Durch Geldsegen Menschen glücklich machen, ist eine vornehme Aufgabe der Politik. Nicht nur Banker sind Menschen, auch Kinder aus einkommensschwachen Familien. Denen wollen SPD und Linke in Brandenburg mit einem Gesamtbetrag von 1 Million, wachsend auf 5 Millionen jährlich, in Klasse 11 und 12 monatlich einen Zuschuss geben, damit sie Abitur machen. (Laut rbb-Nchrichten vom 25.5.2010 6 Mio. €!) Die Bildungsökonomen behaupten zwar, dass es effizienter sei, in Kinder im Vorschul- und Grundschulalter zu investieren. Auch der Spott des Landesschülerrats („Naiv“) bringt Rot-Rot nicht zum Nachdenken. Der Finanzminister verzichtet auf eine Kontrolle der Zuschüsse („Müssen keine Quittungen für Bücher oder Laptops vorlegen“). Jugendpolitiker Torsten Krause, für die Postkommunisten im Landtag, legt noch eins drauf: „Glückliche Menschen lernen besser“, sagt er. Und wenn der Kauf von Kinokarten und Musiktiteln glücklich mache, dann seien die BaföG-Mittel dafür gut angelegt. So berichtet zumindest die PNN v. 25.5. Von der ihm kurz zuvor von mir unterbreiteten Idee, die Millionen in Schulbibliotheken zu investieren, hält er demnach nichts.
Es ist etwas anderes, wenn die Hertie-Stiftung bei ihren verdienstvollen Stipendien für Schüler/innen aus Migrantenfamilien auch den Kauf von Kinokarten ermöglicht. Die Stipendiaten werden aber von einem „Coach betreut, erhalten Taschengeld nach Notenschnitt und müssen Rechenschaft über die Auslagen“ ablegen.
Update 3.6.10: Gerade hat die rot-rote Koalition diese Lieblingsidee des Ministerpräsidenten beschlossen, da verkündet der Finanzminister eine Haushaltssperre.
Update 5.1.11: Und schon gilt Platzecks Taschengeldidee als großer Erfolg.
Nachtrag 2.10.13: Eine wissenschaftliche Studie der FH Wildau hat ergeben, dass die Mehrzahl der befragten Zuwendungsempfänger (Eltern/Schüler?), die Zuwendung gut findet. Etwa die Hälfte gibt an, ohne die Zuwendung kein Abitur gemacht oder kein Studium begonnen zu haben. „Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Förderung und Wahl des Bildungsweges ist aufgrund der Höhe der Förderung nicht feststellbar“, sagen die Forscher. Danach, wofür das Geld ausgegeben wurde, war nicht gefragt worden.
Nachtrag: Brandenburger Schülereltern bezahlen schon mal mehr als 200€ für die Schulbücher eines Schuljahres. In der Oberstufe dürfen sie auch noch einen Taschenrechner im Wert von 150€ kaufen. Den Bedürftigen unter ihnen winkt aber dann in Klasse 11 das monatliche Taschengeld für Sohn/Tochter.
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