüler zugeschnitten. Stärken und Schwächen werden erfasst und danach richtet sich der Lernweg. Ähnlich wird bei Lesen und Schreiben verfahren. Den Content für Mathematik, Muttersprache, Naturwissenschaft und Sozialkunde liefert die Firma Education 2020.
Die Hälfte des Schultages sitzen die Schüler in ihren Carrels. In der zweiten Hälfte wird viermal in Kleingruppen zu bestimmten Themen gearbeitet und „kritisches Denken“ geübt. Das Lernen in Projekten soll ausgeweitet werden.
Die Schulleitung betont, dass die Art des Unterrichts vor allem für hoch-motivierte, diszipliniert lernende Schüler günstig sei. Die Schüler selbst sagen, dass es anstrengend sei. Sie schätzen aber die gute Betreuung und das auf jeden Einzelnen zugeschnittene Lernprogramm. Die Zahl der Aussteiger, die an der Schule nicht zurecht kommen, ist relativ hoch. Andererseits gibt es Schüler, die das Highschool-Pensum schneller schaffen oder zusätzlich Kurse am College belegen.
Die Kritik: Das Curriculum sei auf das Bestehen der Abschlusstests hin programmiert und die musischen Fächer kämen zu kurz.
Was für eine furchtbare Vorstellung von Schule. „Die Hälfte des Schultags sitzen die Schüler in ihren Carrels“ Wo ist die Kommunikation, wo sind soziale Fähigkeiten? Bewegung, Interaktion? Wie schrecklich, dass viele Menschen so arbeiten müssen. Dies aber als Standardlernsetting für Schüler zu konzipieren ist doch furchtbar. Ich könnte mir das an einem halben Tag wöchentlich vorstellen oder einen Monat lang im Schuljahr, aber doch nicht so!